Die Gefährten...

Eine Reise auf der anderen Seite der Kugel!

 

 

 

 


08. Dezember 2018, 18:17

Der 'Umweg' durchs Pohangina Valley - 08.12.2018 -

Der Highway 1 verläuft längs über die Insel und verbindet Auckland mit Wellington und endet erst am Cape Reinga, dem äußersten Punkt der Nordinsel. Im Wesentlichen bin ich längere Strecken darauf gefahren. Heute folge ich einfach meiner Nase und biege bei Mangaweka auf die Scenic Route ab. Im weiteren Verlauf wird sie mit einem zusammengerolltem Farnblatt gekennzeichnet. Gleich zu Beginn lädt mich eine einspurige Eisenträgerbrücke zum Langsamfahren ein. Maximal 10 km/h, immer nur ein Fahrzeug. Es gibt derzeit auch nur eins. Meins. Vorsichtig vehikel ich die Tin Can über die holprige Konstruktion. Es rumpelt bedrohlich. Unter mir der Fluss, der im Laufe seiner Existenz in den Berg eine Steilwand gefräst hat und aussieht, als sei er kein gemütlicher Gesell. Es beruhigt auch kaum dass es sich nicht um die ursprüngliche Brücke handelt, sondern die von 1904. Einige Meter, dann haben wir es geschafft. Sie hält.
Der nun folgende ca. 90 km 'Umweg' ist ein beliebter 'Circle Trail' für Radsportler. Wenn ich Sportler sage, dann meine ich Sportler und nicht Fahrer. Und die müssen richtig die Waden einsetzen, auf einem Parcours mit Steigungen, extremen Gefälle, heftigen Kurven und so gut wie keine Geraden. Aber eine Gerade ist ja auch nicht immer die schönste aller Verbindungen. Wie ich jetzt mal wieder feststelle. Die ersten Meter lohnen sich bereits. Umso erstaunlicher ist es, dass dieser Drive keiner meiner Reiseführer erwähnt.
Der erste Abschnitt wird von scharfen Kreidefelsen bestimmt, von denen ab und zu Stücke auf die Fahrbahn fallen. Insofern ist hinter jeder Kurve eine Überraschung garantiert: Steinschlag oder nicht. Entsprechend vorsichtig taste ich mich voran. Der zweite Abschnitt beschert eine Art Bergalmen. Rechts Rinder, links Schafe und die bekannten satten Hügel mit ihren hellen Flecken. Noch mehr Schafe. Und am Horizont ... unübersehbar die Gipfel des Tongariro Nationalparks, die immer noch in den schönsten Farben leuchten. Das Wetter meint es heute wieder gut. Der dritte Teil überwindet tiefe Canyons, schneidet Wäldchen und überquert Flüsschen mittels den typischen One-Lane-Bridges. Natürlich erwische ich überwiegend den roten Pfeil und muss warten. Wenn denn jemand entgegenkäme. Das ist so gut wie nie der Fall. Die Straße gehört mir fast allein und für Fotos bleibe ich einfach stehen. Es kommt eh keiner.
An einem besonders idyllischen Flussufer, gleich hinter einer der vielen Überquerungen, die keinen Gegenverkehr zulassen, filme ich und 'sammle' Tonaufnahmen ein. Da ist nur das Rauschen des Flusses und der Gesang des Tui, jenem Vogel, der klickende, metallene Geräusche von sich gibt zu hören. Die Tui sind allgegenwärtig. Inzwischen verwechsel ich ihren 'Gesang' auch nicht mehr mit einem Handyklingeln. Oft beobachte ich sie dabei, wenn sie mit ihren Schnäbeln den Nektar aus den Blüten der Agaven saugen, oder auf einem Ast hocken und kommunizieren.
Das Idyll wird jäh von einem schweren Motorradbrummen unterbrochen. Man hört es schon, wie es die Serpentinen herabdonnert, die Gänge spielen lässt und dann mit satten Blubbern über die Brücke rauscht. Für geübte Biker muss die Strecke ein Vergnügen sein - Fun und Anspruch.
Irgendwann ist meine Highway 1 Umfahrung zu Ende. Wenig später erreiche ich Foxton Beach. Strandwetter. Ich packe meine Sachen und mache einen kleinen Ausflug ans Gestade der Tasmanischen See. Das Wasser zu erreichen erfordert schon ein mittelprächtiges Laufpensum. Wenn man kein Auto mitnimmt. Wie auch schon am Ninty Miles Beach im Inselzipfel, darf man auch hier mit dem Auto bis an die Wellen heran. Da ich nun mal der Tin Can diese Strapaze nicht zumuten möchte, bleibt es beim Badelatschen-Hike.
Vielleicht wäre es motorisiert doch sicherer gewesen, denn kaum stapfe ich durch die Dünen meckert mich ein ungehaltener Strandläufervogel an und giftet mir seinen roten Schnabel entgegen. Anfangs ist das noch lustig, doch dann steigt er ohne Vorwarnung auf, spielt den Flugsaurier und stürzt sich auf meine Mütze. Er hört selbst beim Angriff nicht auf zu schimpfen. Und das Schimpfen eines zornigen Strandläufervogels, hat nichts mit dem eines Rohrspatz' gemein. Es ist mehr ein hartes Krähen. Da bleibt mir nichts anderes übrig, als mich zurückzuziehen. Er setzt noch mal nach, damit ich auch wirklich von seinem Dünenabschnitt verschwinde.
Der Strand ist übersät mit Totholz. Alte Wurzeln, gebleichte Äste, ganze Stämme ohne Rinde. Etwas sehr viel Strandgut. So fährt man denn nicht nur zum Beach um zu baden, oder zu fischen, sondern auch um Holz zu machen. Kettensäge angeworfen und das Brennmaterial ist gesichert.
Bis auf einige Autos, Quads und Enduros, nebst der dazugehörenden Driver, bleibt es an diesem Samstag Nachmittag ziemlich übersichtlich. Der Strand ist (nicht nur wie jetzt bei Ebbe) so breit wie ein Fussballfeld und so lang wie die Insel. Kein Gedränge um die schönste Sandburg, kein Badehandtuch-Rerservierungs-Marathon, auch keine Parkgebühren - jedoch auch keine Pommes- und Frikandel-Buden.

