Galerie Antje & Rudi 

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40 Einträge auf 4 Seiten

Rudi Nauschütt

07.03.2019
18:48
06.03.2019 - Flug zu den Oilers
Verspätung! Ein Notfall an Bord, noch vor Abflug. Na, ob das noch was wird mit dem Anschlussflieger ab Calgary? Eifrige Sanitäter sorgen jedoch anscheinend für eine schnelle Genesung des maladen Fluggastes, somit würden wir bald starten, verspricht der Kapitän.
Immerhin, wir werden mit Rückenwind fliegen. Damit dürfte es schneller über den Teich gehen. Über der Nordsee schüttelt es von links und rechts. Turbulenzen. Nicht schlimm aber nervig. Insbesonders dann, wenn das Catering unterbrochen wird. Keine Getränke, vermutlich bis wir Island überqueren? Apropos, was macht der Vulkan mit dem unaussprechlichen Namen, Eierfattjajöküttel (oder so ähnlich). Alles ruhig? Vor einigen Jahren hat seine Aschewolke den Luftverkehr nach Übersee für einige Tage geradezu lahmgelegt. Muss man jetzt nicht haben.
Ich befinde mich in Gesellschaft. Meine sechs Begleiter*innen sind überwiegend eishokeyaffin. Eine hat sich gar das Brillengestellt mit NHL Symbolen verziert. Die Leute hängen einem lokalen Club in Duisburg an, der in einer der nachgeordnenten Ligen spielt. Vielleicht nicht so eine große Rolle? Deshalb reisen sie vermutlich zur sportlichen Ermunterung auch ins Mutterland dieses schnellen Sports auf Kufen. Hockey auf dem Eis ist ein Match, in dem jeweils 5 Spieler pro Mannschaft, Torwart mal nicht mitgerechnet, hinter einer schwarzen Hartgummischeibe herjagen, um sie möglichst effektiv ins gegnerische Tor zu hämmern. Vor geraumer Zeit hab ich das auch mal gemacht. Das heißt, ich war eher bemüht, den Puck eben nicht in den Kasten zu lassen, als Keeper. Leider sind die aktiven Zeiten vorbei. Knochen im Eimer, Reaktion gleich NULL. Ich bevorzuge jetzt die Rolle des Zuschauers.
Hockeynights in Canada. Follow me! Please!
9 Stunden Frankfurt - Calgary. Ein Hopser im Vergleich zu meiner letzten Reise nach Neuseeland. Da bleibt nicht viel Zeit für Movies, die (ausgenommen 'Bohemian Rhapsody', eine OSCARpreisgekrönte Hommage an die Rockgruppe QUEEN und Freddie Mercury) nicht meinen unbedingten Geschmack treffen. Die Airline mit dem Ahornblatt auf der Heckflosse hätte passender (für unsre lustige Truppe) einen Hockeyfilm (gewissermaßen zur Einstimmung) 'auflegen' können. Doch eigentlich ist man als Fluggast eh nur froh, wenn man heil ankommt.
Unser erster Stopp wird die Präriestadt Calgary (Provinz Alberta) sein. Anschlussflug Edmonton (etwa 40 Minuten). Das erste Spiel wird morgen abend angepfiffen. Die Edmonton Oiles gegen 'meinen' kanadischen Favoriten 'Vancouver Canucks'. Bei den 'Eddies' spielt derzeit ein deutscher Nationalspieler (Leon Draisaitl). Somit ist's für mich nicht leicht die Gunst zu verteilen. Ach was, weisst du, ich bleibe einfach neutral.
Einer meiner Mitreisenden wird Anton gerufen. Ob er tatsächlich so heißt, lass ich mal offen. Jedenfalls ist er eine imposante Erscheinung. Ein sanfter Riese mit einem gewinnenden Dauerlächeln. In Calgary angekommen - heil mit einer Propeller Bombardier Dash8 - 300 - bei minus 11 Grad, trifft er auf den Daddy des vorherig benannten Spielers, der seinen Filius noch vier Wochen bis zum vermeintlichen Ende der Saison (ob sie die Playoffs schaffen ist fraglich - dann müssten sie länger) visuell begleiten will. Doch bevor es soweit ist, darf er mit Anton vorlieb nehmen. Es entwickelt sich zwischen den beiden Experten ein durchaus intensives Meeting, in dessen Verlauf der Spielervater froh ist, so sagt er, eine Unterhaltung auf deutsch in einer Präriestadt bestreiten zu können. Nehmen wir es mal so hin.
Aber diese Story geht ja noch weiter. Jener Anton, kaum im Hotel eingecheckt, dürstet es nach einem Glas Bier - können auch mehr sein - und ganz wichtig, im Nachgang zum üppigen Hamburgermenue, darf es auch ein zünftiger 'Jä­germeister' sein. Vorweg muss ich schicken, wir sind in einer dem Hotel nahegelegenen 'Oilers-­Kneipe' aufgeschlagen. Anton marschiert zur Theke, um zu klären, ob es ein derartiges Getränk auch in Kanada gibt. Gibt es in der Tat. Offenbar waren Antons Nachforschungen für den Inhaber der Kneipe derart vereinnahmend, dass er höchtselbst den Absacker am Tisch kredenzt. Und mitschluckt. Wenn er das immer so macht ..., so ist der Wirt nicht mehr so wirklich nüchtern, was ihn nicht davon abhält noch einigermaßen klar zu sprechen. Nun, meint er zu seinen verdutzten Gästen aus Übersee, er habe zwei Karten für das Freitagsspiel der Oilers. Die könne er locker für 1000 Dollar verticken. Wenn er wollte. Wolle er aber nicht. Die Karten würde er uns schenken - Bedingung, wir sollten noch einmal in sein Lokal kommen. Stimmung machen und verkosten. Hm, so ein Angebot klingt doch, ehrlich gesagt, ein bisschen schräg. Hallo? Wer verschenkt so teure Tickets und dann noch Karten (nicht wie unsre) für den obersten Rang, sondern weit unten, nah den Spielerbänken. Vor allem, wieviele Hamburger würde u n s das kosten, von den Getränken ganz zu schweigen. Oder sind die kanadischen Kneipiers tatsächlich so kundenfreundlich? Zum Beweis seines guten Willen hängt er einem von uns noch einen Oilers Schal um. Er sei auch geschenkt, meint er.
Karten für die 'Oilers' sind durchaus begehrt. Die Spiele nahezu stets ausverkauft. Wenn wir sie nun einfach weiterverkaufen... Ach was, wir kommen eh noch mal wieder, da es bei den Außentemperaturen durchaus angenehm ist, nicht allzuweit laufen zu müssen. Zudem war das Ambiente der Sportsbar durchaus ansprechend und der Service ist es hierzulande ohnehin.
Mal sehen, was der morgige Tag bringen wird. It's Game Day.

