Die Gefährten...

Eine Reise auf der anderen Seite der Kugel!

 

 

 

 


18. Dezember 2018, 21:50

Lupinen - 18.12.2018


Das 'Basislager' Christchurch wird heute aufgegeben. Wir verlassen die Stadt über den schnelleren, aber eintönigeren Highway 1 in südlicher Richtung, um irgendwo wieder auf eine Scenic Route zu gelangen, die durch abwechslungsreicheres Gelände führt. Irgendwo, das ist heute ein Abzweig in der Nähe von Geraldine, ein Farmstädtchen mit einem preisgekrönten Saftladen. Kein Scherz! Dieser besondere Store wird sogar in Evchens Reiseführer erwähnt (Barker's Berry Barn), muss demnach ein Knaller sein. Selbst für Nicht-Saft-Fans. Wir parken in unmittelbarer Nähe einer kleinen Einkaufsstraße, in der es außer Saft noch eine Bäckerei (wird als besonders gut erwähnt) und mehrere Tinneff-Lädchen gibt.
'Palim Palim', rein in Tante Emmas Laden der 'tausend' Säfte. Es wird nur leider nichts Frischgepresstes verkauft, sondern ein selbstproduzierter Sirup, der sich, mit reichlich Wasser verdünnt, in ein Erfrischungsgetränk verwandeln soll. Ein Trend, der sich bei uns nicht so wirklich durchgesetzt hat. Der Laden führt immerhin nahezu alle Geschmacksrichtungen. Selbst Marmeladen sind Teil des Sortiments. Auf Evchens Frage, ob es denn auch Kiwi-Marmelade ....? Och, darauf sei man ja noch gar nicht gekommen. Tja, warum auch?
Ein Kaffee in der Bäckerei und dann ist es nicht weit bis zur Ampel, nächste links und die Route wird am Lake Tekapo vorbei führen bis zum Etappenziel, Twizel (www.twizel.com). Den Ort gibt es erst seit 1969. Übrigens wurden in der näheren Umgebung die (schauspielenden) Helden des 'Herrn der Ringe' über die flachen Plains der 'Voralpen' gescheucht, zur letzten Schlacht von Gondor, samt Olifanten (eine Tolkien-eigene, fantasievolle Mischung aus Arbeits-Elefant und Kampf-Mammut, in Größe XXXL). Aber das nur am Rande.
Pflanze des Tages (bisher war es ja für mich eindeutig das haushoch gewachsene Farn - auf der Nordinsel), ist hier die Lupine. Ganze Lupinenfelder bis zum Horizont in rosa, rot, gelb, blau, lila, magenta, weiß und was sonst noch die Farbpalette hergibt wiegen sich im Fön, der von den Bergen herabströmt und die Tin Can häufig ins bedrohliche Wanken bringt. Das Motiv, 'Lupinenmeer', grenzt schon an Kitschpostkarte, ist aber echt. Sie scheinen sich wohl zu fühlen, die Lupinen, haben sich allesamt rund um den Lake Tekapo (ein Gletschersee) 'versammelt' und blühen 'um die Wette'. Touristenscharen erfreuen sich an diesem prachtvollen Naturschauspiel. Der tieftürkise See und die umliegenden Berge mit ihren Schneemützen 'stecken' da schon fast ein wenig zurück, sind aber nicht weniger imposant. Vorn die Blühenden, im Background die Bergwelt, was will man mehr? Der Foto-Rummel ist allerdings schon grenzwertig. Aufgeregte 'Knipser' drängeln sich wie vor dem Catwalk einer Modenschau. Allerdings, wir sind wir ja auch Teil dieser Jagd nach dem perfekten Bild. Was wohl die Anwohner in den teueren Chalets mit Ausblick auf See und Berge - und auf die sich immer wieder füllenden und leerenden Parkplätze - darüber denken mögen. Jeden Tag dasselbe 'Theater'? Die Karawane wird irgendwann weiterziehen und dann ist endlich wieder Ruhe am See. Durchatmen für ein paar Stunden.
Auf der Weiterfahrt: Lupinen. Überall. Ihr Duft ist berauschend wie dutzende Räucherstäbchen auf einem Hippie-Flohmarkt. Er dringt durch alle Ritzen und 'begleitet' uns noch kilometerweit.
Ankunft: Die Abreise am Morgen war wohl doch etwas 'übereilt', oder besser gesagt, die Sinne nach dem langen Flug bei den Schmitzchens noch nicht alle beisammen. Da stellen sie bei der Ankunft in Twizel fest, doch tatsächlich das Hühnchenfleisch im Gemeinschaftskühlschrank des Basislagers Christchurch vergessen zu haben. Was ja nicht weiter schlimm ist, Supermärkte sind keine seltene Gattung, sie kommen nahezu überall vor. Wenn da nicht der Zettel mit dem Eigentumsvorbehalt wäre. Man klebt ihn an die Ware, um andere 'Verwerter' vor der unbefugten Nutzung derselben abzuhalten. Das gelingt in der Regel. Der Nachteil, das Hühnchen wird nun monatelang niemand wagen anzurühren. Man kann sich ungefähr ausmalen ...

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17. Dezember 2018, 20:20

Rundherum - 17.12.2018

Die PKW-Zulassung liegt (wie vom Vermieter versprochen) im Postfach. Geht doch! Der Tag beginnt also positiv. Auch weil die Gefährten sich mal richtig ausgeschlafen haben (selbst das Zimtsternchen - Frau Antje - die erste Nacht Tin Can) und jetzt einen Bärenhunger verspüren. Ein weiches, gummihaftes Brot wird vertilgt, knuspriger Bacon, gerührte Landeier (von freilaufenden Hühnern), Käse und Wurst und, und ... Ja, NZ-Honig, der darf zu einem zünftigen Frühstück nicht fehlen. Es könnte das stattliche Mahl sein, dass Bilbo Beutlin den Zwergen in seiner kleinen Höhle bereitete. Nur, dass wir im Freien sitzen und mit Zwergen wenig gemein haben.