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07. Dezember 2018, 17:53

Tongariro National Park (Teil 2) - 07.12.2018 -

Die Nacht war ziemlich lausig kalt. Freigestrampelt aus der wärmenden Decke bin ich aufgewacht. Es funkelte durch die Dachluke meines 1 Million Sterne Hotels, der Tin Can. Das Kreuz des Südens. Ein einfaches Sternbild. Vier Sterne. Verbindet man sie mit zwei Geraden, dann bilden diese ein Kreuz. Kann man sich leicht merken. Das Kreuz des Südens ist noch heute wichtige Orientierung für die Seefahrt. Und außerdem ein Motiv der NZ Flagge.
Time für Sonnencreme. Das Licht ist super. Weiß-blauer Himmel. Die Farben kommen. Ein Tag zum filmen (und knipsen). Endlich sehe ich NZ im Sommerlicht. Zwar bemühten sich ja schon einige Stunden, teils nur Minuten um typisches Postkartenwetter, doch heute verspricht es spitzenmäßig zu werden. Obwohl es kühl ist.
Ich fahre ein ganzes Stück wieder zurück, Richtung Taupo See, wo ich bereits vor einigen Tagen einen Anlauf zum Vulkanshooting gemacht hatte. Man erinnert sich, der Mount Ngauruhoe stand halb im Wolkennebel. Den gewaltigen Mount Ruapehu habe ich erst gar nicht gesehen und ihn für ein Phantom gehalten. Er befindet sich (nicht nur auf der Landkarte) nah am erstgenannten Vulkan.
Die Fahrt über die kurvenreiche Nr. 4, mitten durch die Berge, könnte ich glatt zu einem Abschnitt der Traumstraße der Welt ernennen. Abwechslungsreich, spannend. Hinter jeder Kurve, jeder Kuppe ein Motiv. Und noch eins undsoweiter. Die grünen Hügel erstrecken sich wellenartig bis zum Horizont, und der macht heute in Strato. Zwischen den Erhebungen breiten sich unzählige Täler aus, in denen Rinderherden weiden. Kleinere Flüsse durchziehen die Niederungen. Ich positioniere die Kamera, nehme die grünen 'Knubbel' ins Visier. Dort tauchen immer wieder winzige, weiße Punkte auf. Ich zoome sie heran. Schafe. Wilde Ziegen gibt's auch und alles mögliche Federvieh. Fasane, Truthähne, Hühner. Oft picken sie ihr Futter vom Straßenrand weg.
Ideale Drehorte für mich. Man muss sich nur umschauen und befindet sich mitten in einer GEO-Illustrierte - Doppelseite Landschaftsaufnahmen - aus einer fernen Welt. Manchmal bedauere ich, dass mein Minifotoapparat womöglich nicht alles gut gepixelt einfangen kann. Die Gefährten müssen her. Mit ihrer Profiausrüstung. Doch die kommen erst in zehn Tagen.
Es vergeht kaum ein Moment, in dem ich nicht über das monumentale Hobbit-Epos stolpere. Es gibt Dutzende Location, und wenn man weiß, wo man suchen muss, dann befinden sie sich nahezu alle in der Nähe der populären Touristenrouten. Die Sets sind allerdings nur ganz selten gekennzeichnet. So auch 'Eribor' oder der 'Lonely Mountain'. Er taucht wie aus dem Nichts auf. Soeben war er noch von kleinen Wällen und Wäldchen verdeckt.
Vor mir weiter sich die Ebene des Tongariro National Parks. Mitten drin, ein Berg mit Puderzucker auf der Kuppe. Der Ngauruhoe. Das ist derselbe, den ich auf meiner Wanderung nur als Ngauruhoe den Grauen kennengelernt hatte. Jetzt ist er der Strahlende, der Weiße. Ich halte den Atem an. Die Kamera kommt nicht mehr zur Ruhe. Und auch das Smartphone nicht. Endlich kann ich mal einen echten Spitz-Vulkan (der tut zwar so, als sei er nicht mehr aktiv, aber man weiß ja nie) in die Heimat 'funken'. Sowas haben wir in Mitteleuropa nicht. Das ist NZ-live! Und daneben, oh Wunder, der Mount Ruapehu mit seinen 2797 Metern. Den habe ich beim ersten Besuch überhaupt nicht wahrgenommen. Auch er im strahlendsten Zustand. In den 1990ern produzierte er zum vorläufig letzten mal eine Serie Asche und Rauch. Zur Zeit verhält er sich ruhig. Hinauf führt ein Sessellift. Von der Bergstation kann man dann bis an den Kraterrand steigen. Oder man chartert einen Heli und verschafft sich einen Blick aus der Vogelperspektive. Die ganze Region hatte die Aufmerksamkeit der Filmemacher auf sich gezogen. An den Tawhai Wasserfällen, an denen ich jetzt eine Rast einlege, standen einst Moviekameras vom Feinsten. Jedoch auch ohne den Hobbit-Hype, es ist ein Genuss den Stromschnellen und den gurgelnden Strudeln zuzusehen. Die Ufer sind auch hier von geheimnisvollen moosbedeckten Birken, wilden Teebäumen und Ngaiobäumen (Maori - deutsch: feurige Drüsenpflanze) überwuchert. Mehr geht wirklich nicht!
NZ - die Nordinsel. Abwechslungsreich. Mehrere Klimazonen. Vom Meer bis zum Berg. Westernstädte und High Noon Stimmung (kein Mensch da). Wanderwege durch verwunschene Wälder. Wasserfälle und Nebelhörner am Kap. Noch einige Tage, dann lasse ich mich mit der 'Interislander' Fähre übersetzen - auf die Südinsel.

NZ Berg mit Kiwi.JPG

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06. Dezember 2018, 18:02

Mount Taranki / Egmont - 06.12.2018 -

Der (erloschene) Spitzkegel-Vulkan Taranaki (heiliger Berg der Maori), auch Mount Egmont genannt, macht heute den Nikolaus, passend zum Datum. Er trägt eine weiße Mütze. Ein Paket Wolken. Immerhin gelingt mir ein einziges, annehmbar passables Foto, nachdem ich die Hoffnung schon aufgeben wollte. Ganz zu sehen ist er, glaube ich dem Reiseführerheftchen, eh nur sehr selten und wurde selbst vom Seefahrer Tasman (1642) beim Vorbeisegeln nicht wahrgenommen. Hingegen Captain Cook ihn 1770 in seiner vollen Pracht genießen konnte und ihm den Namen Earl of Egmont verlieh.

