Die Gefährten...

Eine Reise auf der anderen Seite der Kugel!

 

 

 

 


01. Dezember 2018, 11:01

Von Hot Water Beach nach Matamata - 29.11.2018 -

Entlang der Küste. Der Verkehr, den ich bei der Coromandel Rundfahrt schon fast vermisst habe, ist da. Die Coromandel Runde ist übrigens eine anspruchsvolle Bikertour, aufgeteilt in ca. 20 km Etappen, dann ist spätestens jeweils ein Rastplatz vorhanden. Eine Pause braucht man nach allem was der Mopedfahrer schätzt: Steilwandähnliche Haarnadelkurven, dass die Fußrasten Funken sprühen, Fliehkräfte mal live, kaum mal lange Geraden. Die wären ja langweilig. Am Straßenrand nun die Schilder mit besorgten Hinweisen, man möge doch mit allem unmöglichen rechnen. Ich fahre kein Bike, ich fahre Tin Can. Das ist mindestens genauso anstrengend, und ermüdend. Die kleine Rostlaube marschiert nur immer dann gut, wenn es bergab geht. Ansonsten sehe ich mich gezwungen, dem Schnelleren hinter mir Platz zu machen. Eigens dafür gibt's kleine Buchten. Und dann rauschen die LKW mit ihren über 40 Tonnen an mir vorbei und der Sog zieht an der Tin Can, als wollten die Brummis mit ihr knutschen. Es wackelt, Hallihallo-die-Enten, was für ein Rausch!
Hinter der einstigen Metropole des Flachshandels und dem heutigen Rentnerparadies, Tauranga, am türkisschimmernden Bay of Plenty gelegen, geht's ins Landesinnere. Die Autos brausen, drücken von hinten und es bleibt mir wenig Zeit, die Landschaft zu genießen, geschweige denn Fotos zu machen. Eigentlich gibt es jetzt überhaupt keine Parkplätze mehr, von denen aus ich hätte in Ruhe hätte gucken können. Will man halten, dann am besten auf den engen Seitenstreifen, auf denen nur Schotter liegt. Ist aber auch nicht immer die beste Idee. Irgendwo treffe ich an solch einer ungünstigen Stelle auf ein ausgebranntes Fahrzeug. Es liegt 'ne Menge Müll drin und durch den Unterboden wächst Unkraut. Daraus schließe ich, die Karre gammelt dort schon lange vor sich hin. Das Wrack ist nicht das erste am Straßenrand, welches da seine letzte Ruhesätte gefunden hat. Vielleicht lässt man Schrotthaufen bewusst am Ort des Geschehens - zur Abschreckung.
Eine Kurve noch, dann tut sich vor mir urplötzlich eine weite Ebene mit sanften Hügeln auf. Als hätte sie ein Riesenmaulwurf in einer Wiese aufgeworfen. Das Mamaku Plateau. Die Weiden tragen Tiefgrün und sie sind mit Schafen bevölkert. Die Tiere gönnen sich saftige Gräser, während alle Welt an ihnen vorbei rauscht, als sei der Teufel hinter ihr her. Immerhin bedanken sich die andren Verkehrsteilnehmer, hupen freundlich oder lassen die Blinker leuchten, sobald ich in einer Ausweichbucht auf das Ende der Schlange harre. Andrerseits zuckeln sie auch geduldig hinter mir her, wenn der Tin Can die Puste ausgeht. Vorbildlich!
Matamata. Der Ort ist hübsch, die Häuser haben eine Etage, die Vorgärten sind gepflegt, ich fahre an ihnen vorbei. Das heißt keineswegs, dass ich sie ignoriere. International bekannt dürfte Matamata allerdings nur aus einem Grund sein: Peter Jackson drehte hier die Szenen über das liebliche Auenland, das Zuhause der Hobbits, wo die Welt noch in Ordnung ist und das wichtigste im Leben genug zu essen bedeutet, eine leckre Pfeiffe und ein guter Krug Butterbier (J.R.R.Tolkiens Verfilmung 'Der Herr der Ringe' und 'Der Hobbit').
Das Movieset befindet sich etwas ausserhalb. Man muss anfangs schon ein wenig suchen. Die Wegweiser wurden erst hinter der Stadtgrenze aufgestellt, dann allerdings gefühlt alle 200 Meter. Über den Grund kann ich nur spekulieren. Vielleicht will man sich die Ringgeister (weder tot noch lebendige Wesen, ehemalige Könige, die dem dunklen Herrscher dienen und den einen Ring - 'nie aufhören ihn zu jagen' - nachstellen) vom Leibe halten und führt sie in die Irre. Na ja, scheint Blödsinn, doch eine andre Erklärung erschließt sich mir gerade nicht.
Ich platze vor Neugier, fahre schon mal zu die Hobbits. Erst morgen bin ich sozusagen akkreditiert, darf Bilbo Beutlins 'Höhle' besuchen. Doch ich möchte jetzt schon mal sehen, was auf mich zukommt. Eigentlich ist das klar: Leer ist anders. Etliche Herr-der-Ringe-Tour-Busse laden ihre Fahrgäste ein und rauschen im 20 Minuten Takt in des (abgesperrte) Gelände zu einer zweistündigen - gar nicht so unerwarteten - Reise. Für alle, die mit den Hobbits weniger an der Mütze haben, der erste Teil der Hobbit-Trilogie heißt ...
... ja, richtig: 'Eine unerwartete Reise'. Der Zauberer Gandolf klopft an Bilbos Tür und das Abenteuer nimmt seinen Lauf (nachzulesen im empfehlenswerten Buch 'Der kleine Hobbit').
Vor dem Tor zu 'Mittelerde' treffen sich die Nationen dieses Globus' zum Hobbit-Flash-Mob. Das dürfte heftiger ausfallen als eine Ringgeisterheimsuchung. Der Souvenierladen ist knallvoll. Die Kassiererinnen tippen, was die Tasten hergeben und so mancher Dollar wechselt ins Merchandising. Verglichen mit ähnlichen Sets in der mir bekannten Welt (Disney, Babelsberg usw.) sieht das hier doch alles etwas putzig aus. Fast schon familiär. Umso erstaunlicher, dass Besucher-Parkplätze kostenlos sind (ist mir häufig im Verlauf meiner bisherigen Tour durch NZ aufgefallen). Allem Trubel zum Trotz verhält sich das Personal gechillt. Sollte es sein, dass sie eine ordentliche Portion Tabak aus Bilbos Pfeiffe geraucht haben? Oder, noch besser, Gandalf, der Zauberer, allen einen Keep-cool-guys-Trunk verabreichte. Morgen werde ich mir das Schauspiel mal aus der Hobbitperspektive ansehen. Für heute habe ich genug und navigiere zum Campingplatz. Die Dame an der Rezeption spricht einen sehr breiten Dialekt. Doch ich bin mir sicher, es ist nicht 'elbisch'. Es ist eine Art englisch. Entfernt. Die gute zieht die Silben in die Länge wie ein Gummiband, sie benutzt mir unbekannte Redewendungen und ist somit kaum zu verstehen. Für mich jedenfalls. Ähnlich geht es mir gelegentlich im tiefen Bayern, oder im ganz hohen Norden Deutschands. Ach ja, da fällt mir ein: Es gibt ja junge Menschen, die nach NZ Work & Travel reisen. Vermtlich auch, um sich vom Schulenglisch zu befreien und dem Status der Native-Speaker näher zu kommen. Mit Verlaub, wenn dieser Slang Amtssprache wäre, als Englischlehrer/innen würden sie sich anschließend kaum eignen. Dennoch, alle sind sehr aufgeschlossen, freundlich und überhaupt ... alles ist anders als bei uns.