Rudi on Tour Nauschütt

14.01.2019
03:23
Der letzte Tag - 13.01.2019

Ende der Reise. Die Koffer sind gepackt, noch ein paar Stunden am Strand abhängen, Sand zwischen den Zehen sammeln, Autos übergeben (Tschüss Tin Can!), Shuttle, Flughafen, Übergepäck, das ganze Programm - am Ende findet doch alles noch seinen Platz, dank der Gefährten, die nicht so viel auf die Waage bringen.

Da sitzt man, wartet und ich resumiuere die Tin Can, ein Raumwunder - falls man nicht zuviel davon benötigt. Zwei Monate in der Blechbüchse und ich bin doch nicht zur Sardine geworden. Am Ende der Reise soll das Fahrzeug geehrt werden, dass zwar lahm wie eine Ente ist, aber tapfer durchgehalten hat.

Tin Can - im Einsatz
Model: Toyota Hiace -- Baujahr: vermutlich 2015 -- Karosserie: ramponiert -- Innenraum: gebraucht -- Motor: 2,0 Liter/4 Zylinder (lahm am Berg, dafür sanft auf ebener Straße) -- wendig -- Verbrauch: unglaublich, gefühlt 100 Liter/km, angegeben mit 10 - 14 Liter -- Tankvolumen: 70 Liter (weit kommste nicht) -- 2 Batterien und Solarzelle -- Anordnung der Schränke: für Hobbits, oder noch besser: Für Zwerge -- Länge: 4,70 ... Breite 1,68 ... Höhe 3 Meter -- zwei Doppelbetten, zugelassen für 4 Personen (haha!) -- der Kühlschrank kühlt super und die Kochstelle hat kein Großküchenformat (aber das braucht's auch nicht).
Außenfarbe: Vornehmlich grün mit halbnackten Frauen drauf.
Wer interessiert ist (nicht an den halbnackten Frauen sondern am Fahrzeug): www.juicy.co.nz

Ja, und das war's mit meinem Blog. Lieben Dank an die Leser/innen für das eifrige Klicken, Macht ruhig weiter, die Page ist immer interessant. Vielleicht seid ihr demnächst auch mit dabei.
Nächster Trip - im März 2019:
HOCKEYNIGHTS IN CANADA.
Na dann, keep cool an be happy!

auch unter Instagramm: knippsma und rudiontour17

Rudi Abschnitt

14.01.2019
03:17
Quake City - 12.01.2019

Der Kreis hat sich geschlossen. Wir haben die Südinsel einmal umrundet (ca. 3.800 Kilometer) In Christchurch am Fluss Avon sind wir vor vier Wochen gestartet. In Christchurch beenden wir auch unsre Tiki-Tour. Die Tin Can ist auf dem Campingplatz abgestellt. Irgendwann müssen wir mal die Taschen für den Rückflug packen, doch es bleiben noch knapp zwei Tage für die Quake City, der Stadt, die so fürchterlich vom Erdbeben (22.2.2011) getroffen wurde. Mehr oder weniger scherzhaft wird sie von Einheimischen auch 'Donat City' genannt. Wie ein Donat ist in der Mitte nichts und aussen herum alles, hatten mit die Kiwis augenzwinkernd erzählt.
In der Tat gestaltet sich der Wiederaufbau der Innenstadt schleppend - bis gar nicht. Die Kathedrale ist immer noch zerstört, andere erhaltenswerte, histortische Gebäude 'tragen' ein stählernes Korsett und warten auf ihre Restaurierung. Das Informationszentrum und einige andere Bauten sind weitgehend wiederhergestellt. Ansonsten ist der Stadtkern eine riesige Freifläche, die als Parkplatz genutzt wird, oder als Festivalgelände. Einsturzgefährdete Gebäude, Hotel wie Parkhaus, sind noch jetzt, nach acht Jahren so, wie sie damals zugerichtet wurden. Bauzäune versperren den Zugang. Farn wuchert aus dem Beton. Man versucht etwas Farbe in die Ruinenlandschaft zu bringen und lässt künstlerische Graffiti zu. Provisorische Kioske und Container, in den Läden oder Imbisse untergebracht sind, erinnern verblüffend an die Zeit in ostdeutschen Städten kurz nach der Wende, wo sich alles im Aufbruch befand. AmCathedral Square riecht's nach Grillfleisch, Pommes, Popcorn und in den Winkeln tummeln sich Kleinkünstler und Akrobaten. Feste werden gefeiert, auch heute. Ein Tanz auf 'wackligem' Untergrund. Zum Glück hält der Boden still. Wir können unbekümmert 'flanieren', ständig das Disaster vor Augen.
Downtown ist relativ überschaubar. Selten bei einer Großstadt mit 374.900 Einwohnern. Historische Straßenbahnen 'bimmeln' durch den Tag, man kann an jeder Haltestelle ein oder aussteigen, für ein 25 Dollar Tagesticket. Lieber gehen wir zu Fuß und 'tanken' Bewegungseinheiten für den anstehenden Flug nach Europa - zum Sitzmarathon.
Christchurch ist funky, heißt es. Und wirklich, hier geht eine Menge ab. Kneipengänger und Shoppingfreunde kommen auf ihre Kosten - und es kann kosten ... Boutiquen, Künstlerateliers, Galerien, wie auch Mode-­Start-­Up-­Unternehmen locken Besucher an. Besucher aus aller Welt, die das nötige Geld in die Kassen spülen. Vornehmere Restaurants und Snack-Bars bieten für jeden Geschmack etwas an.
Ein Highlight ist auch der Botanische Garten mit seinen ausladenen Rasenflächen, den imposanten Bäumen, einem Rosengarten, Gewächshäusern im victorianischen Baustil und prächtig blühenden Hortensien. Hübsche eingeschossige Holzhäuser im Herzen der Stadt haben das Beben sogar überstanden, oder wurden liebevoll wieder aufgebaut. Holz scheint solchen Naturereignissen besser zu trotzen, als Klinkerwände, die einfach durch die heftige Erschütterung zusammenfallen wie ein Kartenhaus. Im Erdbebenmuseum informieren wir uns über Ursachen und Ausmaß der Katastrophe. "Es war ungeheuer laut, alles stürzte aus den Schränken..." (Zitat). Bedrückend ist das, was im Erdbebenmuseum gezeigt wird. Seismographen, zerbeulte Autoteile und abgerissene Kirchturmspitzen, verdrehte Eisenbahnschienen, die Aufzeichnungen der Überwachungskameras, die den Augenblick festgehalten haben.
Wenn behauptet wird, ein Abstecher nach Christchurch lohne sich nicht (ich war zunächst auch der Meinung, muss mich jedoch nach dem zweiten Aufenthalt korrigieren), schaut vielleicht mit andren Augen hin - die das ästehtische, fertige und prächtige erwarten. In Quake City ist wirklich nicht viel perfekt, doch die Improvisation, das Unfertige, noch halb Zerstörte hat sicherlich auch seinen Reiz. Es ist nur eben anders.