Die Orte werden vermutlich nicht jedem etwas sagen. Oder vielleicht doch? Sie befinden sich auf der Landzunge Banks: Little River, Wainui, Akaroa und Lyttleton. Die perfekte Einladung zur Tiki Tour einmal rund um den 'Pudding'. Der Pudding, das ist die knollennasengleiche, grüne Landzunge vulkanischen Ursprungs vor Christchurch. Eine hüglige 'Angelegenheit'. Mit spektakulären Ausblicken auf Meeresbuchten, die Tasmanische See und einem malerischen Binnensee, umkränzt von imposanten Höhenzügen und dem kleinen Ort Akaroa. Ein Ziel für viele, die es idyllisch mögen und dem Stadtleben mal kurz entfliehen wollen. Wir verbringen einige Zeit zwischen den hübschen Häusern, schlendern entspannten Schrittes durch den ein oder anderen Laden (zu kaufen gibt's immer eine Kleinigkeit). Und wenn man versonnen so an der Strandpromenade sitzt, auf das klare Wasser und die Bergkulisse blickt, 'versinkt' man gedanklich im Flair eines verschlafenen, mediterranen Kurorts. Auch die heitere Sonne passt zum Bild. Obendrein noch einen exzellenten Kaffee, ob americano (schwarz) oder Capucchino oder auf Eis und schon ist das ganze Wellnesspaket für die Seele 'gebucht'. Abstand vom hektischen Alltag daheim. Der Einstieg in die weite Reise rund über die Südinsel. Im kleinen Hafen, wo vornehmlich Jachten und Segelboote ankern, warten schon kleinere Ausflugsboote, die ihre wenigen Passagiere zu den Plätzen bringen, an denen sie ein Rendesvouz mit Delfinen 'daten' können. Einmal mit intelligenten Meeresbewohnern um die Wette schwimmen. Wer wird wohl das Rennen machen?
Die Pause tat allen gut. Der Achtsitzer ist bequem und auch das Rappern, von dem wir annehmen, es sind die Stoßdämpfer, juckt uns nicht. Wir biegen ab. Auf eine Nebenstraße (Touristic). Für die Einheimischen sicher keine Alternative, weil sie jede Erhebung mitnimmt und bloß keinen Zipfelchen ausspart und damit ein paar Kilometer zu einer längerwierigen 'Geschichte' werden. Ab und zu überholt uns ein Farmer mit seinem Allrad PKW, hupt kurz, weil er sich bedankt, dass wir ihn vorbeilassen. Schließlich haben wir Zeit 'im Gepäck' und gönnen uns mal ein weiteres Sightseeing-Päuschen am Straßenrand. Greifvögel kreisen über den Wiesen. Leider sind sie zu weit weg, selbst für ein Tele schwer 'einzufangen'. Spatzengroße Vögel mit gelben Bauchgefieder und roten Schnäbeln veranstalten waghalsige Flugmannöver. Auch nicht leicht, zu fotografieren. Kaum haben wir sie im Visier, da lassen sie sich wieder in die Büsche fallen und sind verschwunden. Nur ihr Piepen ist zu hören.
Nächster Stopp. Träge schwappen die Wellen an den Kieselstrand des Sund. Er öffnet sich weiter am Horizont dem Meer hin. Es müffelt gelegentlich nach Algen, die zu lange in der Sonne lagen und ihren typischen, fauligen Geruch verbreiten. Bei der nächsten Flut wird er wieder verschwunden sein.
Wir setzen die Rundfahrt fort, fahren nun über eine staubige Schotterstaße. Sie ist gefühlt badehandtuchbreit und strotzt mit Spitzkurven, enormen Steigungen, einem unbarmherzigen Verlauf, hoch hinauf auf die Bergkuppe, von der wir auf das blaue Meer spähen können. Wie einst Robinson. Er hoffte, ein Schiff zu entdecken, dass ihn von der einsamen Insel zurück nach England bringen wird. Er hoffte und wartete lang. Eines Tages sollte es soweit sein. Kaum noch vorstellbar, dass Schiffe in seiner Zeit viele Monate zu Südsee-Zielen unterwegs waren und wir heute durch die Luft eilen, haben wir es besser. Besser?
Irgendwann müssen wir wieder bergab. Auf der einen Seite 'droht' der steile Abgrund, auf der anderen 'rutschen' die Hänge bis zu uns herab, scharf an den Rand der Holperstrecke. Trotz allem geht es gut voran. Über Kilometer können wir den Straßenverlauf voraussehen und es ist (glücklicherweise) kein anderes Fahrzeug zu sehen. Gut so, ausweichen wäre kaum möglich.

Da sitzen wir abends noch lange beim Wein, planen den kommenden Tag und gehen im Geiste nochmal auf unsere Tiki Tour.

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16. Dezember 2018, 21:15

Christchurch - 16.12.2018-

Schöne Szenen bei der Ankunft am Flughafen. Immer wieder erfrischend. Da wird geherzt, gebusselt und Hallo, endlich da!, und überhaupt. So freuen sich die Leute, wenn sie sich einige Zeit lang nicht gesehen haben. Es müsste immer so sein und die Welt wäre einfacher.
Doch bis zur Ankunft am Flughafen (Abholung der Gefährten) habe ich noch etwas Zeit. Das heißt, Schlappen an, Tin Can auf einen Parkplatz in Citynähe bugsieren und dann den botanischen Garten erkunden. Seit meiner Kindheit, die ich ferienhalber auch in Nottingham/GB verbringen durfte, liebe ich feines Green und englische Gärten. Man durfte sogar über den Rasen gehen. Heute ist das auch für uns selbstverständlich, doch damals war es in Deutschland verboten.
Der hiesige Park ist typisch britisch, allerdings mit teilweise völlig anderen Pflanzen besetzt. Er bietet einige Gewächshäuser, einen Rosengarten, einen verschlungenen Waldtrail, den idyllischen Wassergarten am Fluss Avon und sehr alte Zedern, die die Erbeben von Christchurch unbeschadet überlebt haben. Was man von vielen Gebäuden in der Stadt leider nicht sagen kann. Vom botanischen Garten und seinen, in typischen englischen Stil errichteten Steinhäusern erreicht man realtiv entspannt die Innenstadt. Historische Straßenbahnen verkehren und wenn man möchte, dann ist man für 90 Dollar dabei, kann sich den Innenstadtbereich aus dieser Perspektive ansehen.
Lieber mache ich einige Meter zu Fuß. Das ist gut für die Gesundheit. Da ich immer noch nicht joggen war, ist so ein Stadtspaziergang zumindest eine kleine Alternative. Am Sonntag sieht der Stadtkern noch ausgestorbener aus als sonst. Touristen schlendern durch die Straßen und müssen feststellen, dass nach dem großen Beben, der den gesamten inneren Zirkel zerstört hat, noch längst nicht alles wieder aufgebaut ist. Eigentlich kaum etwas. Die Kathedrale hat ihren Turm immer noch nicht zurück, im Gebälk des zerstörten Kirchenschiffs hausen die Tauben. Der Bauzaun drumherum sieht nun gar nicht ansprechend aus. Ringsherum warten baufällige Gebäude auf den Abriss oder den Wiederaufbau. Ein trauriges Bild. Ich glaube kaum, dass sich jemand daran ergözten kann, obwohl unzählige Fotos gemacht werden.
Ich stelle mir vor, wie die City von Christchurch vor dem Big Bang ausgesehen haben mag. Neben sehr schönen, viktorianischen Bauten, hat man bedauerlicherweise Funktionsbauten im Stil der 1960ger 'gepflanzt'. Sieht irgendwie merkwürdig aus. Bausünden allemal. Eine Chance besteht nun, es für die Zunkunft besser zu machen. Ein Beispiel ist die Kunsthalle. Ein beeindruckender, lichtdurchfluteter Komplex, der mal nicht aussieht wie ein langweiliger Kubus, sondern geschwungen und leicht daherkommt. Er gefällt mir. Am liebsten würde ich drin stöbern und mal in Kultur machen. Allein die Zeit dürfte nicht reichen.
Ein kurzes Sträßchen mit netten Restaurants und kleinen Lädchen vesprüht so was wie Lebensfreude in dem doch tristen Umfeld. Es macht Hoffnung, dass es bald wieder aufwärts geht. Nur ist die Frage, wie die Stadtplaner die Neugestaltung hinbekommen. Es ist auch die Frage, ob es überhaupt genug Interessenten geben wird, die der Kontinentalplattenreibung trotzen und hier wieder Fuß fassen wollen. Dutzende Schilder werben um Mieter. Bestimmt nicht erst seit gestern.
Zeit für den Flughafen. Kaum dass ich die Tin Can auf dem Parkplatz (dem ersten seit Wochen für den eine Parkgebühr anfällt) abstelle, wird die Ankunft des Fliegers schon angezeigt. Ich bin rechtzeitig, schaue mich noch ein bisschen um. Sehr viel hat ein Flughafen nach meinem Geschmack nicht zu bieten - wenn man nicht shoppen will. So auch dieser hier. Immerhin hat man einige Weihnachtsbäume aufgestellt. Die Wartezeit geht schnell um und die Gefährten kommen durch die Tür. Sie sehen etwas mitgenommen aus. Der Flug um den halben Globus fordert eben nun mal seinen Tribut. Dennoch: Herzen, Küsschen und Hallo. Sag ich doch! Und ... noch ein Foto. Schnell den Mietwagen übernehmen und dann die Beine baumeln lassen.
Denkste! Das erste Auto muss erstmal betankt werden. Dann sind selbstverständlich alle Beschädigungen (ein Buch mit vielen Seiten) zu dokumentieren. Abgesehen davon, stören die Spinnweben. Na gut, die kann man entfernen. Allerdings, nachdem alles gebont zu sein scheint, will die Möhre nicht mehr anspringen. Batterie ist down. Für immer. Eine neue ist nicht zu beschaffen. Der Vermieter meint: Vielleicht sei ja der Zündschlüssel falsch rum ... ? Empörtes: Also, hallo! Geht's denn! Führerschein seit Anno knipps und so eine Frage! Nächstes Auto. Ist irgendwie auch nicht so doll - Schiebetür kaputt. Nee, das möchten wir nicht! Drittes Auto (nach drei Stunden - guter Schnitt), hat keine Zulassung, bzw. ist diese abgelaufen seit drei Tagen. Kommentar: Tolle Vorbereitung! (aber dafür ist's ja auch der billigste Anbieter weltweit. Na ja, aber funktionieren sollte dennoch was). Die Zulassungsstelle hat Feierabend. Es ist Sonntag nach fünf (was würden wir uns freuen, wenn in unserer Heimatstadt die Zulassungsstelle überhaupt funktionieren würde). Vermieter: Fahren sie halt ohne und wenn Sie angehalten werden, stellen Sie sich doof (können wir das?). Vermieter: Wir reichen sie morgen nach, die Zulassung.
Darauf darf man gespannt sein.