Redakteur

Kommentare (0)

Kommentieren


28. November 2018, 21:23

Der Felsen mit dem Loch, Cathedral Cove - 28.11.2018 -

Die offene Höhle ist nur mit dem Boot oder zu Fuß erreichbar. Für Leute, die sich bewegen wollen und ein bisschen Fitness mitbringen, empfiehlt sich der Wanderweg. Er ist teilweise naturbelassen und nur ein ausgetretener Pfad, dann aber wird er zum geteerten 'Highway' für Fußgänger. Doch es bleiben immer noch (wenn auch nur wenige) Ausweichmöglichkeiten durch den Busch. Klar, die nehme ich, bin aber nach einigen Metern wieder viel zu schnell auf der 'Autobahn'. Immerhin ist wenig los. Ich bin wieder früh unterwegs und am vormittag sind noch nicht so viele Leute auf den Beinen. Die Ausblicke auf die Bucht sind überwältigend. Es tun sich unzählige Aussichtsmöglichkeiten auf. Mit oder ohne Vegetation im Vordergrund. Mit oder ohne Touristen. Das Wasser in den Buchten schimmert türkis und die Strände sind in zartrosa von kleingeriebenen Muschelschalen gefärbt.
In einer ehemaligen Lichtung wurde ein Erinnerungshain für die Gefallenen des I. Weltkriegs aufgeforstet. Der Bewuchs ist noch relativ niedrig. In den angrenzenden Wäldern erheben sich aber wieder die gewohnten Farne, Kirschlohrbeerbäume, Nadelhölzer in prächtiger Höhe und dazwischen erscheinen immer wieder blühende Blumenfelder. Der Weg ist teils steil und so manch Übergewichtige prustet und ächzt bedenklich. Nach etwa einer Stunde steigt man die letzte Treppe hinab zum Strand. Und da haben sich alle wieder versammelt. Die langsamen und die weniger langsamen. Das Publikum ist international und somit auch die Hinweise auf den Warntafeln. "Steinschlaggefahr", steht da unter anderem in deutsch. Der Strand ist schmal und hohe moosbewachsene Wände begrenzen ihn. Einige Bäume klammern sich mit ihren starken Wurzeln im Gestein fest.
Der Felsen mit dem Loch in der Mitte und der anrauschenden Brandung lockt indes alle Anwesenden hinein. Je nach Welle, schwappt's über unsre Füße und jeder ist bemüht ein halbwegs trockenes Plätzchen zu ergattern. Die Zeit der Selfies ist gekommen. Vereinzelt schwimmen Leute hinaus und filmen sich mit einer GoPro. Manchmal tut mal halt verrückte Dinge. Ich verkneife mir einen Stunt. Benehme mich wie die meisten. Fotografiere links, rechts, oben und unten, stolpere über Meerjungfrauen und andere Sonnenanbeter. Mitten im Getümmel hat ein Maler seine Leinwand aufgestellt und zeichnet unbeirrt die Felsen in der Sonne. Wie langweilig, es gäbe hübscheres.
Ein Pulk Kajaks taucht auf, mit heftig rudernden Menschen drin, die unbedingt Kurs halten wollen. Wenn ich sehe, wie das abgeht und manche von der Brandung überrascht werden, indem sie kurzzeitig untertauchen, muss man schon wasserfest sein. Zwar träfe das auf mich zu, aber nicht auf meine Filmkamera, die Smartphones und was ich sonst noch im Rucksack mit mir herumschleppe. Viel angenehmer wäre da schon ein Segeltörn. Da bleibt man halbwegs trocken. Ein kleiner Zweimaster taucht zwischen den Lavafelsen auf, die vor der Bucht aus der Brandung emporragen und so auch zu Wellenbrechern werden.
Wie ich höre, ist das Örtchen Hahei auch ein beliebter Tauchertreff. Kann ich mir bei guten Sicht da draußen durchaus vorstellen. Es ist Flut und erst gegen 18:00 könnte man noch etwas weiter am Strand entlang gehen. So lange wird heute keiner warten, denn gegen nachmittag türmen sich dunkle Wolken über uns auf, die sich in einem sommerlichen Gewitter entladen. Da sitze ich bereits wieder trocken und sicher in meiner Tin Can.

Redakteur

Kommentare (0)