Rudi Nauschütt

12.01.2019
18:43
Himmel und Höhle - 11.01.2019

Was ich bisher noch nicht wußte: 4.300 qkm der NZ Südinsel wurden als international geschützes Himmelsreservat deklariert (www.newzealand.com).

Bekanntermaßen sieht man den perfekten Sternenhimmel am besten von einem Berg aus, wo die Luft klarer ist und es rundherum kaum störende Lichtquellen gibt. So einen Platz haben wir gefunden. Wir müssen nur die Heckklappe der Tin Can öffnen, schon weitet sich über uns das Sternenzelt der südlichen Hemisphäre. Zwar befinden wir uns nicht am Mount Cook, wo man den Big Sky Spaziergang 'im Himmelsreservat' machen kann. Der existiert tatsächlich und ist sogar beschildert. Doch nah dem Arthur's Pass haben wir ähnliche Bedingungen. Der Nachthimmel ist weitgehend wolkenfrei. Die Milchstraße leuchtet als verbindendes, funkelndes Band von Horizont zu Horizont. Das Kreuz des Südens (das auch in der Nationalflagge NZ - und Australiens - abgebildet ist) ist leicht auszumachen. Es weist noch heute den Navigatoren auf See die Richtung - theoretisch, falls die Bordgeräte ausfallen. Zimtsternchen baut ihre Kamera auf und legt los. Sie ist länger beschäftigt und schlägt sich die Nacht um die Ohren.
Es gibt Sternenwanderer, die gerade wegen dieses Himmelspektakels die Südinsel besuchen, nur um zu fotografieren (­www.­thomasguthmann.­de)­. Um einzelnene Sterne/Sternbilder zu identifizieren, helfen Apps oder www.timeanddate.de - es reicht aber auch nur ein stauenender Genuss. Für mich ist der nächtliche Ausflug an die frische Luft mehr zufällig gewählt - die Tin Can hat kein Bord-WC.
Morgenstund - Gold im Mund. Wir erleben überraschenderweise (die App orakelt Regen) das schönste Bergwetter und entschließen uns für ein Frühstück am klaren See (dort wo die Jungenten ihre Tauchübungen abhalten). Die Klamotten sind schnell gepackt.
Einige Kilometer schlängelt sich die Straße an der Gletschermoräne entlang, eröffnet wildromantische Weitwinkelperspektiven, um dann schnurgerade eine karg bewachsene Hochebene zu überqueren. Zwischendurch wird es mal eng, wenn wieder eine Felswand im Weg steht und umfahren werden muss. So früh sind kaum Autos unterwegs. Es kurven ohnehin nicht so viele herum wie bei uns. Vereinzelt kommt uns ein LKW entgegen und da wird es schon mal knapp mit der Straßenbreite.
Am See stellt sich heraus, dass es a) keine Bank gibt, b) der Wind alles verweht, was nicht angeschraubt ist. Wir fahren weiter und landen irgendwo auf einer Picnic Area ohne lästige Sturmböen, mit zwei Bänken, von denen nur besetzt ist und die andere von einer emsigen jungen Mutter mit ihrem Kleinkind eigens für uns frei gemacht wird. Wie so viele Neuseeländer hat auch sie deutsche Wurzeln, schwärmt von Marzipanbroten und billigen Lebensmitteln deutscher Diskounter. In NZ seien sie teurer. Was Rindfleisch und Fisch anbelangt, kann ich das nicht bestätigen. Und ob die Kiwis, die wir in einem Supermarkt gefunden haben, wirklich aus Italien stammen (weil die womöglich preiswerter herstellen), könnte an einer Falschauszeichnung gelegen haben. Wenn doch, ist es der Witz des Tages.
Das Frühstück gelingt. Nix fliegt weg und die Butter ist streichzart. Dank der prallen Sonne. Die brätzelt uns auf den Dätz. Mütze ist immer gut, oder Buff. Sonnencreme Faktor 50 - unbedingt. Mückenspray!!
Vom Picknick geht's direkt in die 'wilde' Natur. Etwa fünfhundert Meter in die Schlucht, wo der Wildbach, the Broken River, rauscht und Schwalben aus einem Höhleneingang segeln. Ein 'Nebenarm' des Flüsschens tritt aus diesem Stollen heraus. Man könnte seinem Verlauf weiter durch die 'Unterwelt' folgen (going caving). Durchaus empfehlenswert ist dafür Neopren, feste, wassergeeignete Schuhe, Stirnlampe, Seil und Helm. Über all diese Utensilien verfügen wir gerade mal nicht. Unsere 'Hö­hlenwanderung' beträgt daher nur fünf Meter, bis dass uns das eiskalte Wasser zu den Knien steht. Ab da noch 555 Meter ohne uns. Wäre sicher mal ein tolles Erlebnis ein 'Caving' vom 'Steamoutlet' bergan zum 'Steaminlet', an dem ein unterirdischer Wasserfall mit einer Höhe von drei Metern die Tour krönt (Department of Conservation - Te Papa Atawhai/NZ Government). Die Höhlenöffnung ist kreisrund, wie mittels einer Tunnelbohrmaschine gefräst, jedoch allein von der Wasserkraft geformt. Wir halten uns noch eine Weile am kühlenden Lauf des Rivers auf und steigen erst spät wieder zur Picknickzone hinauf, um uns in Richtung Christchurch (dem Ende unserer Tiki-Tour über die Südinsel NZ) zu wenden.
Rast in Darfield. 1850 als Viehstation unter dem Namen Homebush gegründet, hat der Ort immer noch nicht 2.000 Einwohner erreicht. Und doch bietet er zwei Bäckerei-Cafés an. Ein modernes, ein uriges. Wir entdecken das moderne zuerst und werden von einem köstlichen Angebot an Süßspeisen, wie auch herzhaften Pasteten überrascht (darfieldbakery bei Facebook). Der Kaffee ist super und die Kekse exzellent. Im Allgemeinen kann ich mich sowieso nicht über die Qualität der Versorgung beklagen. Allerdings diene ich kaum aus Maßstab für alle Geschmäcker, obwohl man mir (Nudeln mal ausgenommen) fast alles vorgesetzen kann.
Von Darfield nach Christchurch ist die Autofahrt eher langweilig. Die für NZ typischen mehrere Meter hohen Windschutzhecken sind fast die einzige Attraktion. Die Flächen druhmherum werden landwirtschaftlich genutzt. Ackerbau und Viehzucht, wie man sie auch bei uns kennt. Keiner würde Fotos für sein Urlaubsalbum machen. Zimtsternchen ausgenommen.
Die letzten beiden Übernachtungen hat Evchen (wie fast alle) mit Hilfe von Zimtsternchen in South Brighton gebucht. Eine logistische Meisterleistung, wenn man bedenkt, dass alles zuvor auf der Karte geplant werden musste. Die Driver (einige tausend Kilometer auf der Uhr) sind müde, werden jedoch noch einmal an den Strand 'verschleppt'.­ Da gibt's nicht viel zu sehen. Der Sturm bläst die Haare vom Kopf und zerrt an der Kleidung. Schnell zurück ins warme Hüttchen. Oder in 'meine' Blechbüchse, die Tin Can.