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16. Dezember 2018, 21:08

Robben und Wein -15.12.2018-

Kaikoura, 08:15 an der Seal Bucht, dort wo die Pelzrobben sich tummeln. Der Meeresboden liegt dank Ebbe einige hundert Meter frei. Sein Untergrund ist zerfurchter Fels. In den Spalten kann sich das Wasser bis zur nächsten Flut sammeln und etlichen Kleinstlebewesen das Überleben sichern. Wenn sie nicht von den cleveren Möven weggepickt werden. Möven sitzen auch auf der Tin Can und beobachten mich bei den Vorbereitungen für die Filmaufnahmen. Ich marschiere los, Stativ und Kamera geschultert. Noch ist es am Strand ruhig. Es sind kaum Leute da. Ich bin froh, so früh hier zu sein. Der große Parkplatz lässt darauf schließen, dass die Seehund-Beobachtung viele Freunde hat. Kaum, dass ich Furchen und Wasserlöcher, ohne mich lang zu machen geschafft habe, sehe ich die ersten Pelzrobben. Sie dösen, bewegen sich nicht. Nur mal kurz die Flosse heben, dann weiter räkeln. Ganz entspannt wärmen sie ihr Fell in der frühen Sonne. Mal klopfen sie sich den Bauch oder rümpfen sie ihre hundeähnliche Schnauze. Ansonsten verhalten sie sich passiv. Na, Tierfilmer haben es nicht leicht, sage ich mir. Wie kriegen die eigentlich immer diese tollen Aufnahmen hin, in denen sich die Meeresbewohner wie Actionstars benehmen? Was ich nicht filmen kann, rieche ich. Die Biester verströmen einen 'Duft' wie ein Puma Käfig. Je intensiver er ist umso näher bin ich dran. Vielleicht fünf Meter. Keine Regung. Dann taucht plötzlich hinter mir ein stattlicher Bulle auf. Er muss durch eine der vielen Spalten, teils sind sie ziemlich breit und die Wellen 'verirren' sich mit lautem Getöse drin, von mir unbemerkt herangeschwommen sein und sich in meine Richtung 'gerobbt' haben. Noch nie war ich diesen Tieren so nahe und ein wenig mulmig wird mir schon. Wenn ich sein Gähnen richtig interpretiere macht er sich jedoch nichts aus Kameraleuten. Im Gegenteil, er hockt sich in Pose und fängt an sein Fell zu knabbern. Warscheinlich juckt's, wie meine Beine, in die sich seit Wochen Sandflöhe und Moskitos verbissen haben. Ich filme den Prachtburschen. Und er scheint es zu genießen im Mittelpunkt zu sein.
Um mich herum liegen noch weitere, kleinere Robbenwesen. Keine Ahnung, ich bemerke sie jetzt erst, doch in den Felsrillen und vor dem grauen Untergrund sind sie kaum sichtbar und passen sich perfekt an ihre Umgebung an. Von weitem betrachtet könnte ich meinen, da läge ein Pelzmantel. Zum Glück sind die ziemlich aus der Mode geraten.
Die Weiterfahrt über den Highway 1 nach Christchurch ist anstrengender als 130 Kilometer vermuten lassen. Ich halte oft an, snacke, filme und mach auch schon mal ein kleines Nickerchen. Anschließend fühle ich mich wieder frisch für die weitere Berg- und Talfahrt. Kurven, LKW und PKW vorbeilassen und die Fahrt genießen. Kahle Hügel wechseln sich mit kleinen Waldstückchen und Flusslandschaften ab. Der Kalkstein ist brüchig, die Straße wird gegen Felsstürze gesichert. Soweit das möglich ist. Baustellen halten den Verkehr aber nicht wirklich lange auf. Es sind nicht allzuviele Fahrzeuge unterwegs. Parallel der Straße verläuft die Eisenbahnstrecke. Sie ist größtenteils einspurig und wird unter anderem vom Coastal Pacific Train (Picton-Christchurch) genutzt (touring-newzealand.de).
Weinland. Dutzende Güter preisen ihre Erzeugnisse, haben die Kellertüren geöffnet. Ich muss allerdings auf eine Probe verzichten, zu schnell sind 0,5 Promille in der Birne. Ich gehöre nicht zu der Gattung 'Probierer' die nach einer Verkostung den tollen Saft einfach so weg spucken. In den letzten Wochen habe ich sehr viele NZ Weine probiert, heißt: Flaschen geleert. Verschiedene Geschmacksnoten sind mir dabei 'untergekommen': Vanille, Mandel oder sogar Kiwi. Ob Chardonnay oder Sauvignon Blanc, Müller-Thurgau, Chenin Blanc, Riesling und Grauburgunder - welche Sorte man auch bevorzugt, erstmal auf den Geschmack gekommen, probiert man bestimmt auch die andere. Die Weingüter (landesweit über 700) reihen sich in dieser Region längs der Pegasus Bay wie Perlen auf der Kette. Das milde Klima, der Nebel von Seeseite her, die Sonne, Faktoren die ideal für die Rebenreife sind (www.nzwine.com).
Ich bin in Christchurch, die Stadt, der 2011 ein schweres Erdbeben große Zerstörungen zufügte. Ist es schon eine Paranoia, oder habe ich tatsächlich das Gefühl, dass der Boden unter mir schwankt. Mag aber auch daran liegen, dass ich zuviel vom Wein .... ?