Die landschaftlich reizvolle Küstenstraße von New Plymouth wurde mit der Nummer 45 belegt. Sie trägt auch noch den Beinamen Surfer Highway. Hat seinen Sinn, die Strände sind beliebt bei Beachboys mit ihren Brettern. Im Sommer. Jetzt ist nicht wirklich Sommer, obwohl er metereolgisch bereits begonnen hat. Die Temperaturen laden kaum zum Baden ein. Nass wird man auch ohne einen Sprung ins türkis-blaue Meer, dass sich hinterm Farmland ab und zu blicken lässt. Das Surfbrett bleibt in der Hütte. Der einzige 'Beachboy' bin ich und biege ab zum Cape Egmont Lighthouse. Der historische Leuchtturm (1881) ist noch in Betrieb. Allerdings hat sein Museum ausgerechnet heute Ruhetag. Ich schaue mich um. Die Wellen brechen sich am befestigten Ufer. Die Brandung ist heftig und hat die Boots-Slip-Anlage voll in Beschlag genommen und überflutet. Ein Seegang zum Kentern. Kein Mensch ist zu sehen. Nichtmal eine Kuh, es gibt viele Kühe in der Gegend. Der beliebte NZ Cheddar-Käse wird von ihnen sozusagen mit dem Rohstoff Milch 'beliefert'.
Von der 45 gelange ich wenig später über einen Zubringer zum Egmont National Park. Die Schneekoppe des alten Feuerspeiers (letzter Ausbruch im 17. Jahrhundert) dürfte heute kaum zu bestaunen sein. Es regnet Bindfäden. Die Wolkendecke ist dicht. Nur selten habe ich soviel Wasser auf einmal auf die Mütze bekommen. Mittlerweile gewöhne ich mich dran. Ziehe es jedoch vor mir die 'Welt' durch die Windschutzscheibe anzusehen.
Ich komme dem Vulkankegel (2518m) näher, ohne es eigentlich zu merken. Unaufhaltsam führt mich die enge Straße durch einen 'Tunnel' aus Bäumen, die dicht an der Fahrbahn Spalier stehen und sowohl die Seitensicht als auch den Himmel verdunkeln. Gegenverkehr ist auf solchen Gässchen immer lästig. Zum Glück fährt keiner bergab und auch bergauf sind nur vereinzelte Fahrzeuge hinter mir unterwegs. Sie kommen auch nur dann näher, wenn ich mal wieder anhalte um den 'Tunnel' zu fotografieren. Da das aber alle machen, fällt das 'Verfolgerfeld' ebenso schnell wieder zurück. Ab und zu teilt sich die Straße und weicht einem Baum aus. Danach verengt sie sich dramatisch zu einem Fahrstreifen, ohne Ausweichmöglichkeit. Allerdings ist je ein Pfeil in jede Richtung auf den Asphalt gemalt. Damit wird's aber immer noch keine Zweispurige.
Unbehelligt komme ich im oberen Bereich an und passiere die 'Einstiege' dutzender Wanderwege. Insgesamt sind sie 190 km lang. Schade, dass es pausenlos gießt, gern wäre ich jetzt einfach mal zum Wasserfall oder den Rundweg gegangen. Und schade, dass ich den Egmont wohl nicht zu Gesicht bekomme.
Vom Parkplatz aus sprinte ich ins kleine Informationszentrum, schüttel die Regentropfen vom Anorak und wärme mich in der Ausstellung auf. Ein Modell des Vulkans steht dort und soll heute genügen, denke ich und mache ein Foto. Als ich aufblicke und durchs Fenster schaue, taucht er dann aus der großen, weißgrauen Verhüllung auf. Der Taranaki. Es ist wie Peepshow: Vorhang auf, kurz gucken, Vorhang zu. Das Foto ist jedoch im Kasten. Immerhin.
Ein Wanderweg soll es heute zumindest sein, auch wenn ich mich nicht auf eine längere Tour einlassen möchte. Die Parkverwaltung hat ihn rutschsicher angelegt. Eine Art Rasengitter macht ihn selbst bei schmuddeliger Witterung trittfest. Bequem kann man so kilometerweit durch einen Regenwald laufen. Farne, Blätter, Moose und Rinden, alles triefend nass. Es tropft unaufhaltsam, auch wenn, wie jetzt gerade, mal kurz die Sonne durchkommt und zarter Nebeldampf zwischen den Bäumen aufsteigt. Es fühlt sich an wie in einem Gewächshaus mit exotischer Flora. Von den Ästen hängen die feuchten Mooszöpfe und mir unbekannte, lilienartige Gewächse sprießen üppig in den Astgabelungen.
Moose sind anpassungsfähig: Sie 'richten' sie sich immer dann auf, wenn sie genügend Wasser aufgenommen haben. In trockenen Phasen 'kleben' sie dann wie ein abgewetzter Teppich an ihrem Wirt. Ich könnte jetzt auf den Niederschlag fluchen, doch er hat die Stimmung gebracht, die wohl die meisten von uns mit einem 'waschechten' Regenwald verbinden. Ein vertrockneter käme gar nicht gut, entspräche nicht seinem Charakter. Jeder Baum, jede Rinde, jede Pflanze, die sich aus dem Moos ans Licht befreit hat, wird hier zum Fotomotiv. Alles sieht frisch und gesund aus und die Luft ist rein. Man könnte Stunden an diesem Ort verbringen.
Die Jeans ist pitschnaß. Ich hätte besser eine schulterhohe Anglerhose angezogen. Hab jedoch keine. Zum Trocknen setze ich mich in das kleine Café und bestelle einen Milchkaffee und ein Schokomuffin. Noch nie so ein gutes Muffin verspeist, just aus der Backstube und der Kaffee hat Karamelgeschmack.
Das nächste Etappenziel ist Wanganui am gleichnamigen Fluss, unterhalb der geografischen 'Nasenspitze' der Nordinsel NZ Richtung Wellington.