Rudi Nauschütt

11.01.2019
05:01
Arthur's Pass - 10.01.2019

Es zieht uns wieder ins Gebirge. Dafür müssen wir über 200 Kilometer fahren. Doch das ist nicht nur eine Autofahrt, sondern Sightseeing pur. Wir könnten häufiger anhalten als es möglich ist. Irgendwie wollen wir alle Eindrücke einfangen und konservieren. Da kreisen Raubvögel über den Wiesen, staksen Lamas im Gehege, werden halb ausgetrocknete, kilometerbreite Gletscherströme auf einspurigen Brücken im Zeitlupentempo überquert ... So viele Eindrücke! Hier und da frequentieren wir eine Parkbucht, lassen den Verkehr vorbeirauschen und .... suchen einen Kanaldeckel. Richtig gelesen!
Streetartkünstler benutzen besonders kunstvoll gegossene Schmuckstücke für individuelle T-Shirt-Drucke. Sie bestreichen die Deckel mit Textilfarbe, legen das (unbedruckte, weiße) Laibchen drauf und fertigen mit einer harten Malerrolle einen Abdruck. Zimtsternchen hats' im Netz gesehen und möchte es selbst ausprobieren. Sie hat (kaum zu glauben) das entsprechende Material in ihrer Reisetasche aus Deutschland herbei geschleppt. Allein der Deckel fehlt ihr jetzt noch als Vorlage. Und lässt sich bisher auch nicht finden. Die wenigen Abdeckungen sind eher profan. Entweder steht 'WATER' drauf, oder garnix.
Unterwegs machen wir in Oxford eine Kaffeepause. Oxford/Neuseeland. Viele Gemeinden tragen einen Namen, den wir von der britischen Insel her kennen. Schmucke Gullideckel entdecken wir allerdings auch in diesem Oxford nicht. So sehr wir auch danach suchen.
Wir setzen die Fahrt fort. Das Navi im voranfahrenden 8-Personen PKW der Schmitzchens dirigiert uns. Manchmal streikt es - zu heiß gelaufen, zu kalt, zu verwirrt - dann hält unser zwei Fahrzeuge-Troß auf einer 'Shoulder' (geschotterter Straßenrand), die 'Piloten' warten, dass sich die Elektronik wieder 'gesammelt' hat. Weiter geht's!
Auf diese Art und Weise erreichen wir entspannt die Bergregion, rasten an einem Hang, der mit bizarren Felsen gespickt ist (Castle Hill). Die perfekte Filmlocation für einen Fantasy-Movie oder einem Beitrag für das neue GEO-Heft.
Kurz vor dem Ziel, an einem See, schauen den Tauchversuchen junger Enten zu. Im Gebüsch hüpfen Spatzen. Sie tschirpen um die Wette. Ein Buchfink mischt sich unter die quirlige Schar und pickt seelenruhig seine Mahlzeit. Mücken, hoffen wir, damit sie uns nicht mehr peinigen. Die jungen Enten watscheln jetzt wie auf Kommando auf uns zu, rennen uns über die Füße und erkunden neugierig die Hühneraugen an den kleinen Zehen. Allerdings haben wir keine. Hühneraugen. Dennoch scheinen sie mit dem Vorgefundenen zufrieden, sind dermaßen anhänglich, dass wir im Weggehen schon etwas mehr Tempo geben müssen, um ihrem Forschungsdrang zu entkommen.
Das Motel am Arthur's Pass wirbt mit einem riesigen (Urkiefer) Vogel. Dem Moa. Er wurde bis zu vier Meter groß, konnte nicht fliegen, nur laufen, doch nicht sehr schnell. Das wurde sein Verderben. Außerdem schmeckte er offenbar so gut, dass die Bestände seit der Besiedlung NZ innerhalb von weniger als 200 Jahren aufgegessen wurden. Im Busch haben die Besitzer des Motels ihm zu Ehren eine Statue aufgebaut, sie ist originalgroß, gelb und hat einen roten Schnabel. Ob das Modell ein schöner Anblick ist, bleibt jedem selbst überlassen. Mich stört es nicht. Ich bin nur darüber besorgt, dass künftig noch mehr Arten ausgerottet werden. Der Kiwi zum Beispiel. Hunde und Katzen, das Opossum sind seine Feinde - und Autoreifen.
Uns wird ein Platz für die Tin Can zugewiesen. Mit Elektrizität und unmittelbar am Eingang zum Restaurant. Schmitzchen sind mit ihrer 'festen' Behausung nicht ganz so glücklich, da sie sich diese mit einem Schwarm Fliegen teilen müssen, die sie nicht loswerden. Für eine Übernachtung wird's doch reichen?
Bevor das Wetter umschlägt, so genau kann man das in dieser Region nicht vorhersagen (vom Westen rollen Wolken auf die Berge zu, im Süden bleibt es trocken - und wir befinden uns mittendrin), setzen wir uns wieder fahrtechnisch in Bewegung und ächzen im Dritten die Passstraße hinauf, bis zum Scheitelpunkt. Auf dem Parkplatz 'lauern' einige Keas (Bergpapageien, die nur hier vorkommen) auf leichte Beute. Gern knabbern sie Autogummis und 'mißbrauchen' sie als Kaugummi. Doch heute scheinen sie lustlos. Keas sind äußerst intelligent und entwickeln sprichwörtlich eine diebische Freude an Streichen. Sie hüpfen in offene Fahrzeuge, zupfen an abgestellten Rücksäcken, klauen alles was nicht niet und nagelfest ist. Wie gesagt, wenn sie dazu Lust haben. Heute wackeln sie nur scheinheilig umher, als seien sie ganz normale Bergbewohner. Als ihnen eine Horde Fotografen zu nah auf die Federn rückt, heben sie ab und fliegen davon. Das hat den Vorteil, dass wir nicht bestohlen werden und ihre roten Federn unter den Flügeln sehen können. Das Obergefieder hat sich nämlich der Farbe der Berge angepasst, es ist überwiegend grau.
Der Pfad zum Wasserfall ist 'mundgerecht' ausgebaut. Heißt: Man kann ihn ohne weiteres in Badelatschen bewältigen. Das bedeutet jedoch nicht automatisch, dass es ein Klacks ist, die hundert Stufen zu nehmen und sich den steilen Schotter hinauf zu mühen. Nach etwa einer halben Stunde erreichen wir prustend eine hölzerne Plattform. Vom Grat schießt Gletcherwasser in einer riesigen, bleichen Fahne den schroffen Fels herab, um sich wenige Meter vor uns in einen reißenden Gebirgsbach zu verwandeln. Nass werden wir auch. Auffrischender Wind bläst uns die feinen Nebel-Tropfen ins Gesicht. Stehen wir länger an diesem Ort, werden wir vermutlich vollkommen 'geduscht' sein. Den Badelatschen macht das immerhin nichts aus.
Zurück am Auto macht sich ein Kea an Zimtsternchens Rucksack zu schaffen. Tja, das hätte er nicht tun sollen, denn jetzt gibt es von ihm und Anne ein schickes Selfie auf Instagram.

