Die Gefährten...

Eine Reise auf der anderen Seite der Kugel!

 

 

 

 


24. November 2018, 15:26

Auckland 3 - 20.11.2018 -

Blitzschneller Kontakt mit den Menschen auf der oberen Halbkugel. Früher, zu Zeiten Captain Cook und auch noch viel später, bis in unsere jüngst Zeit hinein, war das schier unmöglich. Dann hat das Internet unsren Planeten zum Dorf gemacht. Bei vielleicht allen möglichen Nachteilen, die so eine Errungenschaft mit sich bringt, sehe ich darin einen entscheidenen Vorteil. Da kannst du 'mal-eben' videobotschaften, bloggen oder Filmchen unter die Leute bringen. Auf die sie ohne Netz lange warten müssten. Skype-Anruf einmal rund um die Kugel und alle sind wieder auf dem neuesten Stand. Insofern ist NZ virtuell gesehen gar nicht so weit vom Schuss. Auch wir, die daheimgebliebene Schokobiene und ich, nutzen das Medium an diesem Morgen. Wir tauschen die neuesten Neuigkeiten aus. Wobei ich zugegebenermaßen in einer Tour plappere. Mag daran liegen, dass ich mehr Output habe, weil ich vor Ort gewissermaßen auch mehr abwechslungsreicheren Input habe. Währenddessen in der Heimat der Alltag grassiert und der besteht für die Schokobiene vornehmlich aus Maloche.
Inzwischen kann ich ganz gut mit dem ÖPNV Aucklands. 5,50 NZDollar für das Einfachticket aus der Tasche kramen und dem Fahrer (oder der Fahrerin) beim Aussteigen den verbindlichsten Dank aussprechen. Wettertechnisch soll es sich heute eher unbeständig entwickeln. Das macht mir nichts, ich besuche das War Memorial Museum. Da könnte ich eine ganze Woche verbringen. Die Vielseitigkeit ist unbeschreiblich und damit wächst auch die Gefahr, alles wieder zu vergessen. Also notiere ich zur Erinnerung: Maorimasken, Boote und alle möglichen andren Gegenstände ihrer Kultur, Schmetterlingsausstellung, Kunst aus Asien, Urzeit mit Dino und Großvögeln, die stattliche 3 Meter erreichten, Spitfire, Kanonen und eine V1, deren ganze Serie im zweiten Weltkrieg London terrorisiert hat. Vier Stunden Rundgang einschließlich dreißig Minuten Maorigesang nebst Tanz einlagen. Alles live. Zungen wurden beim Kriegstanz rausgestreckt. Überhaupt die Performancer erwiesen sich als höflich interessiert und befragten ihr Publikum aus welchen Ländern sie herkämen. Es stellte sich heraus: Von überall her. Ich meldete mich als einziger Vertreter des deutschen Volkes und wurde mit einem akzentfreien 'Guten Tag' begrüßt. Nach dieser mir und allen anderen Anwesenden zuteil gebrachten Ehre begannen sie mit ihrer Vorstellung. Eine sehr gelungene übrigens, mit Pep und Rhytmus.
Die Tätowierung. Das ist so eine Sache. Kann man mögen, muss man aber nicht. Nun ist es so, dass die Maori nahezu alle dieser Art von Körperkunst zugeneigt sind. Allerdings irritiert mich, dass die Tänzerinnen um den Mund herum noch ein Spinnennetz ähnliches Gebilde eingepiekst bekamen. Während ich noch darüber grüble, ob so etwas nicht beim Knutschen eher abschreckend sei, hüpfen die Darsteller eifrig hin und her, werfen mit Stöcken, die sie sicher auffangen und singen dabei in der Sprache der Maori, die keiner der Zuschauer verstehen dürfte. Insgesamt sind besonders die Damen recht mollig. Und, das fällt mir allgemein jetzt auf, es scheint, dass ein runder Bauch schick ist. Hm, so eine Art Statussymbol? Nach dem Motto: Wer nix hat, den erkennt man an 'keine Wampe'. Sozusagen symbolisert das Hüftgold die Güte der Mitgift. Da greift man zu, wenn es kein Hungerhaken ist. Ich mag mich mit der Einschätzung täuschen, es ist auch nur meine ganz persönliche Wahrnehmung.