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05. Dezember 2018, 19:42

Piopio - 05.12.2018 -

Inzwischen besitze ich drei Reiseführer über NZ. Zwei 'stinknormale', was nicht heißt, dass sie schlecht sind und einer, der dick mit 'The Hobbit' beschriftet ist. Er gibt der interessierten Dame oder dem Herrn ... 'der Ringe' Auskunft über die Sets der Hobbit Trilogie. Und wo sie zu finden sind. So stoße ich auf das Dorf Piopio, etwa dreißig Kilometer von den Glühwürmchen-Höhlen entfernt. Jetzt bin ich nicht völlig versessen auf die Filme von Peter Jackson, doch allein die unbeschreiblich schönen Landschaftsaufnahmen machen sie sehenswert. Und da die Stein-Trolle in Peter Jacksons Interpretation J.R.R. Tolkiens Erzählungen vor einem wahren Gebirge aus Kalksandstein ihr Hühnchen braten, und sich danach auf die Zwerge stürzen, die dann wiederum vom Hobbit Bilbo gerettet werden, beschließe ich mir diese schroffen Felsenformationen nicht entgehen zu lassen.
Die kleine Nebenstraße zu eben jenem Set schlängelt sich an Farmen vorbei, an Wiesen auf denen die Schafe grasen, an überhängenen Felsen, die so zerklüftet sind, wie man sie aus dem Film her kennt, und ich sage mir zufrieden, das ist schon mal gut, mache einige Fotos und setze meine Fahrt spannungsgeladen fort. Bis zu jener Farm auf deren Gelände unzählige Szenen (www.thehobbit.com) gesetzt wurden. Unter anderem die Fressorgie drei dicker Trolls, die - das wissen alle Trollexperten - kein Sonnenlicht vertragen. Dann werden sie zu Stein. Ehrlich, ich habe nie gedacht, dass es tatsächlich versteinerte Trolle geben mag. Hier stehen sie, sitzen sie, liegen sie. Zu hunderten. Einfach so.
Vor den Fragmenten verblichener, besser gesagt versteinerter dämonischer Wesen baut sich die aus dem Movie bekannte Felsformation wie eine unüberwindbare Barriere auf. Und ein kleines Häuschen, in denen schon drei jüngere Hobbitexpertinnen vor einem Monitor sitzen und sich die wichtigen Informationen über das Back Stage reinpfeiffen.
Wie sich herausstellt gehört das Häuschen zur Farm, die vom Boom der Filme profitieren möchte. Die Farmerin kommt auf mich zu und fragt, ob ich nicht auch Interesse an einer geführten Tour hätte. Ich schau mich um. Ist das nicht zu gewagt? In Gesellschaft all dieser Expertinnen bin ich der einzige Nicht-Experte und dazu noch männlichen Geschlechts. Nicht zu verschweigen der Älteste im Bunde. Es stellt sich schnell heraus, dass nur zwei der Damen den Film gesehen haben. Die andere kommt nur ihrer jüngeren Schwester zuliebe mit. Ihr sagt das ganze Brimborium nichts. So sitz ich denn in dem kleinen Van still in der Ecke, wie Gandalf der Weise, und lass mich durch die Gegend kutschieren. Die Straße wurde vom Filmteam angelegt, ebenso einige Parkplätze auf denen in Spitzenzeiten vierzig große LKW parkten. Helikopter landeten und bis die letzte Klappe fiel vergingen einige Wochen 'very busy'. Klärt uns die Farmersfrau auf.
Zum Glück ist es mal trocken und wir können raus aus dem Van und einen kleinen Spaziergang durch den Busch wagen. In der Felsennische - (Szene: Bilbos Schwert 'Stich' leuchtet, ein böses Ungeheuer stürzt sich auf die Gruppe), in dieser Felsennische wird Bilbo von einer der Damen nachgestellt. Es sieht, gelinde gesagt, putzig aus. Aber sie hat Spaß. Nur ihre arme Schwester ist wenig begeistert, die darf pausenlos fotografieren. Ob ich nicht auch mal ..., werde ich von der Farmersfrau gefragt. Also ... ich überlege nicht lange ... nö, lieber nicht.
Einige Meter weiter wurde die Szene mit den zwei Zauberern gedreht, der eine, ein ulkiger Typ, Radagast (er ist sowas wie der Urvordenker der Grünenbewegung - ein absoluter Naturliebhaber, stets um die Umwelt besorgt) muss genau neben dem Baum .... ja, neben dem da!!, bedeutet uns die Farmerin, genau da musste Radagast dem Gandalf eine wichtige Botschaft überbringen. Mir ist gerade entfallen welche. Aber es spielte sich genau dort ab. Am Boden ist noch gekennzeichnet, wer wo zu stehen hatte und in welche Richtung er blicken musste. Wegen der späteren Nachbearbeitung. Nebenbei erfahren wir, dass der Schauspieler Ian McKellen (Gandalf) in einigen Einstellungen gedoubelt wurde, vom örtlichen Polizeiinspektor. Tja, Kino ist Fake. Selbst der Schnee, oder das an dieser Stelle gestandene zerfallene Farmhaus (abgeräumt und irgendwo in der Requisite verbuddelt). Was bleibt ist eine leere Stelle und die Bäume im Hintergrund. Soweit es Palmen sind, wurden sie weggepixelt, da es im Buch Tolkiens keine gibt.
Für Fans der Trilogie stellt die Farm eine Art Wallfahrtsort dar. Ich mittendrin. Wer hätte das gedacht. Jetzt kann ich mitreden. Endlich.
Noch völlig angetrunken von den Erzählungen der Farmersfrau übersehe ich um ein Haar den nächsten Set. Mittelerde. Dabei eröffnen sich die weitläufigen, grasbewachsenen Hügel mit den mampfenden Schafen direkt vor unsrer Nase. Im Film liegen geradezu Epochen zwischen den soeben nacherzählten Szenen und dem was folgt. Hier sind es nur wenige Schritte. Ein Schwenk über das Farmland und man kann sich bildhaft vorstellen, wie die Verfolgungsjagden (die Bösen stellen die Guten nach) 'gelaufen' sind. Die Guten, in diesem Falle Radagast, gewannen. Die Kamera zeigt indes nur das, was da ist. Für die Filmemacher fehlte dies und jenes. Sie waren detailversessen. Anschließend wurden noch Felsbrocken dazugemogelt (obwohl genug davon herumliegen) und die sehr fantasievollen Wesen des Fantasyabenteueres herbeigetrixt (das kann ich nachvollziehen).
Man mag nun wirklich keine Ahnung von der ganzen Story haben, der Ausflug ist wegen der atemberaubenden Umgebung, das sind die riesigen Klippen, wie auch die kleinen Details (Fossilien im Kalkstein - Muscheln, Austern usw.), dem Silberfarn und allem drumherum die Zeit für den kleinen Abstecher wert. Da die Moviescouts nur die landschaftliche Creme de la Creme NZ für ihre Drehorte aussuchten, ist mein neuer Reiseführer auch denjenigen zu empfehlen, die sich aus Kintopp nun mal garnix machen.
Zum krönenden Abschluss lasse ich dann doch noch tatsächlich auf ein Shooting ein, Zaubererhut auf, Schwert in der Hand, Pose, und mache mich an diesem Vormittag wohl absolut zum Hunk. Zum Glück sehen mich die Leute ja nie wieder, denn kurz darauf steige ich in meine Blechdose und rattere unter blasendem Seitenwind, der mich fast von der Fahrbahn weht, bis nach New Plymouth, dem Tor zum Egmont National Park. Nicht ohne zu erwähnen, dass es durch enge Schluchten und am tosenden Meer vorangeht. Ab und zu raste ich auf kleinen Parkplätzen, gönne mir und der durchgeschüttelten Tin Can etwas Ruhe. Auffallend, dass auf diesen Plätzen immer wieder Wildhühner herangackern und versuchen mir einen Snack zu entlocken. Hm, denke ich, ist wie im Film. Da mockieren sich die Trolle über den einseitigen Speiseplan (sie vertilgen Früchte, Beeren, Ponys, Zwerge und überhaupt jeden, den sie zufassen kriegen) und schimpfen darüber, dass alles nach Hühnchen schmeckt. Zufall?
www.harpercollins.co.nz - www.hairyfeetwaitomo.co.nz

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04. Dezember 2018, 18:52

Glühwürmchen - 04.12.2018 -

Als der Engländer Fred Mace zusammen mit dem Maori Häuptling Tane TInorau 1887 die Höhle entdeckte, gab es weder eine Straße, nicht mal einen Weg, noch einen Parkplatz, geschweige denn ein Schnellrestaurant und alles sonst, was der 'Homo Smartphonensis' braucht, um eine Unterwelt zu erforschen. Die beiden Pioniere waren bei ihren ersten Expeditionen noch allein. Was man von uns heutzutage nicht behaupten kann. Sie bauten ein Floss und lediglich Kerzen spendeten ihnen etwas Licht, um zu erkennen, dass sie auf was ganz besonderes gestoßen waren. Es dauerte dann auch nur zwei Jahre, als man mit der touristischen Nutzung begann und Führungen gegen Geld unternahm. Bis jetzt.
Es sind knapp zwei Autostunden vom Lake Taupo bis zur Waitomo Cave. Die Fahrt ist wie immer, Scheibenwischer, Schnecke am Berg (es gibt eine Menge Hügel und Berge) und ein Spritverbrauch, der sich sehen lassen kann. Nur nicht bei Sparfüchsen. Ich lasse es langsam angehen, mache hier und da Pause und bin doch noch rechtzeitig. Gegen Mittag gibt's eine Führung. Eine von Dutzenden am Tag. Denn alle zwanzig Minuten scharen sich die Besucher um einen der Guides und steigen hinter ihm in die Kalksteinhöhle hinab. Das letzte Mal Tropfstein muss für mich eine Klassenfahrt in die Dechenhöhle bei Iserlohn gewesen sein. Ehrlich gesagt bin ich nicht so der Typ für unterirdische Hohlräume. Ich habe lieber freien Himmel über mir. Doch einmal hier, muss ich es unbedingt (gefühlt) allen NZ Besuchern gleich tun.
Die Temperatur fühlt sich angenehm an. Es regnet nicht, es tropft nicht einmal. Die Wände sind glatt und sehen fast schon künstlich aus. Alles sei aber echt, bekräftigt der Guide. Außer Bodenfliesen und Geländer. Und das elektrische Licht. Immer noch besser als die Öllampen der Anfangsjahre, wie man sie auf alten Fotos sieht.
Es ist wirklich eine Tropfsteinhöhle. 1 cm Kalksäule braucht hundert Jahre. Insoweit heute kein Wachstumserfolg erkennbar ist. Die Stalaktiten sind aber bereits meterlang. Schnell versuche ich zu überschlagen wieviele Jahrtausende da herunterhängen. Es sind Jahrmillionen.
In der kathedralähnlichen Hauptgrotte gibt der Guide einen kurzen Moarigesang zum besten. Hoch über unsren Köpfen baut sich das natürliche 'Gewölbe' auf. Der Sound ist beachtlich. Platzangst kommt keine auf. Die Kalksäulen lassen bei ein wenig Fantasie Figuren erkennen. Zum Beispiel die heilige Familie. Was mich daran erinnert, dass ja bald Weihnachten ist. In einer versteckten Ecke werden wir auf die ersten Glühwürmchen aufmerksam gemacht. Es sind zwei. Das eine blinkt, das andere nicht.
Wir steigen anschließend in ein Boot. Die ganze Besuchergruppe passt hinein. Still (für viele Besucher ungewöhnlich) gleiten wir weiter in das unterirdische Labyrinth. Im Nu bietet sich ein imposantes Bild. Fast kann man der Meinung sein, unter einem Sternenhimmel zu wandeln. Wie die Lichter einer Milchstraße ziehen sich Millionen leuchtende Punkte die gesamte Grottendecke entlang. Das ist das Schauspiel, welches Leute aus aller Welt anlockt.
Am Grottenausgang übersehe ich keineswegs den Wegweiser, der einen 'Bushwalk' ankündigt. Eine Stunde. Mindestens. Den mache ich. Die Sonne scheint (!!!), es ist richtig warm geworden. Fast schon kaum zum aushalten. Dummerweise habe ich noch die lange Jeans an. Schwitzen! Das 'Pättchen' führt hinter dem wuseligen Parkplatzverkehr immer am Fluss entlang - jenem, der in der Grotte verschwindet. Kaum hat man einige Meter zurückgelegt und der Platz ist ausser Sichtweite, wird es still. Nur die Vögel sind zu hören. Mir ist bewußt, das sich unter meinen Füßen in einigen Metern Tiefe weitere Höhlen befinden. Man könnte noch längere Touren da unten unternehmen. Die längste dauert zwei Stunden. Doch die 45 Minuten von eben haben mir genauso gut gefallen.
Über satte Weiden und einem Kuhfladen-Parcours geht's langsam voran. Auch deshalb, weil das gute Licht endlich einmal strahlende Fotos zulässt und ich somit oft anhalte. Vor mir bauen sich Keksfelsen auf. Ich nenne sie mal so, weil diverse Erdschichten wie in einer Kekspackung aufgetürmt sind. Alle schön in Waage, nicht schräg oder vertikal. In den Ritzen wachsen Moose und sogar eine Palme hat sich dort 'eingenistet'. Kurz vor dem Ziel, einem Grillplatz, den ich eh nicht nutzen werde, wird's aber so richtig matschig. Der Weg endet hier für mich. Ich kehre um. Zeit für ein Lager Bier. Quite Nice!