Rudi Nauschütt

11.01.2019
04:25
Robbe killt Krake - 09.01.2019

Der heftige Wind fordert seinen Tribut. Alle Walbeobachtungstouren per Schiff werden abgesagt. Die Katamarane bleiben im Hafen. Wir erhalten unser Geld zurück. Für einen Augenblick erwägen wir die Heli-Variante. Bei dem Seitenwind? Sei kein Problem, versichern uns die Piloten. Auch sie werben jetzt um jeden 'Walegucker'. Wie hoch denn die Chance sei, einen Pottwal zu sehen, wollen wir gerne wissen - bei einer Schiffstour ist sie nahezu treffsicher. 50/50, heißt es. Pottwale halten bis zu 40 Minuten die Luft an, können bis zu 3.000 Meter tief abtauchen - dann bleiben sie für Hubschrauberausflügler unsichtbar. Eine Garantie, sie zu sehen gebe es nicht, selbst wenn wir den längeren 'Ritt' in 500 Fuß Höhe (152 Meter) buchen. Delfine seien jedoch immer 'drin', auch Buckelwale - gelegentlich. Wir überlegen kurz, entscheiden uns jedoch für die Weiterfahrt.
Stattdessen steuern wir den höchsten Punkt der Halbinsel an. Von hier oben aus können wir zwei Buchten einsehen. Das Meer ist kabbelig, die Sicht aber gut. Die Gipfel der Bergkette im Norden lugen aus einem Wolkenkranz hervor. Der weite Himmel über Wasser und Land präsentiert sich heiter. Wale sind jedoch auch von hier aus nicht zu entdecken. Im Windschatten des 'Aussichtsbergs' befindet sich der Hafen Kaikouras. Er bietet gerade mal Platz für vier 'Forschungsboote' mit der Aufschrift 'Whale watching'. Schade, dass es heute nix wird mit unsrer Wal-Tour.
Über den State Highway 1 geht es wieder Richtung Süden. Immer an der blauen Bucht des Südpazifik entlang. Die Fahrbahn und die Eisenbahnschienen sindnach dem zerstörerischen Erdbeben (Weihnachten 2016) zum größten Teil wieder hergestellt. Damals wurde innheralb weniger Minuten die ganze Region verwüstet. Erdrutsche demolierten die einzige Nord-Süd Verbindung und die Stadt war von der Außenwelt für Wochen abgeschnitten. Touristen wurden von der NZ-Marine ausgeflogen und die Versorgung der Bevölkerung erfolgte über eine Luftbrücke. Das releativ kleine Land NZ erbringt täglich einen enormen Einsatz an Wiederaufbauarbeit und wenn man bedenkt, dass Deutschland als vermeintliche Wirtschaftsmacht, seine Probleme beim Straßenbau hat, können wir nur den Hut vor der Kiwi-Leistung ziehen.
Im Vorbeifahren entdecken wir sie. Robben. Es scheint, sie tummeln sich aus Vergnügen. Beim näheren Hinsehen entpuppt sich das 'Spiel' als Beutekampf. Eine Robbe hat sich einen riesigen Kraken geschnappt, der sich mit seinen Tentakeln heftig wehrt. Rolle vorwärts, Rolle rückwärts, umschlingen mit 'tausend' Armen, kräftig beißt die Robbe zu. Weitere Robben-Artgenossen eilen zu Hilfe ... Der Fight dauert. Wir verfolgen staunend das ungewöhnliche Naturschauspiel. Der Ausgang dürfte zu Gunsten des Säugers ausgehen. Noch während wir die Kameras einpacken und uns wieder auf den Weg machen, tauchen die Kontrahenten erneut aus den Wellen auf. Wir vermuten, dass der Octupus genüßlich verspeist wird.
Die 1 folgt in diesem Abschnitt einer wunderschöne Streckenführung. Einige Meilen verläuft die Trasse immer am Wasser entlang, um anschließend in hügeligere Landschaften zu schwenken, wiederum in bekannter Weise rauf und runter. Die wenigen Ortschaften, durch die wir fahren, bestehen meistens nur aus einer Handvoll Häuser. Einkehrmöglichkeiten? Fehlanzeige. Die heutige Tour endet im 60 Kilometer entfernten Cheviot, einem kleinen Nest. Wir 'landen' auf einem schnuckeligen und liebevoll angelgten Campingplatz. Schmitzchens beziehen ihre Hütten, die Tin Can parkt auf der Wiese davor. Vogelgezwitscher empfängt die Neuankömmlinge, der alte Hofhund hebt den Kopf und eine dicke Katze streift umher. Auf der Koppel langweilen sich zwei Pferde, eines entspricht in Farbe und Tupfengebung dem 'Kleinen Onkel' aus Astrid Lindgrens 'Pippi Langstrumpf'. Ein Esel hat sich inzwischen dazu gesellt und mampft Gras. Ein verträumter Platz im Grünen, umgeben von sanften Hügeln. Eine 'Portion Mittelerde'.
Nach einer Kaffeepause machen wir uns nochmal auf den Weg. Rein in die Familienkutsche und nix wie an den Strand der Gore Bay. Dazu mussen erstmal 8 Kilometer 'Achterbahn' auf dem Touristic Drive (das sind immer lohnenswerte Umwege) überwunden werden.
Über die Bucht breitet sich die feine Gischt aus wie ein transparentes Laken. Einige Surfer versuchen sich ab der vierten Welle. Ab und zu gelingt ihnen ein längerer Ride auf dem Brett. Der Sprung ins kühle Meer fordert etwas Überwindung. Das gilt besonders dann, wenn man keinen Neopren-Anzug übergezogen hat. Wer badet schon im Neopren? Ich spare mir den Aufwand und nehme auf einem Stück Treibholz eine 'Auszeit'.
Nach dem Plantschen, die einen bis zur Hüfte, die andren bis zum Knöchel: Die touristische Nebenstrecke führt in einem weiten Bogen wieder zum Ausgangsort zurück, sie bietet dabei an einer Stelle einen wildromantischen Ausblick auf verborgene, zerfurchte und kerzengrade Klippen, die landeinwärts gerichtet sind und Cathedral Cliffs genannt werden, 'Kathedralentü­rme' die nicht vom berühmten katalanischen Architekten Gaudi sondern mindesten ebenso gut von Wind und Wetter geformt wurden. Im Hintergrund schimmert der blaue Pazifik. Keine Frage, wir haben wieder einmal ein Eckchen Paradiesgarten entdeckt.