Kommentieren


28. November 2018, 21:22

Eisenbahnfahrt und Fußbodenheizung - 27.11.2018 -

Der erste Zug startet um 09:00. Gute Zeit. Vorteil: Es dürfte noch nicht so viel los sein, an der Kasse. Außerdem haben wir so eine Art Vorsaison. Ferien sind keine, ergo fehlen - vorerst - tobende Kinder. Die sind ja eigentlich immer gern dabei, wenn es um Miniaturbahnen geht. In dieser kann man sogar sitzen. Geplant und gebaut (größtenteils per Hand) wurde die Bahnanlage von einem gewissen Barry Brikell. Er war ursprünglich Lehrer, entschloss sich jedoch Profitöpfer zu werden, weil der Lehrberuf ihm keinen Spass machte. Töpfer schien ihn aber nicht auszufüllen, denn er ging sozusagen auch unter die Eisenbahningenieure. Das war 1973. Die Schmalspurbahn ackert sich inzwischen 3 km durch dichte Botanik, passiert drei kleine Tunnels, überwindet mehrere abenteuerlich anmutende Brückenkonstruktionen und eine Steigung von 7 %. Der Bau dürfte enorm aufwendig gewesen sein, denn das Gelände ist steil und uneben. Außerdem war es vor der Inbetriebnahme total verwildert.
Das Ding zuckelt los, rumpelt über Schienenstöße und quietscht durch enge Kurven. Manchmal endet der Schienenstrang kurz vor dem Abgrund, dann setzt der Zug zurück und hangelt sich entgegen der Fahrtrichtung den nächsten Streckenabschnitt hoch. Die Lokomotivführerin ist ständig in Bewegung. Abspringen, Weiche umlegen, aufspringen, hupen und weiterfahren. Das Spiel wiederholt sich einige male. Es geht im Schneckentempo voran. Eile ist nicht geboten und doch gibt es sowas wie einen Fahrplan, der pünktlich eingehalten wird. Um den Bahnbetrieb noch etwas interessanter zu gestalten, fahren zwei Züge hintereinander. Der eine ist leer.
Vor drei Jahren verstarb der Eisenbahner und Töpfermeister. Sein Sarg wurde, was denn sonst?, per Bahn zu seiner letzten Reise den Berg hinauf transportiert. Am Rande der Trasse setzte man ihn bei. So sei er immer noch 'in seinem Atelier' witzelt die Zugführerin. Das dürften die gesamten 22 Hektar Berghang sein. Unterwegs sind unzählige Tonfiguren aus der Schaffenszeit des Künstlers aufgestellt. Kleinere Hänge wurden mit aufgeschichteten leeren Weinpullen abgestützt. Die Tunnelportale hat man übrigens mit fantasievoll gestalteten Tonfliesen verziert.
Noch heute sind die Driving Creek Potteries ein Hotspot der Tontöpferszene. In seinen Studios entstehen immer wieder neue Exponate, wie auch Gebrauchsgegenstände. An der Endstation, hoch über dem Wald, erklimmen wir die Stufen einer mehrstöckigen Aussichtsplattform. Von hier aus eröffnet sich ein überragender Blick auf die unter uns liegenden Buchten mit ihren aus dem Meer herausragenden Lavatürmen und Felsen. Wenn man sich sattgesehen hat, geht die Fahrt wieder bergab. (www.drivingcreekrailway.co.​nz).
Die Fahrzeuge sind übrigens auf dem modernsten Stand der Technik. Was man zunächst einmal nicht meinen sollte, denn sie machen einen fragilen, rumpligen Eindruck. Sieht man jedoch wie sorgfältig die Chassis getestet werden, bevor sich ein Passagier hineinsetzen darf, kann man getrost auf die Sicherheit vertrauen. Zu besonderen Anlässen ist der erste Zug, der 'Elephant', nochmal im Einsatz, mit ihm begann Barry sein Eisenbahnabenteuer.
Die Kinder kommen. Es ist die gefürchtet geballte Power einer Schulklasse im schlimmsten Alter. Alle sind aufgeregt, führen Papier und Malsachen mit sich. Die Schüler und Schülerinnen tragen Schuluniform. Kennt man sich aus, weiß man sofort zu welcher Schule sie gehören und welche Klasse sie besuchen. Ich mache mich aus dem Staub.
Irgendwann fahre ich durch ein schier unendliches Feld von Yasminsträuchern. Ein betörender Duft macht sich breit und da es sonnig und trocken ist, habe ich das Fahrerfenster geöffnet und atme mal tief durch. Frühling in NZ. Zuhause gibt's gegen kalte Füße Glühwein.
Und schon komme ich an. Auf der anderen Seite der Halbinsel. Nach einem Zwischenstopp in Whitianga, einem schicken Ort mit Palmenpromenade, Clubs und feinen Restaurants, sowie einem weiteren Verschnaufpäuschen in Hahei (ganz in der Nähe befindet sich die Cathedral Cove - mach' ich morgen) am Strand, bin ich in Hot Water Beach. Die Rezeptionistin checkt mich ein und deutet auf die Schaufeln, die neben dem Eingang hängen. Als Club Mitglied könne ich eine mit zum Strand nehmen. Kostenlos. Ungläubig sehe ich tatsächlich gestandene Männer und reife Frauen mit Schaufeln in der Hand. Was um alles in der Welt machen Erwachsene mit Schippchen? Was geht ab? Ein Sandburgenbauwettbewerb etwa? Das ist mir doch zu dumm. Ich will kein Schaufelchen und marschiere ohne Grabevorrichtung zum Beach. Und dann sehe ich, warum es Hot Water heißt. Heißes Wasser. Am Strand befinden sich - unmittelbar an der Flutlinie - unterirdische, heiße Quellen. Menschenscharen buddeln kleine Löcher in den Sand, heißes Wasser strömt ans Tageslicht, dann setzen die Leute sich in die Pfützen und nehmen ein Wellnessbad. Allein schon der Sand in unmittelbarer Nähe der unsichtbaren Thermen ist angenehm warm. Kalte Füße? Fehlanzeige! Die natürliche Bodenheizung macht selbst dann Vergnügen, wenn die Außentemperaturen mal nicht so sommerlich mitspielen. Morgen nehme ich auch eine Schaufel.

Redakteur

Kommentare (0)