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03. Dezember 2018, 11:00

Mount Ngauruhoe - 03.12.2018 -

Geübte Wanderer schaffen relativ locker das Tongariro Alpine Crossing (19,4 km), sichelförmig am Mt. Tongariro (1967m) entlang. Oder machen den Northern Circuit rund um den Mt. Ngauruhoe (2291m). Beide sind Vulkane. Beide in dicken Wolkenkissen eingepackt. Und - wie soll es anders sein - regnen die Wolken sich aus. Meine Wahl fällt auf wetterfeste Kleidung. Kein Problem, hab genug dabei. Die anspruchsvolleren Touren spar ich mir. Ist schon feucht genug. Stattdessen starte ich vom Chateau Tongariro (ein schickes, schlossähnliches Luxushotel) zu den Taranika Falls (9 km). Reicht!
Um mich herum ist zunächst Wüste mit kaum Vegetation, dafür jedoch einer wunderschönen Weitsicht. Nur nicht auf die höherliegenden Vulkane, sie bleiben halb im Nebel verdeckt. Ich steig hinab bis zu dem Bergbirken-Wäldchen, das sich rechts und links eines rauschenden Wildbachs 'angesiedelt' hat und nun etwas Schutz vor Regenschauern bietet. Innerhalb des Wäldchens verläuft der Pfad sanft bergan. Nur wenige Hartgesottene teilen mit mir bei dieser Witterung das Wandererlebnis. Was natürlich den Vorteil hat, dass man weitgehend ungestört bleibt.
Von den Birken wächst das Moos, teils hängt es in langen Fäden herab. Die Rinden sind ebenfalls davon umschlossen, das typische weiße Birkenschild sticht jedoch unübersehbar aus dem Grün hervor. Der Wanderweg ist verschlungen, mitunter mystisch. Er führt eine Weile am Bach entlang, dann wieder durch den dicht bewachsenen grünen Gürtel. Nach etwa einer Stunde strammen Schritts erreiche ich den Wasserfall. Er zwängt sich durch eine Enge im Lavagestein, um sich in einigen dutzend Metern in seine eigne Auswaschung zu ergießen. Die Pause fällt kurz aus, denn schon jagen wieder Wolken heran, die Übles im Schilde führen. Der Rundweg lenkt mich an der oberen Kante des Falls vorbei und dann von ihm fort. Während ich auf dem ersten Abschnitt überwiegend durch den Wald ging, verläuft der zweite Abschnitt über ein karges Plateau. Blühender Ginster und niedriges Buschwerk bestimmen nun wieder das Bild. Der Boden ist an einigen Stellen rot gefärbt, das abfliessende Wasser schwarz. Sümpfe werden auf Holzbohlenwegen überwunden.
An der Abbruchkante eines Hohlwegs kann man die Erdgeschichte 'nachlesen'. Wenn man Geologe ist. Aber auch der Laie erkennt leicht die verschiedenen Schichten im Lehm. Wie bei einer aufgeschnittenen Torte. Eine Schicht, fast mittig zu den andren, ist stets schwarz. Vermutlich, ich bin der Laie, die Aschespur des letzten großen Ausbruchs. Eruptionen können sich jederzeit wieder ereignen. Irgendwann ja, nur wann ist nicht sicher. Es ist nach wie vor nicht ungefährlich, die Vulkanhänge zu erklimmen. Der Tongariro Nationalpark ist für seine vulkanischen Aktivitäten bekannt. Es kann zu Zwischenfällen kommen, Wasserdampf austreten oder überraschende Geysire hochschießen. Im Infocenter sollte man sich daher über die Gefahrenlage informieren. Nun ja, da ich mich im sichren Abstand zu den Vulkanen herumtreibe, kann ich mir das sparen.
Zurück am Auto. Ich tausche die festen Schuhe wieder gegen meine bequemen Latschen und werfe nochmal einen Blick auf den Mount Ngauruhoe. Und dann: Ein Sonnenstrahl, die Bergspitze ist (ein klitzekleines bisschen) sichtbar. Für einen winzigen Moment. Foto!
Auf der Rückfahrt zum Camp hält die Sicht. Die blühenden Ginster rechts und links der Straße grüßen im Vorbeifahren, als sei Regenwasser nur was zum gelegentlichen Blumengießen. Und schon sieht die Welt viel bunter aus. In diesem Fall überwiegt das Ginstergelb. Ich habe mir angewöhnt gerade in solchen lichten Momenten einige mal auf den Auslöser zu drücken.