Rudi Nauschütt

08.01.2019
19:55
Selfie mit Robbe - 08.01.2019

Unsere Walbeobachtungs-Tour soll am Spätnachmittag starten. Es bleibt Muße für einen Miniausflug zur Kolonie der Robben auf der Peninsula von Kaikoura. Über die Esplanade durch den Ort, der vom letzten schweren Erdbeben (2016) noch gezeichnet ist und Baulücken aufweist, die nur allmählich wieder geschlossen werden, sind es etwa fünf Kilometer bis zum Car Park. Der ist gut besucht, sprich bis auf einen Platz voll. Alle Parkplatzsuchende kommen her, um Seals (Pelzrobben) zu sehen. Im Gegensatz zum gestrigen Lookout (Kindergarten der Heuler), 'lümmeln' sich nur vereinzelte erwachsene Tiere auf den Kalksandsteinplatten. Furchen im Fels sind gute Verstecke für ruhesuchende Robben. Passt man nicht auf, fällt man rein und kann sich direkt neben sie legen. Wir kommen ziemlich nah an die 'Koloniebewohner' heran. Etwa zehn Meter Abstand sollten es allerdings schon sein. Die 'Jungs' können auch mal ungemütlich werden, wenn man ihnen zu nah auf ihren Pelz rückt. Mit einem Tele lassen sich auch so sehenswerte Fotos schießen. Selbst mit der Smartphonekamera. Bedeutet, sich in die geeignete Position bringen - im Background der 'Seehund'. Er sollte möglichst interessiert die Nase heben. Deren Interesse an Selbstportraits von Menschen-Models scheint jedoch gering. Die Tierchen 'gehen unbeirrt ihrem Tagesgeschäft nach': Dösen, sonnen und verdauen.
Fertig? Links - Mensch lächelt in den Auslöser, ein paar Meter rechts, ein blinzelnder Meeresbewohner schielt schräg ins Objektibv. Klick! Hochladen auf Instagram ...
Die Schmitzchens überbrücken die Wartezeit (zwischen Robben und Walen) mit einem weiteren Minigolf-Spiel. Wir lassen uns von ihnen zuvor an einem kleinen Park mit blühenden NZ-Xmas-Trees absetzen. Ein offener 'Laubengang' aus skelettierten Walrippen lädt zum 'Drunterhergehen' ein. Zimtsternchen fotografiert, ich sitze auf einer Bank, starre in die Ebbe und denke an Hemingways Erzählung, 'Der alte Mann und das Meer' (der betagte Fischer Santiago kämpft mit einem riesigen Marlin, den größten Fang seines Lebens - der dummerweise nach dessen Tötung und während des Außenbordtransports (der Fisch ist zu riesig, um ihn an Deck zu spedieren) von Haien verspeist wird. Santiago bleibt bei der Ankunft im Hafen nur noch das Skelett des Fisches.
Endlich, wir stehen vor dem Front-Desk des Walbeobachtung-Büros. Gleich soll sie starten, die Tour.
CANCELLED.
Nee, das kann jetzt nicht ... !
Doch: Die Wellen seien zwei Meter hoch, zu gefährlich für Landratten, heißt es. O.k., dann vielleicht morgen nachmittag...? Geht ... !
Wir müssen also noch eine Nacht in Kaikoura bleiben. In einem klitzekleinen Ort mit büdchenhaften Schnellrestaurants, Irish Pub und Souvernierläden. Alle schon durch. Was unternehmen wir dann den ganzen Tag über, bis es zu den Pottwalen geht? Nicht schon wieder Minigolf und Andenkenläden, brummt Evchen. Nicht schon wieder Hemingway, knurre ich innerlich. Es läuft heute wie in seiner Geschichte, du meinst einen Fang gemacht zu haben und hast am Ende ... nix.
Glücklicherweise kommt uns eine Meinungsumfrage recht. Frau Dr. Sowieso, von der Universität Sowieso, erhebt Informationen von Urlaubern (wie uns) für die Auswertung ihrer touristischen Fakultät (oder ähnlichem). Ein Fragebogen mit - weiß der Himmel wieviel sie wissen möchte. Miri meint, wir hätten ja Zeit und können durchaus mal was für die Forschung tun. Nun gut, warum nicht? Wir beantworten pflichtbewußt alle Fragezeichen und haben doch keine Antwort darauf, was man zwei ganze lange Tage in diesem Ort macht, sind die Wale aus - oder das Wetter schlecht, oder das Fastfood nicht nach unsrem Gusto. Schlicht gibt es einfach zu wenige Alternativen. Denken wir.
Was würde wohl der olle Santiago in einer ähnlichen Situation tun?
Er träumt von Löwen an einem afrikanischen Strand.
Und was lernen wir daraus? Es gibt immer Träume, auch wenn's mal schief läuft. BE HAPPY!