Das War Memorial würde ja nicht so heißen, wenn es nicht der Kriege gedenke. Ob nun den Südafrika Kriegen des vorletzten Jahrhunderts, dem ersten oder zweitem Weltkrieg. Es wurde ziemlich viel gruseliges zusammengetragen und auch wenn es nur Exponate sind, Fundstücke vom Schlachtfeld, persönliches der Krieger, schnürt es mir den Hals zu. Und auch die Tatsache, dass immer noch viele Spinner durch die Welt laufen, die das alles garnicht so schlimm zu finden scheinen. Ein 'Vogelschiss' in der Geschichte ist das hier bestimmt nicht. Mit derartigen Äußerungen uriniert solch ein Schwätzer verbal auf die Gräber der Opfer.
Das Museum birgt auch erfreulicheres. Kinder können hier experimentieren. Ganze Schulklassen wanderen durch die Etagen. Sie malen Ausstellungsstücke nach, justieren Mikroskope und machen sich neugierig über die etlichen Schubladen her, in der die Wissenschaft sozusagen ihre Schätze abgelegt hat. Selbst die Kleinsten der Kleinen tauchen in die mysteriöse Welt ein. Hand in Hand und im Gänsemarsch durchkämmen sie die Hallen. Eine nach der anderen. Ob was hängen bleibt? Möglicherweise ist solch ein Anschauungsunterricht nachhaltiger als schnöde geistige 'Trockenübungen'. Garantiert hätte mir das zu meiner Schulzeit nicht geschadet. Nur, wie gesagt, die Aufnahmefähigkeit ist begrenzt und ich brauche erst einmal einen Kaffee mit einem saftigen Stück Blueberrytarte.
Der Regen rinnt die Scheiben herab und ich beschließe nochmal eine Runde im Trocknen zu drehen. Das Wetter ändert sich jedoch schnell. Tatsächlich ist es wenig später trocken und ich mache mich auf den Weg, durch den Park hinunter bis zum Campus der Uni Auckland. Auf einem Baum hockt ein Papagei und führt Selbstgespräche. Als er sich von mir etappt fühlt, kraxelt er in die Krone und ist nur noch schemenhaft zu erkennen. Obwohl seine Kopffedern rot sind. Schade, denke ich.wäre doch ein schönes Foto von dem Kerl geworden. Jetzt glaubt's mir bestimmt keiner. Der kleine Pfad wird von Bäumen gesäumt. Die Äste ragen weit in den Weg hinein und verschränken sich förmilich. Und das in Kopfhöhe eines Erwachsenen von durchschnittler Größe. Der aufrechte Gang hochgewachsenee Basketballspieler, oder auch Fahrradfahren würden unweigerlich zur Kollision führen. Allerdings sehe ich selten Basketballer und auch Radfahrer sind in dieser Gegend eher die Ausnahme. Der Campus ist weitläufig. Er beherbergt diverse Fakultäten, Justitia trifft Kunst, Wirtschaft auf Wissenschaft. Die verglaste Fassade des Hauptgebäudes (ich nehme an es ist das Hauptgebäude) spiegelt das wilde Spiel der Wolken wider. Auf den anderen Straßenseite scheint ein UFO gelandet sein. Das Gebäude erinnert entfernt an ein Flugobjekt der Star Wars Filme. Den Kontrast dazu bilden Gebäude im Kolonialstil. Im angrenzenden Albert Park, eine Art NY Central Park im Miniformat, gönne ich mir eine kurze Rast. Einige moderne Hochhäuser säumen das Gelände und bieten mir ein willkomenes Fotomotiv. Das stets unterschwellige Summen der City dringt herüber, dazwischen mischen sich die Geräusche eines Stadtparks. Das sind das Plätschern des Brunnens, das Zwitschern der Vögel, die Schritte der wenigen Leute, die sich ansonsten mit ihren Smartphones unterhalten, oder einfach nur drauf herumtippen - und ich mit meiner Filmkamera an der Schulter und einer kühnen Kappe auf dem Kopf. Utensilien die mir beinahe das Aussehen eines Moviemakers verleihen. Der ein oder andere Passant blickt dann auch verstohlen zu mir herüber. Man könnte ja ins Prgramm kommen. Kinder sind da schon offener. Gestern stürmte eine Horde zu mir herüber. Die Kerlchen mochten so kurz vor zehn gewesen sein und begrüßten mich mit einem lockren "Hello TV, how do you feel today". Unsereins ist noch voller Respekt vor der Film und Fernsehbranche aufgewachsen. Nie hätte ich es gewagt, einem Kameramann mit einem "Na wie geht's Alder, machse tolle Fottos" begrüßt. Immerhin haben mich die Rabauken nicht umgerannt.
Nach all diesen Erlebnissen mache ich mich auf den Weg zurück. Meine Sorge gilt der Qualität der Aufnahmen und, dass ich mich nicht doch noch mit dem Bus verfahre.