Kommentieren


26. November 2018, 19:11

Coromandel - 26.11.2018 -

Sonnencreme!!! Der 'Lorenz' lacht und schreit: Sonnencreme!!!
Ich mache mich früh auf den Weg. Meine Tin Can rumpelt mit mir am Steuer über die Küstenstraße. Das Meer neben an der Beifahrerseite schimmert smaragdfarben. Mal weg vom Grau der letzten Tage. Der Highway ist in einem schlechten Zustand. Die Kraft der Flut hat an verschiedenen Stellen einen der Fahrsteifen einfach mal so weggespült. Mancher lockrer Hang sorgte zudem dafür, dass die Innenspur hier und dort verschüttet wurde. Die Straßenbaugesellschaft versucht die Schäden zu beseitigen und hat alle Hände voll zu tun. Dementsprechend viele Baustellen gibt es. Der Verkehr ist allerdings an diesem Montagmorgen schwach. Und so bleibt den Arbeitern noch genügend Zeit die Vorbeifahrenden freundlich zu grüßen. Vielleicht bedanken sie sich auch nur bei uns. 30 km/h - temporär, gebieten die Schilder. Slow down! Alle halten sich dran. Das ist gut für Straßenbauarbeiter.
Auckland ist immer noch nicht weit weg. Von der Halbinsel Coromandel, die noch im blauen Dunst an der gegenüberliegenden Seite der Bucht schlummert, verkehren Fähren von Coromandel Town zum Hafen der Großstadt. Auf dem Landweg muss man mindestens zwei Stunden Fahrzeit einkalkulieren und hat im Grunde nur einige Kilometer Luftlinie geschafft. Bei guter Sicht kann man von dort bis Auckland schauen.
Mit steigendem Sonnenstand schärft sich auch der Kontrast. Die Bergkette der Coromandel Peninsula setzt sich nunmehr deutlich vom weiß-blauen Himmel ab. Sie zieht sich bis zum Horizont. Coromandel verdankt ihren klangvollen Namen einem Schiff, das 1820 an der Küste ankerte, um Kauri Holz zu bunkern. Ein blaues Straßenschild macht mich drauf aufmerksam, dass ich die Region jetzt offiziell erreicht habe. Ich passiere fast gleichzeitig den Ort Thames. Früher hat man in der Gegend Gold abgebaut. Es heißt doch, manche Goldgräber schürfen viel, finden wenig. Allerdings spricht die Zahl von 18.000 Minenarbeitern, die zeitweise hier tätig waren, für eine andre Wahrheit. Und wirklich versprühen die hübschen Villen einen Hauch erfolgreicher Goldgräberstimmung. Man könnte auch hier einen Tourimarathon starten. Es gäbe da noch ein interessantes Bergbau und Mining Museum, zur Einstimmung. In den ehemaligen Stollen könnte man nach Restgold schürfen, oder es bieten sich verrostete Werkzeuge an, in Augenschein genommen zu werden. Ich fahre jedoch lieber zum 'Rapaura Watergarden' in der Nähe des Ortes Tapu. Blühendes liegt mir mehr.
Es sind noch einige Kilometer bis dorthin. Die Straße ist eng, jedoch ohne die großen Schäden. Sie schleicht sich an der äußeren Naht der Hänge immer am Strand entlang, wo harmlose Wellen die Kiesel sanft rollen lassen. Selbstverständlich bieten sich unzählige Foto-Perspektiven an. Die Kamera muss an die Luft! Knips, surr, verdammt: Akku leer! Akku wechseln. Schon jetzt frage ich mich ernsthaft, ob die mitgeführten SD-Karten reichen werden.
Vom State Highway (der Küstenstraße) bitte links abbiegen und ein 6 Kilometer langes Sträßchen in die Berge folgen. Vorsicht eng! Dann sei man am Ziel. Ordert die Navimaus meines Smartphones an. Ich gehorche, bisher hatte sie immer alles richtig gecheckt. So auch heute.
15 Dollar Eintritt, die gut angelegt sind. Vorausgesetzt man mag Gärten. Vor allem die, die man nicht selbst pflegen muss. "Kein guter Garten wird jemals fertig", steht auf einem Schild am Eingang. Was den daheim anbelangt, hat's recht. Hier scheint der 'ewige Gärtner' jedoch sein Werk vollendet zu haben. Angelegt wurde die Anlage in den 1960er Jahren von einem gewissen Fritz und seiner Gattin Josephine (Nachname: Loennig). Das Paar kaufte etwa 25 Hektar Land und darauf planzten sie ihren Traum vom 'kleinen' Eden. Wohl nicht ahnend, dass ihr Traum zur international geschätzten Attraktion werden würde. Heute bin ich auch einer derjenigen, die von weit her gekommen sind, um unzählige Fotos zu machen, aber auch mal einfach auf einer der einsamen Parkbänke zu sitzen und sich inspirieren zu lassen. Das geht ganz gut, denn ich befinde mich in allerkleinster Gesellschaft, die sich in den verschlungen Pfaden geradezu verliert. Ich streife an Beeten vorbei. Orchideen, Rosen, Iris, Begonien, Hyazinthen..., die Aufzählung könnte lang werden. Es duftet wie in einem Blumenladen. Halb verborgene Wasserläufe schlängeln sich durch die Rabatten und größere Teiche sind Heimat hunderter Seerosen. Die Hauptattraktion ist ein Wasserfall vor der Kulisse hochgewachsener Farne, verschiedener Laubbaumsorten und Palmen. Dazu erklingt der Gesang exotischer Vögel. Zwei Stunden im Paradies.
Eigentlich habe ich noch vor, heute eine Fahrt mit der 'Driving Creek Railway' zu machen. Das ist ein Schmalspurbahn, die in die Berge führt. Dabei legt sie eine maximale Steigung von 7 % zurück und dürfte eine der steilsten Parkbahnen weltweit sein. Sagt der Prospekt. Die Bahn startet von Cormandel Town. Ich erreiche den Ort nach kurvenreicher Fahrt und lande mitten im 19. Jahrhundert, im Wildwestfilm, so scheint's. Das Bild von Wild Wild West stören nur die Handyläden, die Autos, die Tankstelle und was sonst noch zu einem modernen, urbanen Leben dazu gehört. Denkt man sich alles weg und lässt nur die Bauten stehen, kommt man dem Feeling 'Pullmancity lives 4 ever" ziemlich nah. Also 'binde' ich meine Tin Can 'an die Reiling', schnappe die Fototechnik und mache einen kleinen 'Walk' unter den Hausveranden hindurch, vorbei an schnuckeligen Lädchen, in deren Auslagen Fishfood, Haushaltsartikel, Kunst und weniger Kunstvolles angeboten werden. Was die echte Kunst betrifft, es befinden sich interessante Stücke darunter. Schnitzereien, Glasvasen, Möbel, Gemälde... All dies, oder auch nur ein Bruchteil, dürfte aber kaum in meine Icehockey-Goalie-Turniertasche passen. Obgleich so ein Eishockeytorhüter eine Menge Ausrüstung mit sich rumschleppt und seine Tasche entsprechend 'geräumig' sein muss. O.k. ich könnte noch eine Containerladung zusammenstellen und von einem befreundeten Spediteur expedieren lassen. Ja, ja, der würde sich vermutlich über einen zusätzlichen Auftrag freuen. Reisekassebilanziell wäre das vermutlich jedoch mein Ruin. Also lass ich's, schlendere frohgemut, nix nach Hause schleppen zu müssen, was ich eh nicht brauche, durch den Ort und gugge nur.
Damit hat sich der Uhrzeiger wieder so weit in Richtung Spätnachmittag bewegt, dass ich die Eisenbahn auf morgen verschiebe. Heißt ja so schön: Morgen ist auch noch. Und so aale ich mich in der - tatsächlich - hochsommerlichen Nachmittagssonne auf dem Top Ten Campingplatz der Stadt. Hah, geil, einen offenen Swimmingpool gibt's auch. Leider hab' ich die Badehose vergessen.
Sonnencreme. Ein Tag mit Sonnencreme.

Redakteur

Kommentare (0)