Rudi Nauschütt

07.01.2019
20:40
Stau im Paradies - 07.01.2019

Der historische Bahnhof der Kleinstadt Blenheim wurde schon vor längerer Zeit eisenbahntechnisch stillgelegt. Er dient nun nur noch einem Zweck, dem der Weinverkostung edler, regionaler Tropfen. Immerhin befinden wir uns in einem Weingebiet. Im umgebauten ehemaligen Wartesaal laden Tische und Bänke zum Verweilen ein. Interessant etikettierte Flaschen in Kühltheken warten auf uns. Ich sag mir: Man könnte durchaus ein Schlückchen ... Dagegen spricht nur eins: Es ist gerade mal 10 Uhr morgens. Für gewöhnlich kein geeigneter Zeitpunkt Baccus zu entkorken. Oder aus den reichlich vorhandenen Zapfhähnen ein Pröbchen zu stibizen. Von der im wahrsten Sinn ernüchternden Erkenntnis eingeholt zupfe ich ein paar Prospekte aus einem Werbe-Display. Die sind zwar kein vollwertiger Ersatz für ein feuchtfröhliches Gelage, doch sie dokumentieren, wie es hätten sein können, wenn es hätte sein sollen. Bestenfalls bleibt man demnächst zwei Tage. Demnächst? Warum eigentlich nicht? Eine weitere Reise nach NZ - irgendwann?
Mit den Propekten im Gepäck machen wir uns auf den Weg. Ein Weg durch eine spärlich bewachsene Hügellandschaft. In den Tälern hingegen stehen prächtig grüne Weinstöcke entlang der Straße Spalier. Und wir nach etwa einer Stunde für weitere eineinhalb Stunden in einem Stau. Totalsperrung der einzigen Verkehrsader dieser Region. Eine Ausweichmöglichkeit gibt es nicht. Die Schlange wird immer länger und wir sind mittendrin.
Es muss etwas passiert sein. Obwohl wir heute zügig über die 1 vorankommen (nicht im allzu lahmen Gang) werden wir häufig überholt. Das bei zum Teil schlechter Sicht. Wer weiß, wem das letztendlich zum Verhängnis wurde. Warum es an diesem Tag so auffallend viele eilig haben, bleibt ein Rätsel. Wir warten geduldig und verfolgen das ganze 'Programm': Rettungshubschrauber, Krankenwagen, Polizei und Abschleppdienst. Schließlich wird der Verkehr an der Unfallstelle (PKW vs. LKW in einer engen Kurve) vorbeigeschleust. Der PKW sieht übel aus. Die Zugmaschine des LKW hat sich mit dem Hänger zusammengefaltet. Betroffenheit-
Zum Glück gibt's auch schöneres zu berichten. Von einer Robbenkolonie unmittelbar neben dem State Highway. Eigens für die neugierigen Touristen wurde oberhalb der Klippen ein Parkplatz mit Aussicht geschaffen. Aus erhöhter Position können wir die Tiere (es sind Pelzrobben) in ihrem natürlichen Lebensraum beobachten. Die Jungtiere mögen gerade mal drei Wochen alt sein. Wie in einem wuseligen Kindergarten geht's dort unten zu. Einige Heuler tummeln sich in einem von der letzten Flut hinterlassenem 'Pool', andere werden gesäugt und die ersten beginnen damit, sich wie die Kesselflicker zu raufen. Man könnte dem Treiben stundenlang zuschauen, doch kalter Wind landeinwärts treibt uns schließlich wieder in die Fahrzeuge. Wir setzen unsre Fahrt fort. Nach Kaikoura.
Das Abendprogramm sieht für uns folgendes vor: Pfannkuchenbacken in der Gemeinschaftsküche des 'Holiday Parks'. Die Teilnehmer: Wir alle. Irgendwie kriegt jeder von uns einen Job. Schnibbeln, Teigrühren ... Eine Mordsgaudi, aber nur wenn man nicht pingelig ist und verbogene Pfannen ignoriert, mit denen man trotzdem versucht, kulinarisch zum Erfolg zu kommen. Auch die Herdplatten können eine Herausforderung sein. Mal zu heiß, mal zu kalt, mal garnicht. Im Raum entwickelt sich zudem eine Geräuschkulisse wie in einer Kantine zur Mittagszeit. Es kocht 'die Welt'. Von Asien über Amerika bis nach Europa - NZ hat viele Nationen zu Besuch. Gefährlich ist es in diesem 'Getümmel', in dem die einen essen, die anderen spülen und wieder andre die Töpfe schwenken, auch noch. Neben unsrem Herd explodiert unverhofft die Glasschüssel des Nachbarn unter der Hitze eines offensichtlich übermotivierten Ceranfelds. Ein undefinierbarer Brei ergießt sich über die rotglühende Glasfläche. Es zischt und kokelt, es stinkt und qualmt. Zum Glück wurden hier keine Rauchmelder oder gar eine Sprinkleranlage installiert. Die Folgen wären fatal, nass zumindest. Schnell öffnen wir die Fenster, damit die Schwaden abziehen können. Tun sie jedoch nicht. Die ersten 'Teilnehmer' des Kochmarathons beginnen zu hüsteln.
Uns drängt es instinktiv ins Freie. Der einzige unbesetzte Tisch wird jedoch von Möwen 'bewacht'. Sie laueren darauf, einen Happen zu erwischen. Unser Versuch Outdoor zu essen, wird jäh von einem dieser äußerst frechen Seevögel beendet, der ein Stück von unsrer Avocado raubt. So bleibt uns nur das Mahl im Essendunst (dem eigenen und der anderen), Geschirrgeklapper und einer laut anschwellenden Kakaphonie aller denkbaren Idiome dieses Planeten. Das Produkt unsrer Kochkünste ist bedauerlicherweise auch nicht so der Hit, wie wir uns ihn vorgestellt haben. Sei's drum. Don't worry, be happy!