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14. Dezember 2018, 11:34

Der erste Tag auf der Südinsel - 14.12.2018 -

... fängt erstmal ganz Insel-typisch an. Wolken, Niesel, frisch. Aufmerksame Blog-Leser wissen, das hat gar nichts zu bedeuten. Nach dem Frühstück setze ich mich in Bewegung. Links abbiegen, dann nochmal links und ich bin wieder auf dem Highway 1, der auch hier die Hauptverkehrsader ist. Von der man aber nicht abweichen kann. Ersteinmal aus dem Einzugsgebiet Pictons und des Marlborough Sound heraus, wechselt die mit unzähligen Meerarmen durchzogene Landschaft in ein (nahezu) baumloses Grasland - allerdings bleibt sie überwiegend hügelig, was ihr die Eintönigkeit nimmt.
Bald schon verwandelt sich die '1' in eine gewundene Küstenstraße, die keinen Landzipfel auslässt. Die Wellen schlagen an den schwarzen Sandstrand. Über Kilometer ist keine Menschenseele zu sehen. Wenn ich vermute, das Licht würde besser werden und die Aussicht sei besonders lohnenswert, halte ich an. Tatsächlich wird es, je weiter südlich ich vorankomme, immer heller und damit auch wärmer. Morgens hätte ich mich am liebsten nicht aus der Decke getraut, jetzt bin ich froh, nur T-Shirt-Shorts angezogen zu haben.
Mein heutiges Ziel ist der Küstenort Kaikoura, das liegt etwa auf dem halben Weg nach Christchurch. Wir haben Freitag, am Sonntag bekomme ich Gesellschaft: Die 'Gefährten' (Antje, Eva, Tom, Anne und Miri). Eine quirlige Gruppe mit frischen Speicherkarten, Batterien, einer super Kameraausrüstung, grandiosen Kochkünsten (vorbei das Kurzgebratene - da wird's 'heiß' in der Küche) und Organisationstalent (heißt die Tagesziele sind weit vorausschauend gesteckt und vorgebucht - das erspart mir das tägliche: 'Heydo, I need a powered Site... Yes I'm fine'). Während ich doch mehr so herumgecruist bin - ein bisschen der Nase nach - steht ab Christchurch die Reiseroute fest wie ein Kursbuch der Deutschen Bahn.
Baustelle. Eine von der Sorte Hört-nicht-auf. Der Highway wird repariert. Zu viele Erdbeben, kleine und größere und die Macht der Meeresbrandung haben ihm zugesetzt. Stop! Ich warte geduldig, wie alle anderen auch, träume mich während des angeordneten Halts aufs Meer und als ich wieder aus meiner Alphaphase erwache, entdecke ich gleich unterhalb der Leitplanke, dort wo dicke Felsbrocken die Wogen so richtig rollen lassen, eine komplette Seehund-Kolonie. Etwa zwei Dutzend Tiere räkeln um die Wette und lassen sich von den Sonnenstrahlen wärmen. Sie stören sich überhaupt nicht am Baulärm. Leider kann ich nicht aussteigen und filmen, der hier obligatorische Go-or-not-to-go-Guardian wechselt gerade jetzt die Farbe, wo ich mal was realisiert habe. Es geht weiter.
Nicht nur den Highway hat's erwischt. Ein Kirchengebäude (St. Oswald's Memorial) von 1927 im typisch viktorianischem Backsteinstil hat den ersten 'Knacks' nach den Beben 2010 und 2011 bekommen und den zweiten, zur Baufälligkeit führenden, 2016. Wenn man möchte, kann man für die Rettung spenden. (www.stoswalds.co.nz). Selbst die Grabsteine sind gespalten.
Auf Fotos zu ähnlichen Ereignissen sieht die Eisenbahntrasse, die mir ständig 'zur Seite' ist, aus wie eine Achterbahn ins Nichts. Und auf Straßen ist man dann auch nicht sicher. Der Asphalt ist aufgerissen und breite Spalten tun sich auf. Da liegt schon mal der vordere Teil eines Vans drin. Man muss sich vorstellen, unter meinen Füßen brodelt ein nicht unbedeutender und sehr aktiver Abschnitt des 'Ring of Fire' und es ist eine Frage der Zeit, wann es wieder rappelt. Gestern Abend war übrigens ein ganz leichtes Schuckern zu spüren. Darüber regt sich hier keiner mehr auf.
Kaikour. Ich passiere die Gemeindegrenze. Man lebt von den Walen. Nicht vom Walfang, sondern von deren Beobachtung, zu Wasser oder aus der Luft. Boote und Heli starten mehrmals am Tag. Alles hängt jedoch vom Wetter ab. Wenn das schlechter ist, laden unzählige Bars ein, sich zu betrinken. Man darf sich vor der Tür aber nicht mit Alkohol erwischen lassen. Schilder weisen darauf hin, dass bei Verstößen bis zum 20.000 NZDollar fällig sein können. Und da es genug Polizeistreifen gibt, habe ich vor, mich lieber in die Tin Can zu verziehen.
In der Rezeption wird mir ein Spaziergang entlang der Peninsola empfohlen, etwa eine Viertelstunde mit dem Auto dorthin, dann eine Dreiviertelstunde Wanderpfad. Soll sehr interessant sein. Seehunde seien dort ebenfalls zu beobachten. Ich überleg es mir. Gerade mal erreichen wir gefühlt die 30° C - kein Bock auf's wandern. Zum Whale Watching werde ich es diesmal auch nicht kommen lassen, das spare ich mir mit den 'Gefährten' am Ende unsrer Reise auf. Aber eine Runde 'um den Block' wäre wohl mal nicht schlecht. Ich warte die Mittagshitze ab. Will gerade los, dann schlägt das Wetter wieder um, vom Meer zieht Nebel auf, der nach einer Stunde wieder verschwunden ist. Für einige Kilometer 'Vitamin-D-tanken' und Wellen gucken muss es reichen.
Das mit den Seehunden verschiebe ich auf morgen früh.

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13. Dezember 2018, 09:45

Mount Victoria & Interislander - 13.12.2018 -

Einpacken. Für die Fährfahrt von Wellington nach Picton (Südinsel). Zuvor gönne ich mir noch einen Ausflug auf den Mount Victoria, hoch über der Stadt. Ich nehme nicht die bequeme, breite Straße. Eine enge, steile wird es sein. So steil, dass ich auf halben Weg schon befürchte, ich gebe der Tin Can den Rest. Dafür komme ich an schnuckeligen Holzvillen vorbei, wo die Fahrbahn nah an den Hauswänden vorbeiführt. Und da es wohl kaum noch Baulücken für Garagen gibt, parkt so mancher vor der Tür, was die Straße noch enger macht. Mein Auto ächzt und stöhnt, meistert jedoch die haarnadelgleichen Serpentinen hervorragend. Kommt jemand entgegen warten beide und wer zuerst losfährt hat Vorfahrt. Und keiner meckert.
Vom höchsten Punkt des Berges der Victoria ist ein 360° Blick garantiert, falls das Wetter mitspielt. Das ist heute der Fall. Klarer geht's nicht. Zur linken kuschelt sich die City im Tal und in südlicher Richtung glitzert die Cook Strait. Ich kann sogar Lower Hutt in der Ferne ausmachen, und Miramar sonnt sich im warmen Licht (www.wellingtonnz.com).
Gelegentlich muss es auf dieser Kuppe, 196 Meter über den Dächern, ziemlich stürmisch wehen und Wolkenguss peitscht ins Gesicht. Dann lohnt ein Ausflug zur Vogelperspektive vermutlich nicht so richtig. Es sei denn, man fliegt gerne hinter seinem Regenschirm her. Sobald es wettertechnisch passt, nutzen mutige Mountainbiker das Wahnsinnsgefälle als 'Kandahar'-Abfahrt. Dann fetzt es jedoch nicht über die (asphaltierte) Piste, sondern quer durch den Wald, der sich vom Westen her den Hang 'hochgearbeitet' hat und eine der grünen Lungen Wellys geworden ist. Dort ist der Mount Victoria dicht mit finsteren Nadelbäumen bewachsen, deren Äste sich wie Tentakel nach jedem auszustrecken scheinen, der ihnen zu nahe kommt. Wie kann es anders sein, Wellywood wählte diese bedrohlich wirkenden Bäume für Außenaufnahmen zum 'Herrn der Ringe'. Hier begann für die Hobbits aus dem Auenland der düstere Teil ihrer Reise. Hier versteckten sie sich vor den Ringgeistern, die hinter ihnen her waren, um den 'einen' Ring zu finden, den Frodo bei sich trug und den ihr Gebieter, Sauron (der abscheuliche Schrecken), begehrte.
Die Stellen der 'Drehs' sind schwer zu finden. Es läuft fast wie beim Geocaching. In der einschlägigen Literatur sind die Koordinaten vermerkt und ich muss suchen. Allerdings entwickel ich heute nicht den Ehrgeiz für Schnitzeljagden und freue mich einfach, unbehelligt von irgendwelchen Kreaturen dunkler Mächte durch einen Zauber-Forst, anscheinend weit weg von jeder Zivilisation, zu wandern. Die einzige Gefahr besteht darin, von wilden Fahrradfahrern umgenietet zu werden. Ansonsten gibt es nur mich, das Zirpen der Grillen und ein paar sich fetzende Tui's, die ihre Reviere verteitigen. Und nur ab und zu höre ich die schrillen Polizeisirenen aus Wellingtons Straßenschluchten herauf schallen.
Ende mit der Nordinsel. Ein bisschen komisch ist es schon, nach knapp vier Wochen, das Schiff zu nehmen und die erlebnisreiche Zeit hinter mich zu lassen. Es ist wie ein Kapitel in einem Buch. Man liest es und wird sich erinnern. Doch ist dieser Augenblick auch wie ein halbvolles Glas und das, was 'getrunken' wurde, war atemberaubend (steht auf der Tin Can).
Das Schiff navigiert um die Felsen in der Cook Strait. Wie einst der Seefahrer James Cook habe ich für mich die Nordinsel entdeckt, jetzt nehme ich Kurs auf den Süden NZ. Das erste Weihnachtsfest in NZ wurde übrigens nicht von Cook, sondern von Abel Janszoon Tasman gefeiert. Er landete als erster Europäer am 13.12.1642 in Neuseeland. Tja, wenn das kein Zufall ist! Wir haben heute den 13.12.2018 - und ich befinde mich quasi am gleichen Ort - auf See zwischen zwei großen Inseln.
Ich filme und fotografiere den Marine Drive aus einer anderen Perspektive, vom Sonnendeck, und dann entschwindet die Nordinsel aus dem Focus - schon 'tauchen' die Erhebungen der Südinsel aus dem Ozean. Sie tragen einen 'vornehmen' Wolkenkranz, was ihnen etwas feierliches, aber auch mystisches verleiht. Draußen wird es frisch. Ich ziehe es vor, hinein zu gehen und im Restaurant zu bestellen, während wir durch die Fjorde Richtung Picton schippern.
Es soll mal einen Delfin gegeben haben, der alle Schiffe, die er begleitete sicher zum Hafen lotste. Man nannte ihn Pelorus Jack (1888 bis1912). Als ein Passagier auf ihn schoss, erließ die Regierung ein Gesetz, dass Delfine nicht gejagt werden dürfen. Ich lese die (wahre) Story, während ich ein Sandwich snake und Eis-Schokolade durch den Strohhalm sauge.
Delfine sehe ich nicht. Na wenn schon, ich freue mich auf das, was kommt.