Kommentieren


26. November 2018, 19:09

Die weiße Wolke - 25.11.2018 -

Der Regengott scheint sich hier wohlzufühlen. Anders als in diesem Sommer bei uns in Mitteleuropa, tobt er sich mal so richtig aus. Die Scheibenwischer rumpeln, die Pfützen spritzen und das Wasser wird über die Landschaft ausgekippt wie aus Eimern. Glück gehabt, dass ich kein Zelt gebucht habe. Das kriegst du nicht mehr trocken. Einige Unentwegte campieren dennoch. Das nenne ich kernig. Auch wenn die Tin Can winzig ist, trocken ist sie allemal. Ein Luxus.
Als heute nacht der Regen Pause machte, war ich mal kurz raus. Bei Vollmond, die Sicht war gut und die exotischen Vogelstimmen aus dem benachbarten Busch ließen mich eine halbe Stunde im Freien ausharren und lauschen. Ob ein Kiwiruf sich unter die Stimmen gemischt hatte, möchte ich jetzt nicht beschwören, doch ich bildete es mir ein. Jetzt muss ich nur noch mal einen sehen. Ich habe ja noch sieben Wochen.
Das Kauri Museum bei Kawaka will ich nicht verpassen. Wie zufällig führt mich der Rückweg nach Auckland dran vorbei. Es gießt und von der Landschaft kann man nur ahnen, wie sie bei Sonne wirkt. Selbst die etlichen Schafe schauen ungläubig aus der Wolle. Seltsamerweise ist immer dann der Regen verschwunden, sobald ich mein Besichtigungsprogramm starte. Dieses mal wäre es allerdings egal. Das Kauri Museum ist eine Indoorveranstaltung. Es lohnt sich dennoch. Im Keller werden immerhin die größten Harzklumpen ausgestellt, die ich mir bis dahin vorstellen konnte. Teilweise sind in die bernsteinähnlichen Batzen Insekten eingeschlossen. Man nimmt an, dass sie schon einige tausend Jahre 'konserviert' wurden. Ein Fall für das Forschungsteam des Jurassic Parcs. DIe haben sogar Dinos aus Eiern wieder zum Leben erweckt, warum nicht auch eine prähistorische Stubenfliege? Neben der Begutachtung eingeschlossener Zweiflügler, Spinnen gibt's auch, kann man sich noch besser den künstlerisch gestalteten Stücken widmen. Vom Kreuz bis zum Leuchtturm ist fast alles denkbar.
Im Erdgeschoss stehen feine, antike Möbel aus edlen Kauriholz. Schränke und Sideboards von der Sorte, die einst in Hotels und vornehmen Haushalten zu finden waren. In Schaufenstern werden lebensnahe Szenen aus dem Leben der Holzhändler dargestellt. Bishin zur Keksdose. Eine Szene spielt am Heiligen Abend, und da fällt mir ein, bis dahin ist es ja gar nicht lang hin. Glühwein- und Bratwurstgefühle kommen allerdings bei den frühlingshaften Temperaturen nicht so richtig auf.
Im einer Videopräsentation erzählen ehemalige Holzfäller ihre Geschichten. Es sind verwegene Typen, manchmal mit weniger als fünf Fingern an der Hand. Obwohl die Burschen allesamt im Rentenalter sind, könnten sie gerade aus einem Fitnessstudio gekommen sein. Da gibt es Unterarme zu bewundern, die ich nur als Oberschenkel kenne. Es wundert daher nicht, dass die Jungs in diversen Speed-Baumfäll-Wettbewerben (mit der Axt selbstverständlich) schon etliche Preise abräumten. Die von ihnen gekappten Stämme sind meterdick, da würden wir nur die Kettensäge bemühen. Wenn man sieht, wie noch im letzten Jahrhundert Bäume per Handsäge (bedient von zwei Kerls) zu Fall gebracht wurden, reibt man sich die Augen.
Das Museum widmet überdies einen großen Teil seiner Gesamtquadratmeterfläche dem Sägewerk ausgedienter Technik. Auch das 'Bleeden', die Gewinnung von Kautschuk durch Anritzen der Rinde wird nacherzählt und in vergilbten Fotos dokumentiert. Die mit dem 'Bluten' verbundene Ausbeutung hat den Bäumen in der Regel so geschadet, dass sie am Ende aufrecht starben. Inzwischen wurde eingesehen, dass derartige Vorgehensweisen nicht mehr dem Zeitgeist entsprechen. Vermutlich wurde die Einsicht auch begünstigt durch die billigere Herstellung von Kunstharzen.
Der Sumpf Kauri, aus der Tiefe des Bodens geborgen, kann unter besten Bedingungen von sehr hoher Qualität (und damit sehr wertvoll) sein. Bestimmungen zum Karbongehalt lassen Rückschlüsse darauf zu, dass die ältesten unter ihnen vor über 50.000 Jahren gelebt haben. Doch das ist relativ jung gemessen am allerältesten Exemplar der Ausstellung. Ein australischer Kauri, 30 Millionen Jahre hat er sozusagen auf der Rinde. Er wurde in den Yalourn Kohleminen in Victoria gefunden.
Nun, da ich schon fast ein Experte bin, gehe ich durch den Ausgang, begrüße die Regenschauer und zuckel gemütlich mit der Tin Can weiter. Hoch und runter. Hoch mit Tempo fünfzig, mehr geht nicht und runter wie David Hamilton in einer Seifenkiste. NZ ist wirklich ein 'welliges' Land, jedenfalls hier, in die Northlands der Nordinsel. An Auckland führt die Autobahn vorbei. Der Verkehr ist geschmeidig, entspannt und vollkommen unaufgeregt. Es ist Sonntag, da ist auch nicht so viel los. Habe ich gut gemacht. Für die Stoßzeiten an Werktagen hat man eigens Überholspuren für Busse reserviert. Warum geht das bei uns nicht überall? Wenn ich mich erinnere, wie flott ich von meinem ersten Campingplatz (außerhalb) mitten in der City war... Allein vier Busse hätte ich nehmen können. Jeder im 10 Minuten-Takt. Da brauch ich kein Auto. Zudem ist der Fahrrpreis fair.
Ein letzter Blick auf die Skyline hinter der grauen Schauerwand. Mein Etappenziel ist für heute der Firth of Thames. Dann habe ich schon wieder über 200 km mehr auf dem Tacho. Wohl gemerkt, überwiegend Landstraße. Hoch und runter. Immer mitten durch die 'weiße Wolke'. Zumeist sehe ich darunter eine üppige Vegetation. Ab und zu komme ich dann durch eine kleine Stadt, eine Siedlung, vorbei an schicken Bungalows oder verfallenen Farmgebäuden. Immer häufiger gleichen einige Bauten auch denen aus Wild West Filmen ("Talk low, talk slow, and don't say too much" - John Wayne). Und überhaupt, die Filmindustrie wird sicher noch eine Rolle spielen, auf meinem Weg nach Süden. Teils erinnert die Landschaft nahe Auckland an das liebliche Allgäu, nur dass das Allgäu nicht an einem Meerbusen grenzt und in der Regel auch keine Palmen und Farnbäume aufzuweisen hat. Allerdings trage ich - hallo Allgäu! - mal wieder meine kurze Trachtenlederhose, denn trotz aller Sintflut ist's angenehm mild.

Redakteur

Kommentare (0)

Kommentieren


24. November 2018, 16:45

17.11.2018 -Dubai-

Pünktlich - und damit besser als die Bahn - landet der A380 in Dubai. Gerade geht die Sonne auf. Es sind knapp 25 Grad. Der Megaliner parkt auf dem Vorfeld. Heißt: kein Schnorchel am Gate, sondern Busfahren. Das dauert. Dubai ist bereits hier die Stadt der Superlative. Ob ich so wirklich dort sein will? Ist mir viel zu protzig. Man sieht, was Öl alles kann. Gewinne versprechend, wenn man drauf sitzt. Gesundheitsgefährdend, wenn man die Abgase einatmet. Öl. Was für ein vielseitiges Naturprodukt!
Ich warte. Die Flughafenhalle ist unterkühlt. Klimaanlage. Im Flieger zog es wie Hechtsuppe. Gute Voraussetzungen für eine ordentliche Halsentzündung. Mit einem Schal komme ich mir in der Wüste aber dämlich vor. Also lasse ich es. Warte weiter. Am Rande eines Laufbandes, das unaufhaltsam rollt. Und rollt. Und dabei Geräusche macht wie ein brummeliger Staubsauer mit Schalldämpfer. Passagiere hasten vorbei. Manche lassen sich auf dem Band befördern. Die meisten setzen dem noch einen drauf und bewegen ihre Füße. Schritt für Schritt. Das lässt sie wie Supermann - oder Frau - vorbeizischen. Bemerkenswert! Ein Stück weit angewandte Einsteinsche Relativitätslehre. Die Gehenden bewegen sich normal fort. Für den Aussenstehenden werden sie zu regelrechten Schnellläufern. Übrigens, manche laufen ja wirklich so schnell. 20 km/h beim Marathon. Ich könnte das nicht. Selbst auf dem Beförderungsband nicht.
So, ich habe mir einen Kaffee geholt. Teures Vergnügen. Doch ohne geht es nicht. Das muss das Koffein rein - so früh am Morgen. In Deutschland liegen wir drei Stunden hinter den Emiraten. Ich schreibe eine WhatsApp. Vermutlich habe ich den einen oder anderen aus dem Schlaf geholt. Ich denke mir, tut mir leid.
Ich warte. Geduldig. Bis ich aufgerufen werde. Ach ja, hier wird ja nicht gerufen. Die Lautsprecherdurchsagen fehlen nahezu. Dubai hat einen ruhigen Airport.
Ein kleiner Junge - vielleicht gerade mal zwei - flitzt auf dem Laufband an mir vorbei. Daddy vorweg. Dann entdeckt er, dass es doch viel spannender ist gegen die Fahrtrichtung zu marschieren. Schon macht er die Erfahrung, dass man, obwohl man sich bewegt wie ein Hamster, manchmal nicht von der Stelle kommt. Ihm macht es jedoch offensichtlich nichts aus. Er brabbelt vergnügt. Als er die Nase von dem Spiel voll hat, schwupps, ist er wie ein Pfeil vorbei. Daddy hinter ihm her.

Ich warte. Sitze im T-Shirt und friere. Mitten in der Wüste. Verrückte Welt!