Redakteur

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24. November 2018, 15:25

Auckland 2 - 19.11.2018 -

Der Bus braucht etwa 35 Minuten bis Downtown. Mit etwa vier Euro ist man dabei. Es geht sogar noch billiger (Monatskarte, Rabatte usw.). Busfahren ist hier anscheinend sehr beliebt. So sehr, dass jeder sich beim Aussteigen beim Fahrer bedankt. Laut und deutlich. Habe ich bei uns noch nicht feststellen können. Ansonsten sind die Fahrgäste - wie gewohnt - beschäftigt. Mit ihren Smartphones. Damit vergeht die Zeit schneller. Für mich aber auch, ich habe zu gucken. Neue Eindrücke machen sich immer gut für's Gehirn. Laden, laden, laden. Alle Informationen hinein in den großen Speicher. Da bleibste fit, wenn du es denn behalten kannst. Damit ich es behalten kann, schreibe ich sie noch auf. Rund um das City Centre ist's wuselig. Das City Centre befindet sich im übrigen dort, wo der Aussichtsturm (der Sky Tower) steht. Von dem man runterspringen kann. Am Seil. Bungee nennt sich das. Diese Freizeitbesprechung mit Kotzgarantie für Weichspüler soll angeblich in NZ erfunden worden sein. Wenn nicht spielt's auch keine Rolle. Für mich bleibt's ohnehin ein Rätsel, warum Sprünge vom Turm bei manchen Zeitgenossen einen Kick hervorrufen.
Roundtrip-Mitfahrgelegenheit gesucht. Die Tourbusse der 'gelben Linie' scheinen ganz passabel. Rein wirtschaftlich gesehen, also für die Urlaubskasse und überhaupt, spielt die Wahl der Farbe eh keine Rolle. Eine Tiki Tour (so nennen die NZler Sightseeing zu interessanten Locations) soll's also sein. Na dann. Rein in den Liner und ab geht's. Einschließlich Kommentar vom Band. Den ich nicht immer verstehe, weil einige aufgeregte Touristen ihn mit ihrem Gequatsche übertönen. Dank der etlichen Aussteigemöglichkeiten sind sie glücklicherweise auch bald wieder verschwunden.
Ausblicke sind gefragt. Vornehmlich die auf die Skyline. Dafür fährt man ein Stück 'vor die Tür'. Über den Tamaki Drive. Oder zum Michael Joseph Savage Memorial. Da schuckeln die 'Gelben' hin. Über so manche Bodenwelle, die das ohnehin schon langsame Durchschnittstempo noch mehr verlangsamen soll. Vom Hügel des Savage Memorial ist der Ausblick grandios. Der war schon immer so. Die strategische Bedeutung liegt auf der Hand. Einst - in einer Epoche weit vor den Touristenscharen - standen hier Kanonen, nebst Befestigungsanlage. Im Zeitalter GPS-gesteuerter Abwehrraken dürften Kanonen nur noch dazu dienen sprichwörtlich auf Spatzen zu schießen. Kurzum sie wurden überfällig und mussten weichen. Die Spatzen sind noch glücklicherweise reichlich vorhanden.
Der Herr Savage war übrigens der erste Labour Prime Minister NZ. Ihm zu Ehren wurde einst ein Obelisk aufgestellt. Das Bauwerk steht noch heute und ist Landmarke. Unzählige Touris fertigen um ihn herum Selfies an. Ich auch.
Unterhalb des Obelisk. Zwei fortgeschrittene Oldies lassen auf dem kleinen, künstlich angelegten Teich ein fernlenkbares, mickriges Motorboot kreisen. Sie haben anscheinend einen kindlichen Spaß dabei. Ich schaue ein wenig ihrem Treiben zu. Eigentlich mache ich mir nichts aus fernlenkbaren Motorbooten. Doch benehmen sich die beiden Alten so putzig, dass ich mal wieder nur staune, wie erquikend derartige Hobbies sein können. Warum ich kein fernlenkbares Motorboot zu Wasser lasse?
Die Aussicht ist ausgenossen und der nächste 'Gelbe' ist meiner. Der schafft es bis zum War Memorial Museum. Das befindet sich auf einem der Hügel über der Stadt, umrahmt von weitläufigen Rasenflächen. Die meisten Hügel sind übrigens die Auswürfe inzwischen