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12. Dezember 2018, 19:33

Auf den Spuren des Herrn der Ringe - 12.12.2018 -

45 Akatarawa Road, Brown Owl, Upper Hutt 5018 (NZ), oder: Die Gärten von Isengard
Die Adresse befindet sich etwa 30 km außerhalb von Wellington in der Gemeinde Upper Hutt (Orongomai) in einem Park, dem Harcourt Parc. Nun, ich mag grundsätzlich Grünanlagen und wenn ich die noch mit dem Besuch eines Filmset verbinden kann, ist das doch optimal.
(www.tolkienwelt.de - www.urlaubsguru.de - www.backpackersguide.nz - www.upperhutcity.com
Filmset? Das ist vielleicht ein bisschen irreführend. Den Harcourt Parc beschreibe ich mal als einen kleinen, hübschen Stadtgarten. In dem heute morgen gefühlt zehn Schulklassen um die alten, ehrwürdigen Bäume herumtollen und einen Höllenlärm veranstalten. Mit meiner Kamera wecke ich das Interesse bei einer Naseweis. Sie unterrichtet mich, dass sich ihre Freundin verbotenerweise hinter der Bühne der Musikmuschel versteckt. Vermutlich hält sie mich für einen Lehrkörper mit Disziplinargewalt. Alte Petze, denke ich nur, sag es aber nicht, sondern ziehe nur strafend die Augenbraue hoch. Sie ist irritiert, haut ab. Eine andre, die muss wohl eine Nachwuchsbotanikerin sein, höchstens sieben, zeigt auf eine Zeder und fragt listig, was das für ein Baum sei. Bin ich Biolehrer oder was? Eine Zeder, kläre ich sie auf (hoffentlich werde ich die Maus bald los, sie rennt schon seit einer halben MInute neben mir her). Neiiieen, es sei keine Zeder grinst sie überlegen, es seiiii.. und sie blüüüühe im ... Das habe ich alles nicht verstanden, schaue aber klug drein und nuschel: Sehr schön, kriegst ne eins!
Diese Kinder. Sie sind ja niedlich. Doch heute .... Ich schüttele das kluge Mädchen erfolgreich ab, weil ich größere Schritte kann und sie nicht.
Daraufhin forsche ich (vergeblich) nach etwaigen Hinterlassenschaften der Kinomacher. Einem Mantelfetzen des weißen Zauberers Sauruman (gespielt von Christopher Lee), der den Turm über Isengard beherrschte - zum Beispiel. Nichts! Orcs vielleicht? Die in just diesem Park zwei Bäume samt Wurzeln in dutzenden Einstellungen in die Schmiedegrube des (dann nicht mehr so weißen, sondern bösen) Zauberers Sauruman warfen, damit es im Film so aussah, es sei ein ganzer Forst. Keine Spur! War ja auch klar. Das Ganze wurde 2000 gedreht. Da ist viel Gras, oder Farn drüber gewachsen. Die beiden Bäume hat man 200 km hierher verfrachtet und nach getaner Arbeit wieder dort verpflanzt, wo man sie hergeholt hatte. Die Leute haben sich richtig Arbeit gemacht.
Das hier nicht einmal ein Hinweisschild seht: 'Lord of the Rings next left' o.ä. wundert nicht. Der altgewachsene Baumbestand ist (für Leute, die Bäume mögen - also ich) aber auch ohne Ringe und Zauberer ein Hingucker. Manche wurzeln in mehreren, stammdicken Trieben, die wie gewaltige Zöpfe in sich verwunden sind. Alle tragen mächtige Kronen, die nur mit einem Weitwinkelobjektiv eingefangen werden können. Da gibt es Riesen, die offenbaren Astlöcher, in denen sich Menschen verstecken können (Kinder zum Beispiel). Kein Wunder, dass die Moviescouts für ihr Vorhaben diesen Ort gewählt hatten. Er vermittelt was von Zauberei und Übersinnlichem. Das fasziniert einerseits, lässt mich aber auch etwas frösteln.
Die Kinder werden nun doch ziemlich knerbelig. Tin Can auf, einsteigen, starten! Ich setze meine Hobbiterkundung fort, fahre zum Kaitoke Regional Parc (www.gw.govt.nz/parks). Er gehört ebenfalls zum Bezirk 'Greater Wellington' und wurde - wie viele Ecken dieser Region - Schauplatz für ein Kapitel der Ringe Trilogie/Hobbit. Für das Rivendell (Elfenreich in Mittelerde) - in der deutschen Version 'Bruchtal'. Ein mystischer Hain, an dem die Zeit stehen bleibt und sich die Hobbits von den Strapazen ihrer Reise ausruhen. Unter dem Schutz der Elben vor den Kreaturen der Finsterniss.
Hier hat man der Sehnsucht der Tolkien Fans, alles über das Backstage zu erfahren, genüge getan und einen kleinen 'Lehrpfad' mit Hinweistafeln zum Drehort und seinen diversen Szenen angelegt. Sogar der Torbogen, durch die zum Ende des Aufenthalts in Bruchtal die Elben, Zwerge und Hobbits unter der Führung von Gandalf das Elbenland wieder verliessen, wurde (nach Klappe-Aus-Ende) dem Fanvolk gespendet.
Der Platz ist tatsächlich märchenhaft, lieblich und sanft. Wie das Elbenland. In der Filmversion wurde jedoch so ziemlich alles, was hier 'in den Kasten' kam, mit einem gigantisch fantasievollen Ausblick auf die Gärten des Elbenreiches 'gefinished'. Die perfekte Illusion. Rauschende Wasserfälle, hunderte Meter hoch (wie im Film) gibt es hier nicht. Auch keine Gästeunterkünfte, kein Tempel, kein Versammlungsort. Nur die Bäume der kleinen Lichtung sind auch im Kinoerlebnis noch echt. Während ich das sozusagen nackige Rundherum filme, entlädt ein Bus einige 'Ringefreaks' - aus aller Herren Länder. Sie machen erst einmal ein Picknick. Und ich pack die Sachen.
Nachdem die Macher des Streifens doch anfänglich kaum dem weltweiten Interesse ihrer Kunst Bedeutung zugemessen hatten ('Baggins End' wurde gleich nach der letzten Klappe zur ersten Trilogie bis auf wenige unansehnliche Reste abgeräumt), erkannte man anscheinend in den letzten Jahren (ob man mochte oder nicht), dass der Erfolg Peter Jacksons auch einer der Gründe für das wachsende Interesse an NZ ist.
Nicht nur: Der Kaitoke Regional Park am oberen Hutt River bietet weitaus mehr als 'Elben-Fantasy'. In natura ist nix geschummelt. Hunderte Jahre alte Koniferen, stattlich gewachsen, mit ineinander verknoteten Wurzeln und einem Birkenwald, in dem sich die Schlingpflanzen von Baum zu Baum hangeln. Echt! Astgabeln sind mit allerlei Grünzeug bewachsen - man nennt die Form der 'Besiedlung' Treegarden (Baumgarten). Echt! Kantige Schluchten, die der Fluss im Laufe seines 'Lebens' in den Stein 'gebissen' hat, dessen Ufer mit Kieselgeröll übersät ist und die Böschung so dicht bewachsen, dass es kaum ein Durchkommen gibt. Kein Fake!
Ich bin mal wieder im Busch unterwegs, werde von Fantails begleitet und staune an jeder Ecke über die ausladende Größe der Farnbäume, die wie Riesensonnenschirme in ihrem Schatten nur Gewächse gedeihen lassen, die kein ausgiebiges Sonnenlicht benötigen. Jeder Meter per Wanderstiefel lohnt.
Zurück im 'Basislager'. Meine Nachbarn sind Neuseeländer, Rentner, stammen von der Südinsel und fordern mich freundlich auf, ich sollte doch mit ihnen einen Sundowner nehmen. Mach ich. So allmählich bin ich etwas familiärer mit dem NZ Englisch. Ein E wir die ein langes I gesprochen, ein Beispiel. Sie benutzen allerdings Redewendungen, die bei mir ein 'Wie bitte' produzieren. Doch immerhin kommt eine rege Konversation auf. Wir unterhalten uns über Weihnachten (ist ja schon bald), sie feiern es britisch, heißt wie einen Geburtstag (ist es ja auch), im engen Familienkreis (wei bei uns) jedoch offenbar nicht so ernst-feierlich wie wir in Europa. Da gib es Truthahnsandwich und Trifle (ein Dessert mit viel Sherry drin - untere Schicht Apfelsinen (in Sherry) verdickt in roter Gelantine, darüber Custard (eine Art Vanillepudding - mit Sherrygeschmack), eine dicke Ladung Sahne drauf (mit ... ja, richtig ...), garniert mit einem ordentlich Krokantsteusel-Beschuss. Ein Nachtischschälchen voll, dann bist du nicht mehr fahrtüchtig - und zählst ein paar Kalorien mehr.
Auch über Erdbeben gibt's was zu berichten. In Christchurch haben sie ihr Haus verloren und die Werkstatt. Der Erdboden wellte sich wie ein Meer im Sturm und die nachfolgenden Beben schienen nicht aufzuhören. Jetzt wohnen sie außerhalb der 'tektonischen Ungemach' ganz im Süden, sind ansonsten ein Drittel des Jahres mit dem Wohnmobil unterwegs und finden es super. Wir stellen fest, dass es zwischen uns gewisse Parallelen gibt.