Redakteur

Kommentare (0)

Kommentieren


24. November 2018, 15:33

Kauri - der göttliche - 24.11.2018

Die Wolken hängen tief bis in die Täler auf der Halbinsel Karikari. Das Klima ist angenehm mild und kein bissiger Wind zerrt an den Klamotten. Die Angler sind bereits wieder auf dem Meer, es ist ruhiger als gestern. Ich schlage den Reiseführer auf und lese über den Waipoua Forest. Ein Besuch wird als besonders lohnend empfohlen, da hier die größten Kauri Bäume NZ beheimatet sind, von dem einer sogar über 2000 Jahre alt geschätzt wird. Da will ich hin! Den will ich sehen! Doch bevor ich abreisen kann, kommt mir ein älterer Herr entgegen. Er trägt ein kleines Bäuchlein vor sich her, hat kaum noch Haare auf dem Kopf und bewundert mein schnuckeliges Fahrzeug. Hm, ich glaube mehr, er sucht einen Gesprächspartner zum zweiten Frühstück. Er sei aus Auckland, ein pensionierter Feuerwehrmann, spezialisiert auf Pumpen. Er erzählt mir einiges über Feuerwehrpumpen, und dass er häufig auf der Hannover Messe gewesen sei. Und ich? Auf der Hannover Messe sei ich noch nicht gewesen, aber ja, ich käme auch aus Deutschland. Oh, in besonderer Erinnerung sei ihm Neustadt im Schwarzwald geblieben. Seeehr schööön! Und dann fragt er, was ich in meinem Berufsleben so gemacht habe. Versicherungsmakler für Logistik, antworte ich etwas verlegen, Feuerwehrmann scheint mir doch aufregender. Er weiß sofort, was ein Versicherungsmakler macht, dass er kein Versicherer sei, sondern seinen Kunden den gewünschten Schutz gegen die Gefahren des Lebens besorgt. Das weiß noch nichtmals jeder in Deutschland! Er kenne einige internationale Gesellschaften, und dann zählt er sie auf, berichtet gleichzeitig darüber, dass nach dem großen Erdbeben (in Christchurch) vor einigen Jahren, der ein oder andere Versicherer in Schieflage geriet, als sie die Zeche bezahlen mussten. Die Verantwortlichen hätten nicht ausreichende Rückdeckung am Markt eingekauft.
Christchurch, so meint er, sei eine Donat Stadt. Innen, im Stadtkern, sei nix mehr und aussen herum habe man gebaut. Donat! Ein wohl treffenderen Vergleich kann man nicht anbringen. Ich werde mir Christchurch, die Donat Stadt, anschauen, in einigen Wochen. Wir plaudern noch ein wenig, dann kommt seine Gattin dazu und drückt ihm das Elektrokabel in die Hand. Es sei sein Job, und er solle nun endlich mal ... und überhaupt man wolle los. Sie etrachtet interessiert mein Shirt mit dem Ahornblatt. Ob ich Kanadier sei. Nee, bin ich nicht, aber ich reise gerne dort hin. Ah ja, das ist sei ja toll. Sicher! Ich würde auch gerne häufiger nach NZ kommen, doch der Flug sei so lang. Worauf sie leise lächelt und verkündet, wenn man in NZ lebe, sei nur Australien um die Ecke. Ja, meint der Pumpenspezialist, diese verdammte Fliegerei. Jedes Jahr sei er nach Europa, hätte dort (in Arnheim) über seine Werkzeuge refereriert, auf holländisch. Ich bin froh, dass die Unterhaltung in englisch ablief.
Dann geht's los. Durch einen kräftigen Regenschauer von zwei Stunden. Es ist so nass, dass die Wiesen teilweise zu kleinen Seen geworden sind. Am Straßenrand rinnen die Bächlein und über die Fahrbahn schwappt es.
Zurück über die 1. Auch hier ist es nass. Die Serpentinen sind überdies unübersichtlich. Man kann kaum fünfzig Meter sehen. Die Scheibenwischer geben ihr bestes. Auf meiner Tin Can ist eine Folie, darauf steht ein motivierender Spruch: Das Glas ist halbvoll und das getrunkene war köstlich! Scheint, ich soll daran denken, wenn das Sauwetter mir einen Fluch entlockt. Ist halt Regenwald. Umsonst sind die Wiesen und Wälder nicht so grün. Umsonst hängt hier und da kein Moos wie das Haar alter Maorifrauen von den Ästen. Von nix kommt bekanntlich nix. Auch der größte aller Kauri nicht. Es geht ein Stück über Schotterpisten. Die Banquette ist so weich, dass die Räder durchdrehen, komme ich dem Straßenrand zu nahe. Und mitten vor mir liegt plötzlich ein Baum im Weg. Glück gehabt, dass er nur eine Fahrbahn versperrt, so kann ich auf der Gegensir über die dünneren Äste seiner Krone hinwegfahren.
Die Maori müssen wirklich einen Zauber beherrschen. Als ich am Kauripark ankomme, regnet es nicht mehr. Nur ein paar Tropfen fallen von den Blättern. Das ist alles. Schlimmer sind die vielen Besucher. Nicht, dass sie da sind, das gehört dazu, sondern, dass sie schnattern wie die Gänse vor dem Sturm der Horden auf Athen. Tonaufnahmen sind nicht zu machen, es sei denn, man legt Wert auf ein 'Cheese', 'Hühnerkacke' oder 'lach mal!'. Der Baum steht unter besonderem Schutz. Bevor man auf ihn zugeht, müssen die Schuhe geputzt und desinfizert werden. Die Baumschützer befürchten eingeschleppte Erreger, die dem Riesen von 51 Meter, schneller den Garaus machen können, als die galoppierende Erderwärmung. Der 'Tane Mahuta' ist nicht nur der älteste, größte und vielleicht auch schönste Baum, sondern göttlich. 'Tane Mahuta' heißt in der Maori Sprache 'Gott des Waldes', das sagt alles. Er beherrscht die anderen, geschätzt vier weiteren Kauri und eine Menge Farnbäume und Palmen. Jetzt denke ich mir, was wäre so ein schöner Urwald ohne den Regen? Ich bin dennoch froh, dass der Rest der Fahrt bis zum heutigen Nachtlager (wieder eine Top Ten Platz, der idyllisch an einem Fluss gelegen ist) trocken bleibt.
Nachmittags sitze ich mit freiem Oberkörper und den knappesten Shorts, die ich besitze, auf der Wiese, trinke ein Bierchen und lasse den Tag ausklingen.