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02. Dezember 2018, 10:34

Bims, Pools und Schwefel - 02.12.2018 -

Das Wetter wechselt von jetzt auf gleich. Soeben plästert es, man trägt Regenjacke - dann urplötzlich Sonne, Sommer, Palme - man trägt Shorts. Und so geht's mal so, mal anders rum. Ich laufe in Badelatschen, mal durch Pfützen, mal nicht. Dabei mach ich für die daheim den Fremdenführer per Skype und zeige den Campingplatz. Ein Abendprogramm in Deutschland, bei mir eher Frühstücksfernsehen. Da ist die Küche, da die Washrooms undsoweiter. Ein Schwenk in die Tin Can, den Kühlschrank und über die Kochstelle. Alles live. Die 'Schalte' ist irgendwann beendet, ich pack meine Sachen, zieh das E-Kabel aus der Dose und dann ab in Richtung Lake Taupo, dem größten See des Landes (ist selbstverständlich vulkanischen Ursprungs, wie fast alles in dieser Region).
Rund um Rotorua kann man jede Menge unternehmen. Da brauchte ich mindestens mehrere Wochen. Ich steuere das Waimangu Volcancic Valley an, kann jedoch kaum das Fahrzeug verlassen, ohne eine Dusche abzukriegen. Ach wo, Dusche! Es ist eine Wand aus Regen!
Ich lese nach, was ich eigentlich erkunden wollte. Bei diesem Tal handelt es sich um das weltweit jüngste Geothermal System. Seinen Ursprung nahm es mit dem Ausbruch des Tarawera Vulkans (1886). 1917 kochte der 'Kessel' nochmals über und eine riesige Dampfwolke zerstörte die nähere Umgebung, einschließlich Hotel. Man kann hier herrlich wandern, tolle Fotos machen und von einem Boot aus den mystischen Kratersee erkunden. Bei Trockenheit eine tolle Sache, habe jedoch die Nassphase erwischt.
Ich fahre weiter bis es heller wird und biege irgendwann intuitiv ab, folge den Wegweisern zum 'Thermal Wonderland'. Hört sich zunächst mal an wie Disney. Der Parkplatz ist auch ziemlich voll. Die Schlange vor der Kasse lang. 'Na was soll's', denk ich, 'eh ich jetzt wieder nur rumgurke und auf den nächsten Schauer warte, mache ich lieber was. Hat doch immer geklappt'.
Ticket kaufen, rein. Der Rundweg ist in drei Etappen aufgeteilt. Die erste für die schnellen Touri, das sind die, die mit dem Bus herkamen. Zum Beispiel als organisierte Tagestour von Auckland. Die zweite für diejenigen, die schon ein bisschen mehr Zeit mitbringen. Die dritte für Leute, die gut zu Fuss sind - u n d Zeit haben. Ich mache eins, zwei, drei. Und bin am Ende mit nur noch wenigen Besuchern unterwegs. Was ich sehe ist faszinierend. Ähnliches findet man auf Island. Wai-O-Tapu ist gespickt von in sich zusammengefallenen Kratern, dampfenden Fumorolen, kalten und heißen Pools, Schlamm-, oder Wasserlöchern bis hin zu Seeausmaßen in grün, orange, purpur oder ziemlich ungesundem giftgrün. Im Gegensatz zu Island gibt es jedoch ringsherum - im gebührenden Abstand zu den Pools - eine üppige Vegetation. Teebäume beispielsweise. Und Farne, doch die braucht man nicht weiter zu erwähnen. Den Minikratern, Erdspalten, Hohlräumen und Seen wurden lustige Namen verpasst. Teufels Haus, Teufels Tintenfass, Farbpalette, Inferno Krater oder Vogelnest. Tatsächlich, am letzteren haben sich kleine Vögel in den Spalten der Wände häuslich eingerichtet.
Der größte See seiner Art wurde Champagner Pool getauft. Er ist etwa 700 Jahre alt, 62 Meter tief und 'mollig warm' (74°C - für ein Bad ungeeignet). Aus der Tiefe sprudelt es, eben wie in einem Sektglas.
Im gesamten Park besteht Rauchverbot. Da fragt man sich zunächst: Scherz? 'Raucht' es denn nicht überall? Ringsherum nur Qualmfahnen und dazu der penetrante Schwefelgeruch, den man nicht aus der Nase kriegt. Allerdings ist die zu der Familie der Teebäume zählende Manuka leicht entflammbar. Offenes Feuer, glimmende Kippen wären das Ende. (www.waiotapu.co.nz)
Bis zum Kratersee, Taupo, man sagt er sei sogar weltweit der größte, ist es nicht mehr als eine Stunde Autofahrt durch Farmland mit wenigen Bäumen und umso mehr Schafen und Rindern. Auch am Wairakei Geothermal Kraftwerk führt mein Weg vorbei. Steht etwas unpassend da, weil einfach nur häßlich und das Umland ist traumhaft idyllisch. Dicke glänzende Stahlrohre winden sich durch die Landschaft. Immerhin ist an dieser Stelle die Gewinnung von Energie umweltschonend. Man nutzt das, was viele gerne hätten, Erdwärme in reichlichem Ausmaß. Atomkraft - nein danke! Auch das ist ähnlich wie auf Island.
Noch ein Hopser mit der Tin Can über den letzten Hügel, dann breitet sich unter mir der See auf, der im übrigen gleich mehrere Vulkankrater überdeckt und dessen andres Ende hinter dem Horizont zu finden ist. Im 2. Jh.n.Chr. hat's den letzten Ausbruch gegeben (Hatepe-Eruption). Er war so heftig, dass seine Asche um den halben Globus 'wanderte' und ganz Neuseeland mit einem Ascheteppich von 1 cm bedeckte. Nur noch weitaus heftiger war der Ausbruch vor 25.000 Jahren (Öruanui-Eruption). Die danach kolabierte Magmakammer wurde zum nördlichen Teil des Taupo-Sees. Friedlich klatschen die Wellen. Mein Nachtplatz ist ein Steinwurf vom Ufer. Es ist übersät von Bimssteinbröckchen, runde, flache, kleine und größere. Dieses glasige, poröse Lavagestein fühlt sich federleicht an. Es glänzt strahlend weiß. Die Steinchen sind Zeugnisse einstiger vulkanischen Aktivitäten.