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11. Dezember 2018, 19:41

Marine Drive - 11.12.2018 -

Einer meiner Reiseführer empfiehlt, die Küstenstraße rund um die Halbinsel Miramar (Außenbezirk von Wellington) zu fahren. Bei schönem Wetter sei die Aussicht auf die Szenerie 'kaum zu überbieten'. Das klingt vielversprechend. Der Himmel ist mäßig bedeckt. Warum also nicht? Tin Can, du musst wieder ran! Mit dem Bus würde es zu umständlich werden, zudem bleibt der nicht da stehen, wo ich stehen bleiben will. Um zu knipsen, oder auch nur die 'Szenerie' zu genießen. Zu Fuß wäre es zu weit (30 km).
Gleich hinterm Te Papa Museum (am Ende der City) geht's los. Oriental Bay. Foto, Film - Zoom auf Wellington Waterside, grandios. Im Rücken schicke Villen mit Meerblick. Man könnte dort ein Ferienappartement mieten (wenn man nicht ein Auto hat, in dem gekocht und geschlafen wird). Es folgt ein Stück Schotterstraße rund um die Nase der Bay, dann nehme ich Kurs auf die Evans Bucht. Die ist gleichzeitig Einflugschneise des Airports (der ist allerdings winzig und es starten und landen nicht die Riesenvögel - wie in Auckland -, außerdem hält sich der Luftverkehr in Grenzen). Die Bucht ist einigermaßen vor hohen Wellen geschützt und deshalb bei Seglern beliebt. Fotografen sind spektakuläre Shots gelungen. Knapp über der Mastspitze eine Turboprop im Landeanflug. Das ist mal wieder ein Bild, das ich nicht hinkriege. Vielleicht ist es aber auch ein Fake. Die Bay hat die Form eines Humpen und somit fahre ich auf der einen Seite runter, auf der anderen wieder hoch. Um anschließend (wiederum um eine Landspitze herum) von der Mahanga, Scorching und Worser Bay einen Blick auf die Cook Strait werfen zu können. Es werden mehrere Blicke. Ich halte dutzendmal an und stelle mal wieder fest, wie schön das Wohnen am Wasser ist. Wenn nicht überall Tsunami Warnungen die damit verbundenen Gefahren aufzeigen würden. Auf der Fahrbahn wird unter Meterangabe und in blauer Schrift auf die sicheren Stellen (immer oben) hingewiesen. Geben Sie Gas und flüchten Sie!, interpretiere ich daraus. Soweit ein Seebeben vor der Küste Südamerikas passiert, beträgt die Vornwarnzeit 12 Stunden. Die reichen um zu evakuieren. Nur wenn in der unmittelbaren Nähe, unter der Cook Strait, die Erde bebt, ist's nur eine Minute, bis die ganze niedere Ebene geflutet ist. In NZ lebt man mit Erdbeben, man rechnet mit durchschnittlich 15.000 im Jahr, etwa 100 davon spürt man auch. Was müsste ich tun wenn ....? (www.weltwunderer.de / www.gns.cri.nz).
An der Karaka Bay stehen stolze Holzhäuser, erbaut um 1900, teils sind sie sehr prächtig. Sie wurden/werden von wohlhabenen Feriengästen bewohnt. Bis heute ist der schmale Küstenstreifen dicht besiedelt. Kein Wunder, der Ausblick ist für die Bewohner gigantisch. Bizarre Felsformen stechen aus dem Meer hervor und man kann die Schiffe vorbeisegeln sehen. Gerade schiebt sich die Interislander-Fähre durch die 'Szenerie'. Sie ist nicht winzig, wirkt aber vor der Kulisse eher wie ein Badewannenschiffchen.
Von der nächsten, der Worser Bay, könnte man nach Miramar abbiegen. Ziemlich steil gehts dann bergauf. Miramar ist das 'Wellywood' unter andrem des Herrn des Herrn der Ringe, Peter Jackson's Film-'Fabrik'. Da ich mich eh nicht bei ihm als Nachwuchskraft vorstellen will, lasse ich den Berg Berg sein und fahre weiter.
In der Breaker Bay werden Autofahrer auf herumlaufende Pinguine aufmerksam gemacht. Ich sehe keine. Nur zwei Möven, die in einer Pfütze baden. Sie meckern schon wieder diese mir bekannten frechen Laute, dass ich lieber einen Bogen um sie mache. Die Straße nimmt jede Biegung der Halbinsel mit und so braucht es, bis ich am Airport vorbei in der Owhiro Bay am Ende des Marine-Drives ankomme. Sackgasse. Die anschließende Gravelroad darf nur von Allradfahrzeugen befahren werden und ist für die Tin Can tabu. Wenn man Glück hat (heute anscheinend nicht), lassen sich am 'Kap' Seerobben beobachten.
Alles in allem hat der Reiseführer recht behalten. Zwar hatte ich nicht das perfekte Licht, doch die Filmindustrie macht es uns ja vor, wie man aus schwächeren Fotos doch noch Brillianz schöpft. In der Nachbearbeitung.
Einkaufen muss auch mal wieder sein. Inzwischen kenne ich mich in Lower Hutt (meine Gastgebergemeinde) aus. Ich weiß wo der Baumarkt ist, wo man neue Windschutzscheiben kaufen kann, ich kenne einige Hinterhofwerkstätten beim Namen und eine Schiffswerft für Motorboote und kleine Segler. Alles. Nur den Supermarkt muss ich verdammt lang suchen. Dabei befindet es sich in meiner unmittelbaren Nähe - krieg ich aber erst raus, nachdem ich dreimal um den Block gefahren bin. Ich lass mich durch die Gänge treiben. Es gibt nahezu alles. Zum Glück lass ich nicht alles in den Einkaufswagen fallen. An der Kasse geht es gelassen zu. Der Kassierer packt die Waren, die ich zuvor aufs Band geladen habe, nach dem Scannen wieder in den Trolley. Kreditkarte ritschen und der Kauf ist perfekt. Jetzt den Trolley vor der Tin Can entladen und stehen lassen. Möglichst nicht im Weg. Auslösemünzen gibt es hier nicht. Ein Junge im Schüleralter sammelt alle Wägelchen wieder ein und schiebt sie vor die Tür.
Es ist Waschtag. Waschnachmittag besser gesagt. So viel Wäsche kann man gar nicht mitnehmen, will man für zwei Monate ausgerüstet sein. Es sei denn man wechselt die Hemden nur von links auf rechts. Von den Shorts mal ganz zu schweigen. Ich erwähne diese lästige Pflicht auch nur, falls jemand meiner Leser/innen auf die Idee kommt in NZ auch eine längere 'Auszeit' zu nehmen. Waschmaschinen gibt's zu Hauf auf dem Campingplatz. Die Ladung Wäsche kostet 2 Dollar und Pulver braucht man nicht. Die Maschinen produzieren auf Knopfdruck ihr eigenes. Tja, wieder was gekauft, was ich hinterher irgendwem spenden werde. Wie auch das Spülmittel (das hat man mir bereits selbst schon in Auckland geschenkt) oder den Spülschwamm. Nicht einmal einen Gasherd bräuchte ich, denn die Küchen sind im einwandfreien Zustand. Soweit der Bericht des Hausmanns (www.top10.co.nz)
Die Wäsche ist fertig und auf alles Gelungene trinke ich ein Bier.