Redakteur

Kommentare (0)

Kommentieren


24. November 2018, 15:31

Cape Reinga - 23.11.2018

Der Morgen ist chatoisch, der Strom meiner Tin Can fällt aus, der Bacon brennt an und Kaffeepulver habe ich auch keins mehr. Der eigentlich Tag begann auch schon um vier. Da fuhren die ersten Angler mit ihren Autos und Bootsanhängern vom Platz zum Fischen. Es sind gefühlt hunderte, jedenfalls machen sie soviel Lärm. Nachtruhe fühlt sich anders an. Vielleicht ist der unruhige Morgen Grund, warum ich noch nicht so richtig bei der Sache bin. Oder es mag wirklich der fehlende Koffeinschub sein. Ich fahre um 8 Uhr los. Mitten in die Wolken hinein. Am Vormittag zieht es sich immer mehr zu. Leichter Nebelniesel fällt. Es sind etwas mehr als 100 km Hügel rauf, Hügel runter, vorbei an Weiden mit Schafen, die alle geschoren sind. Vom Kiwi keine Spur, aber der ist bekanntlich nachtaktiv. Die Vegetation ist grün, teils ist das Gras auf den Hügeln wie gemäht. Siedlungen, abgesehen von einigen versprenkten Farmen, sind rar. Nur an den einsamen Briefkästen kann man so etwas wie das Vorhandensein von Einwohnern erahnen. Die Kästen sind überwiegend amerikanischen Drop Boxen nachempfunden. Es finden sich jedoch auch individuell gestaltete. Eine ist besonders komisch, es musste eine ausrangierte Mikrowelle herhalten. Die Welt fliegt an mir vorbei. Die Straßen sind eng und teilweise unübersichtlich. Doch es bleibt Muße, dank des nicht stattfindenen Verkehrs, mal links und rechts zu schauen. Ein Emu wetzt über eine Weide. Rinder, Esel und noch mehr Schafe tummeln sich. Sie alle trotzen dem permanenten Wasser von oben. Gegen 10 bin ich dann mitten in der dichten hellschimmernden Wolke angekommen. Das kann man sich so vorstellen, als zöge man sich bei schönstem Wetter ein Bettlaken über den Kopf. Die Sonne schimmert zwar, aber sehen kann man sie eigentlich ncht. Darüberhinaus sprüht ein leichter Niesel alles ein. Ich stelle mein Fahrzeug auf den Parkplatz, um die wenigen Meter bis zum Leuchtturm zu Fuß zu gehen. Es geht auf einem geteerten Weg in weiten Kurven hinab. Man hört das Meer. Immerhin weiß ich so, dass es direkt unter mir sein muss. Ein paar Möven kreischen und es sind nur wenige Besucher anwesend, über die sie sich ärgern können, weil man ihnen nichts zu wirft. Die Touristen stapfen ebenso wie ich durch eine weiße Wand. Alle mögen die Hoffnung haben, die Wand löse sich auf. Sie tut uns aber nicht den Gefallen. Und dann taucht der Leuchtturm auf. Er ist kleiner als ich mir ihn auf den Fotos des Reiseführers vorgestellt habe und in dem miesen Wetter wirkt er etwas verloren. Die Leute machen ihre Selfies. Ich auch. Dann stiefeln wir wieder bergan. Kurz vor dem Parkplatz zweigt ein Weg ab. Nennt sich der der Te Paki Costal Treck und man kann ihn 2 km bis zum Werahi Beach hinunterwandern. Wenn man möchte sogar noch weiter. Durch Felder von niedrigeren Aloe Pflanzen, die allesamt demnächst beginnen zu blühen, führt der schmale Pfad über die Klippen zum Strand. Rechts von mir kracht die Brandung, vor mir ein verschlungener Weg und links tut sich ein vollkomen mit erwähnten Aloe bewachsenen Tal auf. Es ist fantastisch. Und wieder dieser Robinson Crusoe Effekt. Das Wettter mag nicht so toll sein, es sorgt aber anscheinend dafür, dass sich nur wenige Wanderer auf den Weg gemacht haben. Genaugenommen bin ich allein. Wie Robinso. Der Strand erstreckt sich von hier aus über 60 km in Richtung Süden. Er ist karibisch weiß. Jeden Moment erwartert man den Piraten Captain Jack Sparrow, der im Sand nach dem Rumversteck sucht. Und selbst bei dieser Witterung wirkt die Gegend paradiesisch. Ein kleines Lavafeld begrenzt hat sich in eine Ecke verkrochen. Der erkaltete Fluss geschmolzenen Gesteins hat eine unauslöschliche Visitenkarte des einstigen Vulkanausbruchs hinterlassen. Jetzt sammelt sich in den kleinen Rinnen und Auswaschungen der Regen, um sich nach der Flut mit dem Wasser der Südsee zu vermischen. Ein wundersames Fleckchen Erde. Ich kann gut verstehen, dass die Spitze von NZ den Maori heilig ist. Von hier aus kehren die Seelen ihrer Verstorbenen zurück. Dorthin von wo ihre Urahnen mit ihren einfachen Booten aufgebrochen sind und schließlich nach langer Reise NZ fanden. Nach Hawaiki.
Ich kehre auch zurück, starte die Tin Can und trete den Heimweg zu meinem Campingplatz an. Es sind wieder über 100 km. Ein bisschen viel, um einen Leuchtturm zu sehen, aber gerade richtig um die Mystik dieses Ortes ein wenig nachempfinden zu dürfen.

Redakteur

Kommentare (0)