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01. Dezember 2018, 11:04

Rotorua - 01.12.2018 -

Ein heftiger Sturm fegt übers Land. Es nieselt. Die Wettervorhersage verspricht keine wesentliche Besserung. Im Gegenteil. Das macht aber nichts. Es macht nur was, wenn man nichts draus macht (hab wohl einen kleinen Philosophen gefrühstückt). Also, sag mich mir, mach was! Ich schmeiße ich den 2Liter Benziner an und setze mich in Bewegung. Rein in die Wolken. Zum Glück funktionieren die Scheibenwischer einwandfrei.
In Rotorua (übersetzt aus dem Maori Sprache 'Zwei Seen') empfängt mich ein penetranter Schwefelgeruch, der durch alle Ritzen meiner Tin Can zieht. Vulkan! Die Stadt ist tatsächlich auf einem Vulkan gebaut. Komisch, mich würde das als Einwohner nervös machen. Um mal so ein bisschen Feeling für die Rotorua eigene Atmosphäre zu bekommen, steige ich dort aus, wo es am meisten qualmt. Und befinde mich in einem sehr schön angelegten Stadtpark, den Kuirau Park. Die Hot Spots haben sie hier umzäunt. In den Löchern blubbert nämlich der Schlamm. Das sieht gefährlich nach Verbrennungen aus. Es gibt auch Seen oder Tümpel. Die Gase steigen drin auf, das Wasser scheint zu brodeln. Die Maori nutzen das geothermale Gebiet von je her als 'Küche'. Das ist pragmatisch. Die Steine erwecken den Eindruck zu glühen und sind damit der ideale Herd. Sie haben eine eigentümliche Färbung, unter die rostbraune Farbe mischen sich verkohlte, wie auch aschgraue Flecken.
Am Stadtrand befindet sich das Maori Village Tehokow Hitu-A-Tu. Schwer auszusprechen, doch allmählich tu ich mich damit nicht mehr so schwer. Dieses, wie es heißt, lebende Dorf, wurde an einem Fluss gegründet. Aber auch just über heiß dampfenden Schwefelquellen. Es gibt Einfamilienhäuser, einige Läden, eine Kirche und einen Friedhof. Gerade findet eine Trauerfeier statt (in Echt und nicht touristisch). Halbnackte Tätowierte führen eindrucksvoll ihren 'Haka' vor (Brust rein, Zunge raus) und einige, finster dreinblickende Biker lassen ihre Maschinen dröhnen, zu Ehren des Verstorbenen. Vermutlich hatte er was mit Motorrädern zu tun. Dann setzt sich der Trauerzug in Bewegung. Allerdings in eine andere Richtung, als in die des Dorffriedhofs. Der scheint am Ende seiner Kapazität angelangt. Ein geothermales Gelände aus unbetretbaren Gestein, gelb von einer dauernden Schwefelemission, grenzt unmittelbar an den Gottesacker.
Es regnet nun wirklich in Strömen. Das hält mich jedoch nicht davon ab, zum 'grünen' und zum 'blauen' See zu fahren, etwa 6 km rein in die Berge. Der blaue See verdankt seinem Namen einem Mißgeschick. Die Tochter eines hohen Maori-Chiefs verlor ihren Schmuckanhänger aus Jade. Ich lese das zumindest und frage mich, warum dann der See blauer See heißt. Jade ist meines Wissens ein grüner Stein. Aha, man sollte auch weiter im Text. Türkisblau schimmert's durch dank der bläulichen Rhyoliten auf einem Grund aus hellem Bimsstein. Der 'grüne See'. Er ist tatsächlich smaragdgrün. Das heißt, er sollte es sein, doch heute sind blau und grün ein Einheitsgrau. Nur an einer Stelle, als kurz ein Sonnestrahl durchbricht, werde ich Zeuge, dass die Beschreibungen zutreffen. Und genau dann mache ich ein Foto.
Eine kurze Trockenperiode nutze ich, und biege bei den Redwoods ab. Das sind riesige, rotstämmige Nadelhölzer. In Kalifornien auch als Sequoia Tree ein Begriff. Sie können bis zu 2000 Jahre alt werden, oder auch älter. Auf dem Treewalk hat man die Chance, sich ihnen auch weiter oben zu nähern. Weiter oben heißt jedoch bei diesen Riesen nicht viel. Die Hängebrücken von Tree to Tree starten in 6 Metern Höhe und dann geht es von einem Baum zum anderen. Dort angekommen darf man jeweils eine kleine Verschnaufpause auf den stammumfassenden Plateaus einlegen. Die Brücken wackeln gehörig unter meinen Schritten. Normalerweise müsste ich jetzt umfallen. Stichwort: Nicht schwindelfrei. Die Netze rechts und links geben mir jedoch ein Gefühl der Sicherheit. Insgesamt sind es 23 Hängebrücken und 22 Plattformen. Der höchste Punkt ist auf 12 Meter und dann hat man noch die Krone des größen Baumes in etwa 50 Meter über sich. Ich bin beeindruckt.
Als die erste Besiedelung NZ vor etwa 800 Jahren stattfand, bestand der größte Teil der Inseln aus Wald. Kauri, Farne undsoweiter. Rasant schnell, gemessen am Lebensalter mancher Kauri, verschwand bedrohlich viel davon. Die Zivilisation breitete sich aus, man schuf Weideflächen und Ackergrund. 1913 waren einige einheimische Spezies vom Aussterben bedroht. 1918 wurde der Export seltener Hölzer untersagt. 1925 begann man mit der Aufforstung von importierten Sorten (die schneller wachsen, als die heimischen), um Fortwirtschaft weiter zu ermöglichen und den heimischen Bestand zu entlasten. Übrigens hier in dieser Gegend waren hunderte Pflanzer beschäftigt. Heutzutage betreibt Rotorua eine anerkannte Forstakademie und die Regel ist, sobald gerodet wird, werden frische Schößlinge gesetzt.
Mein Rundgang ist beendet. Trotz der widrigen Witterung ist dabei doch noch einiges herausgekommen. Do it!

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01. Dezember 2018, 11:03

Wairere Falls - 30.11.2018 - nachmittags

Matamatas Highlight (neben Hobbiton) sind die Wasserfälle, die in zwei Stufen zu Tal donnern. Über einen naturbelassen Pfad kann man sich bis zur Aussichtsplattform hinauf arbeiten. Das ist durchaus anspruchsvoll. Das Wetter war bis zur Teatime nicht sonderlich einladend. Die dreiviertelstündige Wanderung sollte man am besten bei trockenen Bedingungen antreten. Ich wage es dennoch. Bin auch nicht der Einzige. Das beruhigt mich. Vom Parkplatz aus geht es sofort im wahrsten Sinn über Stock und Stein bergauf. Einige steile Passagen sind zu überwinden. Die schaffe ich mit Leichtigkeit. Dann wird es feuchter und der Trampelpfad schlüpfriger. Rutschgefahr! Busgroße Findlinge säumen den Trail, könnten mich auffangen. Sie sind zu Wetterseite bemoost.Tiefer Urwald umschließt mich. Die Farne scheinen mir hier noch höher und ausladender als anderswo. Es gibt mehrfingrige und einblättrige. Eigentlich wie bei uns - nur in der Baumvariante. Sie können bis zehn Meter hoch werden. Die sich entfaltenden Blätter erinnern an Schneckenhäuser und werden Koru genannt. Riesige, regentriefende Nadelgehölze und Laubbäume bereichern das dschungelhafte Panorama.
Der kleine Ausflug wird zur Anstrengung. Hunderte Treppenstufen warten auf mich. Puh! Einmal sind sie aus flachem Stein, dann aus runden, kopfgroßen Findlingen und auch Holzbohlen wurden verbaut. Zur Abwechslung geht's wieder durch den Matsch, ich springe über Pfützen und durchwate Regenwasserlachen. Immer weiter. Irgendwann, nach etwa einer Stunde (ich brauche etwas länger als auf dem Wegweiser angegeben, dank Fototime!...) trete ich den Rückweg an. Schließlich habe ich heute bereits im 'Auenland' mein Pensum an Bewegung erledigt. Nun ja, nicht ganz. Aber auch der nächste Regenschauer schickt seine Wolken voraus und dürfte den Pfad fast unbegehbar machen. Um Ausreden bin ich also nicht verlegen. Warum? Ganz ehrlich, ich habe jetzt Appetit auf eine Stärkung. Möglichst soll es Bier sein. Kalt und schäumend. Vogelgezwitscher begleitet mich. Eltern mit ihren Kleinkindern in der Kiepe kommen mir entgegen. Sehr mutig und sehr sportlich. Sie sind noch jung, haben einen starken Rücken. Die können das. Die Vogelstimmen verstummen augenblicklich, setzen aber wieder ein, sobald die Laute, welche Kinder nun mal eben machen, nicht mehr zu hören sind.
Im Grunde genommen ist das mein erster waschechter Naturetrail. Und ich wäre sicher am Ende doch noch gerne weiter gelaufen, erreiche jedoch schon bald wieder meinen Ausgangspunkt.
Auf dem Campingplatz stehen Schweizer in ihrem Großraum-Wohnmobil neben mir. Sie interessieren sich für meine Tin Can. Man muss diese Blechdose einfach mögen, denke ich. Sie ist grün lackiert, eine Farbe wie der Laubfrosch oder eine grüne Minna. Die Karosserie wurde mit einer leichtbekleideten Lady foliert, die entfernt an Marilyn Monroe erinnert. Nun bitte keine falschen Rückschlüsse ziehen, es handelt sich schlichtweg um das Markenzeichen der Vermieterfirma. Was immer die dortigen Verantwortlichen auch geritten haben mag, solch ein Motiv zu wählen. Eigentlich sieht es ganz ansprechend aus.
Auch wenn mein Exemplar ein alterndes Vehikel ist, dass seine Macken hat, tut es (noch) seinen Dienst. Und überhaupt, Macken sind gut, so brauche ich mich nicht so vorzusehen, wenn ich mit meinen lehmigen Wanderschuhen im Innernraum Platz nehme und die Flasche Bier öffne.