Redakteur

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24. November 2018, 15:24

Auckland 1 - 18.11.2018

Drei Stunden vor Auckland. Das kommt einem ja schon angesichts der Gesamtflugzeit von 15 Stunden vor, als sei man mal kurz um die Ecke. Ist man aber nicht. Anflug. Regenwolken, Auckland. Viel Wasser. Eine Stadt von Wasser umringt. Boote, kleine Werften sind von hier oben zu sehen. Dann die Landung. Der Flughafen ist gegen Dubai ein Puppenstübchen. Dementsprechend flott geht es mit der Abfertigung voran. Sowieso funktioniert fast alles vollautomatisch. Pass auf den Scanner legen, in die Kamera schauen - grimmig!!! -dann öffnet sich im Idealfall die Schranke und du bist durch. Bei der Kofferkontrolle wird es aber nochmal spannend. Bloß keine Nahrungsmittel, oder auch verdreckte Outdoorutensilien einführen. Zelte zum Beispiel, die man zuvor im Monsumregen abgebaut hatte, der über den indischen Dschungel niederging. Nein, nein, so etwas mag der Neuseeländer nicht, soweit er für die Grenzkontrolle zuständig ist. Vor der großen zolltechnischen Inquisition gibt es allerdings noch eine Art offenen Beichtstuhl. Dort kannst du dem Officer (männlich wie weiblich) deine umweltrelevanten Sünden kundtun. Bis dahin wir nur ausgemustert, weggeworfen. Danach, drei Meter weiter, bei der Endkontrolle, da allerdings heißt es Löhnemann und Söhne. Im Falle des Falles. Soll vorkommen. Selbstverständlich werde auch ich befragt, ob ich irgendetwas im Gepäck führe, was da nicht behördenkonform ist. Hab ich nicht. Oder? Ein bisschen unsicher werde ich dennoch, frage den Einwanderungsoffizier, ob meine Laufschuhe zu den bösen Waren gehören. Er meint lapidar, ob ich damit durch eine Farm gelaufen sei, oder Urwald oder ähnliches. Natürlich nicht - ich bin kein Farmer und wohne in Duisburg. Urwald ist da auch nicht.
Jedenfalls passiere ich unbehelligt die Kontrollen. Und, das finde ich jetzt allerdings ein bisschen schade, hat man auch keinen Anspruch mehr auf einen Einreisestempel. Ist ja nun alles digital. Keiner hat mehr ein Farbkissen, keiner siegelt und keiner guckt dir ins Gesicht. Von der Kamera mal abgesehen, nur die zählt ja nicht.
Der laubfroschgrüne Shuttlebus der ebenso laubfroschgrünen Wohnmobilvermietergesellscha​ft ist schnell da. Ich kann gerade noch meine Tasche hieven. Ein paar Minuten, dann stehe ich vor einer kräftig gebauten Neuseeländerin, in deren Urfamilie sicherlich einige Maori am Fortpflanzungsprozess beteiligt waren. Die Leute haben hier anscheinend großes Vertrauen in die Kunden. Ich bekomme den Schlüssel ausgehändigt. Man sagt mir was ich zu tanken habe und wie dies und das funktionieren müsste, dann kann ich vom Hof. Das Auto ähnelt einem Auslieferungsfahrzeug eines bekannten Paketdienstes, nur dass es nicht gelb sondern froschgrün ist. Ansonsten ist es gleich gut, oder schlecht, wie man will, in Schuss. Es mufft ein wenig und ich bin den Nachmittag damit beschäftigt Luft in die Kiste zu lassen. Was toll funktioniert, denn: es ist ein ziemlich warmer Frühlingstag. Die Vögel feiern den angerückten Lenz und piepen in einem fort. In meiner unmittelbaren Nachbarschaft (auf dem Campingplatz) tummeln sich jungverliebte Jugendliche, lachen laut und trinken irgendeinen Alkohol. Bestimmt jedoch kein Bier. Das schmeckt übrigens gut. Ich genehmige mir ein paar Fläschchen. Eine Elsternart leistet mir Gesellschaft. Ich bringe vorsichtshalber mein Getränk in Sicherheit.
Es fühlt sich schon merkwürdig an. Im Ruhrgebiet laufen die Leute in Martinszügen bei Null Grad durch die Straßen und hier, lässt das Frühjahr sein blaues Band durch die Lüfte flattern. Sozusagen. Eigentlich müsste ich ja über den Weihnachtsmarkt gehen und nicht am andren Ende der Welt unangenehmen Novembertagen aus dem Weg gehen.

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