Kommentieren


24. November 2018, 15:31

Nach Whatuwhiwhi - 22.11.2018

Wer sagt's denn. Es wird Frühling. Morgenstund im T-Shirt und nachmittags sogar kurze Hose. Nachdem ich gestern abend noch meinen Miefquirl angestellt habe, um Wärme zu erzeugen, sieht es heute nach Sommer, Sonne, Kaktus aus - besser gesagt Sonne, Palmen und Farnbäume. Die gibt es wiederum reichlich zu bestaunen. Von Whangarei wende ich mich nach Tutukaka Beach. Ich weiß nicht warum, aber der Name erinnert mich an Pipi Langstrumpf. TUTUKAKA. Schön! Ich werde nicht enttäuscht. Ein Hauch Südsee. Palmen, weißer Strand, eine lauschige Bucht, bewaldete Höhen, fast menschenleer - bis die Surfschulklasse anrückt und mehre Dutzend Kinder unter den Anfeuerungsrufen ihrer Lehrer auf die Bretter steigen. So einen Sportunterricht hätte ich mir ja auch gewünscht. Ein wenig abseits des Kinderlärms jedoch packt das Robinson Crusoe Feeling zu. Allein am Strand, der Urwald nur einen Steinwurf entfernt. Der Urwald, das ist eine Ansammlung von blühenden Yucca und Farnwedeln in der Höhe eines Mehrfamilienhauses, mannshohen Gräsern und weiteren - mir namentlich unbekannten - Pflanzen und Bäumen, von denen sich einige spektakulär an die schroffen Felsen inn der Bucht klammern. Mit etwas Glück könnte man Robben, Pinguine und australische Tölpel beobachten. Immerhin reicht es heute für die Tölpel. Sie hocken schier gelangweilt im Sand, oder breiten auf Ästen ihr Gefieder aus. Zum Glück stören sie sich nicht an meiner Filmkamera.
Das hier ist eine andere Welt. Aber sie kann auch durchaus ungemütlich, wenn nicht sogar gefährlich werden. Ein Warnschild erinnert mich daran, dass es im ungünstigsten Fall an diesem so paradiesischen Ort ein Tsunami alles verwüsten könnte. Wenn ich mir da so die nähere Umgebung ansehe, dürfte es schwierig werden zu entkommen. Die Strandhäuser werden wohl weggerissen und die einzige Straße (fast auf Meeresspiegel Niveau) könnte für die Badegäste zur tödlichen Falle werden. Also achtet man am besten auf Ungewöhnlichkeiten, die sich zum einem in plötzlich zurückziehendem Wasser oder abrupten Ansteigen des Meerespiegel erkennbar machen.
Einige Kilometer nördlich mache ich Halt an der Walbucht. Wale sind heute nicht zu sehen, dafür Surfer, die sich von den doch sehr niedrigen Wellen an den Strand spülen lassen. Ich schaue ihnen einige Zeit lang zu, filme ein wenig, fotografiere mit allem was meine Technik zu bieten hat und dampfe wieder ab. Quer durch die Anhöhen des Nordlandes schlängelt sich die von mir gewählte Nebenstrecke. Teils wird sie ziemlich eng, doch es besteht kein Grund zur Besorgnis, Fahrzeuge sind selten und ich bin nahezu allein auf der Strecke. So kann ich in Ruhe die Landschaft auf mich wirken lassen. Die bewaldeten Höhen wechseln sich mit einer grünen Hügellanschaft ab, die sich lieblich bis zum Horizont erstreckt. Es gibt vereinzelte Schaf-Farmen, der Gatter noch leer sind. Dann wiederum gerate ich in einen Wald aus Farn und Fichten, dazwischen Laubgehölz, dass vereinzelten Palmen genug Platz zum Atmen lässt. Ein Eisvogel hockt auf einem Ast und wieder einmal begreife ich, wie schwer es sein muss Tierfilmer zu sein. Immer wenn es was zu gucken gibt, liegt meine Kamera unerreichbar im hinteren Teil meiner Tin Can.
Irgendwann gelange ich wieder auf die Nord-Süd Verbindung, die 1. Da ist es bereits schon voller. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 100km/h (der Wert ist für meine Tin Can immer dann unerreichbar, wenn es Hügel hinan geht, und das ist die Regel) lässt sich Verkehr durchaus ertragen. Zwischendurch mache ich mal Rast und muss leider feststellen, dass es auch in NZ Menschen gibt, denen anscheinend der Zustand unsrer Umwelt ziemlich schnuppe ist. Müll liegt im Gebüsch. Auffallend häufig werden die Straßenränder, und auch die Rastplätze, als Kippe benutzt. Eigentlich scheint die reguläre Müllentsorgung auch in NZ kein Problem zu sein. Abfalltonnen gibt's durchaus. So mag an der Bequemlichkeit einzelner liegen, oder an deren Gleichgültigkeit, oder an beidem.Diese Beobachtungen sollen jedoch die positiven Erlebnisse nicht trüben. Und häufig werde ich dran erinnert, dass hier Kiwis, Neuseelands Wappenvögel, leben. Sie sind nachtaktiv und da ich meistens nachts schlafe, dürfte eine Begegnung zwischen uns eher unwahrscheinlich sein.
Man mag es ja kaum glauben, aber 200 km Fahrt machen 'ömm'. Ich erreiche meinen Top 10 Campingplatz am späten Nachmittag. Freundlicherweise gewährt man mir, als 'lonely Guy', als Einzelperson, nochmal einen schönen Rabatt. Jedoch nur, weil ich danach gefragt hatte. Von dem Ersparten kann ich mir eine gute Flasche Wein kaufen. Oder einige Fläschchen meines neu entdeckten Lieblingsbiers. Wakachangi heißt es. Schmeckt richtig süffig, mit dem Geschmack von Zutaten North Canterburys (was bitte?) und dem Wasser des Waikato. Mann, was für eine tolle Umschreibung für ein normales Lager-Bier aus Nelson (das ist eine Stadt auf der Südinsel).

Redakteur

Kommentare (0)

Kommentieren


24. November 2018, 15:29

Whangarei- 21.11.2018 - die Weiterfahrt von Auckland

Es geht zügig über den State Highway Richtung Norden. Irgendwann biege ich ab und fahre über einen Scenic Drive ein Stück entlang der Buchten, die im Regen ergraut sind und leider nicht die ansonsten prächtigen Farben der Südsee preisgeben. Teils führt die Nebenstrecke mitten durch Farnwälder. Die Farne stehen mehrere Meter hoch und breiten sich in der Krone aus wie riesige Regenschirme, die das Wasser von oben abperlen lassen. Teils weht ein antarktischer Wind herüber, dann wird es wieder frühlingshaft warm. Nahezu ein bilderbuchhaftes Aprilwetter. Später erzählt man mir, dass es bis vor kurzem noch Schneeschauer dazu gegeben hätte.
Die Farnbäume faszinieren mich. Sie suggerieren eine verspielte Leichtigkeit dank ihrer federhaften, zartgrünen Wedel. Die Farne werden anscheinend immer größer, je weiter ich Richtung Whangarei fahre, der letzen größeren Stadt in den Nordlands. Immerhin leben dort 53.000 Einwohner. Die Geschichte dieser Stadt reicht zurück bis zu einem Maori-Pa auf dem Mount Parahaki. Im Town Basin legen die Segeljachten an, die die ihre jeweiligen Nationalflaggen aller Herrenländer hissen.
30 km vor Whangarei, in der Nähe des Ortes Ruakaka, raste ich, stelle my little Tin Can (sie hat schon weit über 200.000 km auf den Buckel und braucht wie ich ab und zu etwas Ruhe) an einer Strandpromenade ab. Keine Touristen, ja überhaupt keine Leute, weit und breit. Die wenigen Häuser sind vornehm (kein Wunder bei dem Ausblick auf die Bucht, über die man bis hinüber zu den Whangarei Heads, eine bizarre Felsenformation, hinübersehen kann). Häufig gibt es rechts und links der Straßen nur einfache Holzhaus-Bungalows mit Satteldach in den Ausführungen Blech oder Schindel. Die Grundstücksgrenze markieren zumeist einfache Bretterzäune, mal mehr mal weniger hübsch. Meistens weniger. Diese Häuser jedoch sind, wie gesagt, nobel. Man kann durch die Fenster edle Einrichtungen erkennen. Ich wage es kaum zu fotografieren. Wenn jemand das bei uns in so einer Gegend tut, dann ruft er nicht selten die Nachbarschaftsobservatoren auf den Plan. Jedenfalls macht er sich verdächtig, auch wenn vermeintlich keiner guggt. Ich schnappe mir trotzdem die Kameras. Ja, es sind bereits mehrere. Eine Filmkamera, zwei Smartphones und eine einfache digitale für die Jackentasche. Warum das ganze, frage ich mich. Und manchmal ertappe ich mich dabei, wie ich die Dinger allesamt zum Teufel wünsche. Nur hätte ich anschließend nix mehr zum zeigen. So bediene ich die versammelte Elektronik simultan. Eine für den geplanten Videostreifen. Eine für die WhatsApp-Gruppen. Eine zur Sicherheit, falls die andere Speicherkarte voll ist und eine für die 'normalen' Fotos. Das hätte man mir mal vor dreißig Jahren sagen sollen. Da reichte einmal Ritsch und nochmal Ratsch und das war's dann.
Der Strand ist also leergefegt. Ein wahrer Robinson Crusoe Beach. Traumhaft. Nun, im rechten Augenwinkel wird die Idylle allerdings ein wenig von einer Ölraffinerie getrübt. Ich lass sie aus, fotografiere sie nicht und erwähnen tu ich es auch nur als sorgfältiger Chronist. Falls einer meiner Leser/innen mal hinfährt und sich anschließend darüber beklagt, ich hätte mal wieder die Welt in zu bunten Farben gemalt.
Durch Whangarei fahre ich erstmal durch. Bis zu den stadteigenen Wasserfällen, ein bisschen außerhalb. Es fisselt, es tröpfelt hartnäckig und dann wird es noch dicker. Fluchen bringt nichts, ich werde im Regen herumlaufen, nur mit den vielen technischen Geräten ist das dann so eine Sache.

Redakteur

Kommentare (0)

Kommentieren

<< Zurück Seite 3 von 4