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01. Dezember 2018, 11:02

Hobbiton - 30.11.2018 -

Das Auenland. Es liegt abseits im Westen von Mittelerde. Dort wohnen die friedfertigen, menschenähnlichen Wesen, klein, große, haarige Füße, und etwas schrullig. Die Hobbits. Unter ihnen Bilbo Beutlin. Er ist so einer, den man als einen Stubenhocker bezeichnen würde. Er lebt glücklich in seiner kleinen gemütlichen Behausung unter einem Grashügel. Wie alle Hobbits. Bis eines Tages der Zauberer Gandalf auftaucht und mit ihm eine Horde von 13 Zwergen. Die wollen ihr verlorenes Reich vom fürchterlichen Drachen zurückerobern, der es ihnen einst stahl und nun auf ihrem Schatz hockt. Ausgerechnet Bilbo Beutlin soll ihnen dabei helfen. Ab in die Ferne, 'eine unerwartete Reise'. Oder wie es im Buch heißt, 'Hin und Zurück'. Und damit beginnt das Abenteuer des Bestsellers von J.R.R. Tolkien.
Die Spannung steigt. Ich habe für 10:10 Uhr ein Ticket, doch es ist nicht soviel los und ich kann schon eine Stunde früher in den Bus einsteigen, der eine Handvoll Besucher zu den Hobbithöhlen bringen wird. Die Hobbithöhlen sind kleine Behausungen mit runden Fenstern und Türen. Aus den Kaminen, die aus der Erde hervorlugen, steigt kräuselnder Rauch auf. Die Vorgärtchen sind mit blühenden Studentenblumen, Kürbis, Ackerwinden und Sonnenhut bepflanzt. Wäsche hängt auf der Leine und die Milchkannen stehen abholbereit auf der Bank am Weg. Der Fischer hat ein Schild ans Gartentor gehängt: Bin angeln! So sieht's also aus am Movie Set der Peter Jackson Verfilmung zum 'Hobbit' und 'Herrn der Ringe'.
Location Scouts haben die Alexander Farm 1998 gefunden. Der perfekte Drehort für ihr Vorhaben, die Trilogie 'Herr der Ringe' sollte im Auenland beginnen. 39 Häuschen wurden errichtet, aus Holz und Polysteron. 2009, für den 'Hobbit', rekonstruierte man den ersten Set und erneuerte ihn aus wetterfesten Materialien. Damit war die Voraussetzung für eine längerwährende Besichtigung geschaffen. Wie vieles im Film ist auch hier fast alles Fake. Die Kürbisse im Garten (Kürbiszeit ist nicht im Frühjahr), die frisch geernteten Äpfel in den Körben (die Apfelbäume haben gerade es geblüht), der Käse auf dem Fenstersims (den hätten schon die Mäuse gefressen). Die im Buch erwähnte Eiche gab es auch nicht. Man fällte sie nahe Matamata und schaffte den Stamm samt Astwerk hierher. Damit das Laub nicht während des Drehs verdorrte, importierte man aus Taiwan künstliche Blätter, die an den Ästen befestigt wurden. Heute befindet sich an gleicher Stelle ein Baum aus Stahl und Silikon. Das hält und rettet das Leben von mindestens einer weiteren Eiche.
Während der 'Herr der Ringe' noch drei Monate Drehzeit in Anspruch nahm, kam man beim 'Hobbit' mit zwölf Tagen aus. In Spitzenzeiten arbeiten vierhundert Menschen am Set. Darunter die Schauspieler Sir Ian McKellen (Gandalf), Elijah Wood (Frodo), Sean Astin (Sam), Ian Holm (Bilbo Beutlin) und Martin Freeman (als der junge Bilbo).
Unser Grüppchen trottet hinter der Reiseführerin her. Es ist bunt gemixt, Asiaten, Europäer, Amerikaner ... allein an dieser (zufälligen) Mischung kann man sich den Erfolg ausrechnen, den die Filme weltweit hatten und immer noch haben. Der Weg führt uns über die 'Great North Road', die 'Low' und die 'High Road' an den hübschen Bauten mit ihren Rundtüren und Kulleraugenfenster vorbei, die allesamt liebevoll bis ins Detail ausgestattet sind. Aber nur von außen. Es sind nunmal Kulissen und zum wohnen eher ungeeignet, da die meisten hinter der Fassade enden. Für den Dreh brauchte man verschiedene Größen. So kleine Menschen, wie J.R.R. Tolkien seine Hobbits beschreibt, gibt es nicht. Insofern war die Wahl der Kameraperspektive ausschlaggebend, es einigermaßen echt erscheinen zu lassen. Also gibt es große Türen, wenn der Schauspieler unmittelbar davor posiert und kleinere, wenn der hochgewachsene Zauberer, Gandalf, mit seinem Stab an Bilbos Tür pocht. Im Kintopp ist halt alles möglich. Doch das war nicht immer so. Jahrzehnte galt der in den 1930er, bzw. 1950er Jahren entstandene Stoff als nicht verfilmbar. Bis eines Tages..., ja bis sich ein Neuseeländer dran wagte. Geholfen haben ihm dabei die unbeschreiblich ursprüngliche, häufig unberührte neuseeländische Landschaft, wie auch eine moderne Computertricktechnik, die von Folge zu Folge immer ausgeklügelter wurde.
Rast im Wirtshaus zum 'Grünen Drachen'. Hier treffen sich im Märchen die Beutlins, die Underbergs, Sackheims, Straffgürtels und wer noch alles zum Volk der Hobbits zählt. Im wirklichen Leben trinken die zahlreichen Besucher Ale, Ingwersaft & Apfel Cider. Völlig Hobbitverrückte können auch Party machen und den Laden mieten (hobbitontours.com).
Abgesehen vom anhaltenden Sprühregen ist der Ausflug sicherlich ein 'Must do' und eine gelungene Abwechslung.
Während der Rückfahrt wird im Bus eine Zusammenfassung der in Hobbiton gedrehten Filmsequenzen gezeigt. Da will man ja sofort die ganze DVD reinschieben. Mister Alexander, dem Besitzer der 1250 Hektar großen Farm, dürften die Werke von J.R.R. Tolkien und insbesonders der Fantasy-Film Sir Peter Jacksons unverhofft Wohlstand gebracht haben. Nehme ich zumindest an. Und auch der NZ Army wird eine Notiz gewidmet. Sie bewegten etliche Kubikmeter Erde, bauten am Set und noch eine 1,5 km lange Zufahrt. Alles für den Erfolg von 'Beutlins End'.

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