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10. Dezember 2018, 19:02

Welly Well - 10.12.2018 -

Am Morgen zeigt sich die Stadt noch im Pyjama. Dicke Wolken hängen in den Hügeln. Das Wasser in der Bucht ist aufgewühlt und es bläst ein kühler Wind. Die Deckenbeleuchtungen in den Büros 'wachen' nach und nach auf. Ich sitze im Bus. Betrachte die Welt draußen. Außer mir sind noch einige Vertreter/innen der arbeitenden Bevölkerung mit 'an Bord'. Man ist ruhig. Wenn ich mal zuhause S-Bahn fahre (das ist selten) unterhalten sich viele mit ihrem Smartphone, oder hören so laute Mucke, dass die Kopfhörer an den Ohren 'spazieren' gehen. Ich lese, dass in Deutschland gerade Bahnstreik ist. Hier nicht. Der Bus fährt, er kommt gut voran. In knapp 50 Minuten ist er da, wohin ich meine Karte gelöst habe - Seaview Road. Ein paar Schritte und ich stehe vor d e m Museum. Um 10:00 Uhr öffnet es, das 'Te Papa Tongarewa'. Eintritt frei. Fünf Ebenen Ausstellung. Ein ordentliches Pensum. Ich plane schon mal den ganzen Tag ein: Für das Versammlungshaus der Maori, ihre Schätze und Schnitzereien, die Story der ersten Europäer im Land, bis hin zum Sport - Rugby ('all Blacks' - die haben ein Silberfarn als Vereinswappen) und einem handgefertigten Rennmotorrad, entworfen von John Britten, Christchurch (wassergekühlt, 303 km/h Spitze). Das ist natürlich nur eine unvollständige Aufzählung der Exponate.
Das Museum wirft aber auch ein kritisches Licht auf die Versprechungen der Briten gegenüber den Maori. Die nicht selten gebrochen wurden. Teils weil es (wie immer in Vertragsangelegenheiten) verschiedene Auslegungen gab. Fazit: Es sind fast alle Maori-Ländereien an die Krone übergegangen. Dafür hat die Krone zugesichert, dass die Ureinwohner vollwertige, britische Staatsbürger sind. Tja, was nützt das allein? So sahen sie es wohl auch, die Maori. Ihr Landmarsch (1975) auf Wellington drückte den Protest über die Tatsache aus, dass sie von einst 66 Millionen Acre nur noch 2,5 Millionen besaßen. Die Aktion sollte ihnen die letzten 2,5 Millionen Acre sichern.
Ich betrete den sogenannten 'Mixing Room'. Wie ich finde, eine glänzende Idee zu einem aktuellen Thema. Manchmal kommt es mir so vor, es gäbe nur eins. Der 'Mixing Room' erzählt in Wort und Bild die erschütternden Schicksale von Flüchtlingen (etwa 1000 jährlich erreichen NZ), warum sie überhaupt hergekommen sind, und er wirbt für Verständnis und ein Miteinander. Vielleicht ist für Europa ebenso eine Dokumentation wert?
Die Fülle der Informationen ist gewaltig. Von wegen einen ganzen Tag eingeplant. Ich bin geschafft. So konnten mir die drei Stunden nur einen kleinen Überblick verschaffen und manches Kapitel der Geschichte NZ bleibt für mich heute nicht zu Ende geschrieben. Doch ich brauche frische Luft. Der Nebel hebt sich und der Blick wird frei für die bunte Stadt Wellington (Welly, wie sie sagen). Ein Spaziergang entlang der Hafenpromenade. Heftige Böen pusten mir fast die Mütze vom Kopf. Jogger wetzen im Slalom zwischen den Bummlern (wie mich) her. Ich sollte auch mal wieder laufen. Da ich jedoch jeden Tag zehn Kilometer und mehr 'auf der Uhr' habe, fällt es mir ehrlich gesagt schwer, die Laufschuhe anzuschnallen und ein Ründchen zu drehen. Ich bin auch so noch fit, wie es scheint. Den Stadtkern habe ich nämlich schnell durch. Einige gemäßigte Hochhäuser, Bars und Restaurants (die ich besuchstechnisch auslasse) und die 'Queen Wharf', funktionell, modern und doch traditionsbewusst. Zwischen all den neuen, oder aufgemotzt alten Gebäuden, schlummert noch das alte Zollhaus.
Dann stehe ich vor dem Parlamentsgebäude, das an einen überdimensionalen Bienenkorb erinnert. Tatsächlich sind die Neuseeländer, was Bienen anbelangt, ziemlich weit vorn. Unterwegs habe ich tausende Kisten für Bienenvölker gesehen, die an allen, für Bienen strategisch günstigen Stellen platziert wurden. Der NZ-Honig ist im übrigen köstlich, obwohl ich ihn im Supermarkt gekauft habe (was ich daheim nie mache). Dazu muss er aus einer 'Squeeze Me' Plastikflasche gedrückt werden (was ich schlicht stillos finde - hier jedoch der Schaukelei meiner Tin Can geschuldet ist, die alle offenen Behältnisse aus dem Regal katapultiert).
Hinter dem 'Bienenkorb' geht's bergauf zum botanischen Garten. Den will ich unbedingt nicht versäumen. Zunächst muss ich jedoch ein historisches Friedhofsgelände durchqueren. Die meisten Grabstelen sind schon so betagt, dass den Inschriften nach zu schließen, noch der ersten Einwohner Wellingtons gedacht wird. Der Gottesacker ist somit längst zum Garten des Gedenkens geworden, Beisetzungen finden mangels Kapazität nicht mehr statt. Dennoch beschleicht mich immer ein beklemmendes Gefühl an solchen Orten. Schnell hindurch!
Der botanische Garten entpuppt sich als weitläufiger Park mit dutzenden verschlungenen Pfaden, mächtigen Bäumen, seltenen Pflanzen, Rosen und blühenden Sträuchern. Es wird wieder einmal ein kleiner 'Nature Trail' mit (zumindest bescheidenen) Anspruch an die Kondition - rauf und runter, kreuz und quer. Oben auf dem Hügel angekommen, habe ich einen wunderbaren Blick auf 'Te Ika a Maui' (Der Kopf von Maui's Fisch), oder Wellington, wie es von den englischen Siedlern seit 1839 genannt wird. Nebenan surrt die Cable Car zu Tal. Ich werde nicht mitfahren, sondern mache mich wieder auf die Socken - abwärts versteht sich. Die Botanik ist einfach zu schön, als mit der Funicular durch drei Tunnels zu schuckern. Obwohl man mir ja gesagt hat, das sei eine tolle Sache. Nun gut, vielleicht morgen, bin ja noch zwei Tage hier.

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09. Dezember 2018, 10:16

Oldtimer und Queen Elizabeth - 09.12.2018 -

Ich sag's ja, abbiegen ist mal 'ne gute Idee. Der Highway 1, mal wieder. Es geht mir zu schnell. Noch rechtzeitig nehme ich die Ausfahrt. Im Augenwinkel habe ich zuvor "Motormuseum Next Exit" gelesen. Das ist doch mal was: Oldtimer. Die letzte große Versammlung fetter Straßenkreuzer hab ich in Schweden, Sommer 2018, erlebt. Da wird's mal wieder Zeit. Jetzt mal NZ, Sommer 2018. Zweimal Sommer, wer hat den schon.
Und da schnaufeln sie auch schon, rollen oder röhren, je nach Modell. Showtime auf dem Parkplatz vorm Museumsgebäude (das ich gar nicht betreten werde, draußen gibt's genug zu gucken). Vom VW T1 (Bully) mit aufklappbarer Frontscheibe bis zum - ja ist es denn!! - BMW 3er (bisher kannte ich den nur als Dienstfahrzeug, nie wäre ich auf den Gedanken gekommen, ihn auszustellen). Selbstverständlich gilt für mich: Pontiac, Chevy, Bel Aire, Fiat Spider aus den 1960ern. Ein Flat Head Ford mit Pritsche parkt in der USA Ecke. Er ist bestimmt noch heute einsetzbar, wenn man zum Beispiel zum Kompostwerk fährt - oder ein Schaf transportieren muss. Einige Fahrzeuge sind gut in Schuss. Ein Ford Mustand 2008 zum Beispiel. Eigentlich auch kein Oldie. Aber sehenswert. Der Motorraum scheint poliert. So sieht meine Tin Can von Innen nicht aus. Eher so was in Richtung Ölpresse. Nun denn, jedenfalls habe ich sie dazu gestellt. Sieht komisch aus, doch niemand beschwert sich. Niemand guggt sie auch an. Würde ich auch nicht. Andre Autos dürften mal wieder einen neuen Lack vertragen, wären damit aber nicht mehr im Originalzustand.
Ein paar Minuten Film gehen drauf und auch einige Dateien für die Fotos. Dann setze ich meine Reise fort.
Wie ich finde geht's im Affentempo weiter (erlaubt sind aber nur 100 und alle halten sich dran). Die Kilometer bis Wellington schmelzen dahin und ich habe mir noch nicht einmal die Beine vertreten. So geht's aber nicht! Noch einmal: Runter von der Bahn, ein Stück gefahren und das Erlebnis Schotterstraße steht an. Es staubt ordentlich, denn der Regen ist ausgeblieben. Steinchen fliegen, ich habe Sorge, die Windschutzscheibe wird knacken. Tut sie aber nicht. Dafür werden jetzt die Blattfedern getestet. Schlaglöcher! Etliche Schlaglöcher, als hätte ein Granatfeuer die Fahrbahn verwüstet. Dazu noch der Gegenverkehr. Doch alle sind entspannt, warten, winken und weichen behutsam aus.
Ein neues Kapitel für meinen Reiseblog. In den 1940ern hielten 20.000 US-Marines an den Stränden von Paekakariki Mannöver ab. Die Topografie bot sich für Landungsübungen von Seeseite her perfekt an. Es ist das einzige Areal in der Nähe des Hafens Wellington mit natürlichen Dünen.
Das gesamte 'Personal' musste auch untergebracht werden. Leichte Holzbaracken in Fertigbauweise dienten dem 1. und 2. Bataillon (Leitspruch: semper fidelis) als Quartiere. Sechs Mann auf engem Raum, aber ein Dach überm Kopf. Nach Ende des II. Weltkrieges wurde aus dem ehemaligen Militärgelände eine Gartenanlage und der Queen Elizabeth II. gewidmet. 1953, im Jahr ihrer Krönung, besuchte sie NZ. Anlässlich dessen der Park eröffnet wurde. Soweit zur Geschichte.
Gegenwärtig wird ein hübscher See, umgeben von heimischen Pflanzen von mir zu Fuß umrundet. Begleitet werde ich vom Quaken der Frösche. Sie sind kleiner, als ihr 'Gesang' vermuten lässt. Als mein Rundweg in ein Wäldchen führt, quakt keiner mehr.
Piwakawas (kleine, spatzengroße Vögel, die ihr Schwanzgefieder zum Fächer ausbreiten und enorm wendige Flugmannöver schaffen) schwirren um mich herum. Sie leben vorzugsweise im Wald und wenn mich nicht alles täuscht auch im Hut des Zauberers Radagast (der mit dem 'grünen Daumen'). Man nennt sie auch Fantail, was so viel wie Ventilatorschwanz bedeutet. Ich finde, die Bezeichnung passt vortrefflich. Im Gegensatz zum garstigen Strandläufer (gestern) verhalten sie sich freundlich und sind pausenlos damit beschäftigt ihren Artgenossen (und vielleicht auch einem Waldbesucher wie mich) zu beweisen, wer denn am schönsten ventilieren kann.
Ich befinde mich auf dem Wetland Walk und möchte noch gern den Coastal Track (durch die Dünen) 'hinterherschieben'. Doch der Weg ist gesperrt, die Kräfte der tasmanischen See haben 'zugeschlagen' und Teile des Strands 'verschluckt'.
Also dann doch noch! Weiter nach Wellington. Auf der engen Küstenstraße. Entlang am türkisfarbenen Meer. Zeit für Fotos bleibt nicht, denn es rollt unaufhörlich. Die Verkehrsdichte nimmt rasant zu, je näher ich mit meiner Tin Can der Großstadt komme. Ich habe nicht vor, mitten in der Stadt den 'grünen Hüpfer' mit seiner ulkigen Werbung zu campieren, biege mal wieder ab und erreiche den Top Ten Platz (bald habe ich alle durch) in Lower Hutt. Die City befindet sich auf der gegenüberliegenden Seite der Bucht. Der Hutt ist ein Fluss, der unweit von hier ins Meer mündet. Für 'Ringe' Fans: Er diente als Drehort für die Flüsse Anduin und Rohan. Allerdings weiter am Oberlauf, wo er noch durch Busch und Farmland fließt (Upper Hutt).
So, da bin ich also! In Wellington (oder zumindest nah dran), die letzte Station meiner Reise über die Nordinsel. Hundert Meter vom Platz aus fährt ein Bus nach Downtown. Wenn ich ihn nicht verpasse, startet morgen meine Besichtigungstour der - wie es so schön in einem Reiseführer umschrieben wird - Kulturmetropole NZ.

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