Rudi Nauschütt

07.01.2019
06:27
Bad mit Robbe - 06.01.2019

Die Scenic Route nach Picton beginnt unmittelbar hinter der Ortsgrenze von Havelock. Wir folgen der kurvenreichen Straße entlang des Marlborough Sounds, der sich in viele Wasserarme teilt. Die Sicht ist hervorragend und wir nutzen nahezu jede Parkbucht für einen Fotostopp. Vermutlich ist für viele, die NZ nur aus Bildbänden oder TV-Beiträgen kennen, die ein oder andere Perspektive bereits vertraut. Derartige Postkartenmotive sind unzählige Male in der Welt 'in Umlauf'.
Am Straßenrand blühen wilde Lauchpflanzen blau und weiß. Ihre sternförmigen, zarten Glockenblüten locken die Hummeln, die zahlreich und im schwerfälligen Flug landen. Manchmal auch auf Mützen und T-Shirts. Allein Gewächse wie diese könnten ganze Fotoalben füllen. Während wir daheim eine einzige Blume mühsam großziehen, gedeihen Millionen in diesem Klima prächtig. Auch der neuseeländische Christmas Tree ist unbedingt zu erwähnen. Seine roten, flaschenputzergleichen 'Fruchtstä­nde' entfalten sich um Weihnachten, woher der Eisenholzbaum (Metrosideros excelsa), in Maori Pohutukawa genannt, seinen Beinamen verdankt.
Von den Anhöhen haben wir einen umfassenden Überblick. Der verzweigte Sund ist dank der Flut vollständig in türkis-blaues Gewässer getaucht. Jede einzelne Bucht ist für sich ein kleines Paradies. "Da hinten auf der andren Seite haben wir gestern unsre Mittagspause gemacht". Gestern, eine Tour die wir heute über Berge und durchs Tal mit dem Auto abfahren - gestern haben wir sie in Ufernähe mit dem Kajak zurückgelegt. Wären wir nur noch zwei weiteren Buchten gefolgt, hätten wir sogar Picton erreicht. Vermutlich im Windschatten des imposanten Kreuzfahrtschiffs, welches heute im Holzhafen (einer Nebenbucht der Stadt) anliegt. Das schwimmende Luxushotel passt überhaupt nicht ins Landschaftsbild. Und doch, so ein Monstrum, dass nahezu die gesamte Fahrrinne ausfüllt, aus deren Aussenlautsprechern laute Partymusik wummert, dessen Schornsteinen dünne Rauchfahnen entweichen und an dem man die Kabinenfenster wie Waben eines Bienenstock zählen kann, ist ein gefundenes 'Fressen' für Motivjäger. Dementsprechend versammeln sich recht viele an den exponiertesten Lookouts und 'schießen' ihre SD Karten voll. Wir - selbstverständlich - sind wieder dabei.
Picton. Die Stadt platzt infolge einer Touristenschwemme aus allen Nähten. Das Kreuzfahrtschiff entsendet dutzende Shuttlebusse, die jeweils wiederum dutzende Passagiere 'ausspucken'. An der Touristeninfo im Hafenbereich 'knubbeln' sich die Ausflügler. Es drängt sich auf den Gehwegen. Die Geschäfte haben auch heute am Sonntag geöffnet und Ladenbesitzer dürften sich über einen guten Umsatz freuen. In Picton kann man im wahrsten Sinne des Begriffs von einer Einkaufsmeile sprechen. Laden an Laden, Restaurants, Cafes, Bars und Schnellimbiss. Für die etwa 1,5 Kilometer lange Geschäftsstraße benötigen wir fast zwei Stunden. Schnecken sind schneller.
Endlich, ich bin froh, dem Rummel zu entfliehen, 'erwische' noch ein paar Oldtimer-Fahrzeuge mit meinem Objektiv, einen abfahrenden Nostalgiezug, den eine zünftige Dampflok der Goldgräberzeit treckt, um in Folge die Tin Can hinter der Familienkutsche in Richtung Süden zu lenken.
Bevor wir das nicht weit entfernte Blenheim ansteuern, wo wir die Nacht verbringen wollen, gönnen wir uns noch einen kleinen Abstecher zur Monkey Bay (Affenbucht).
Man erreicht das maritime Kleinod über eine Treppe, mittels der man einen Felsen überwindet, der tief ins Meer ragt. Talseitig folgen wir einen schmalen Pfad entlang der Klippe und finden uns auf dem winzigen Strand, eingebettet zwischen hochragenden Wänden aus Kalkstein, wieder. Zum Teil sind sie unterspült. Eine halb überspülte Höhle, in der die Wellen an die Tunnelwände klatschen, verbindet gar diese Bucht mit einer weiteren.
Die Damen gehen baden. Als sie so wonnig vor sich hin plantschen, taucht knapp hinter ihnen eine freundliche Robbe aus der Tiefe. Sie schaut dem Treiben zunächst aus dem Wasser zu, dann scheint sie einen günstigeren Platz zu suchen, findet ihn auch in Form eines der Bucht vorgelagerten Felsklippe. Da schiebt sie sich elegant hinauf und hält - wie ein wachsamer Bademeister - die Schar im Blick. Die nun folgende Szene erscheint geradezu surreal, als hätte sie Peter Jackson in einem seiner fantasiereichen Filme geplant. Die Robbe verharrt einige Zeit in der gewählten Position, verdeckt ab und zu die Augen mit ihrer Flosse, klatscht sich damit den Bauch, um irgendwann wieder in die Wellen zu rutschen und im gebührenden Abstand an den Badegästen vorbei zu paddeln. Das macht sie gern in Rückenlage, so kann sie noch im Wegschwimmen den Menschen bei ihren vergleichsweise ungelenken Schwimmbewegungen zuschauen. Das Tier rollt sich und wedelt mit der Schwanzflosse, so als wolle sie noch ein paar nützliche Tipps spendieren, wie man Schwimmen richtig macht.
Ganz in der Nähe der Monkey Beach sollen Glühwürmchen in Höhlen 'wohnen'. Den Höhleneingang finden wir, er ist glitschig und ein enger Stollen führt tief in den Berg, sodass man nicht mehr die Hand vor Augen sehen kann. Glühwürmchen zeigen sich nicht, nur eine Menge Moskitos. Wir ziehen es vor, unseren Forscherdrang zu unterdrücken und treten eilig den Rückweg an.

Rudi Nauschütt

06.01.2019
07:41
Kajak - 05.12.2019

Die Einführung durch den Experten für unfallfreies Kajakfahren ist umfassend und dauert fast eine Stunde. Gut, dass wir für einen kompletten Tag gebucht haben, sonst bliebe weniger Zeit für die Praxis im Wassersport. Es gibt Leute in der Gruppe, die ganze drei Tage paddelnd unterwegs sind und zwischendurch zelten. Miri hat sogar schon mal eine Woche auf der Mecklenburgischen Seenplatte 'gekajakt'. Insofern ihr schon etwas Erfahrung zu unterstellen ist und sie einstimmig zur 'Kartenträ­gerin' berufen wird. Ein derartig intensives Briefing hätte es in Deutschland allerdings nicht gegeben, teilt sie uns mit. Wir wollen nicht hoffen, dass wir eine 'Eskimo-­Rolle' machen, kentern oder gar in Seenot geraten. Die Marlborough-Sounds können tückisch sein, betont der Guide. Plötzlich auftretende Winde, hohe Wellen, Wetterumschwung oder Lenker von Motorbooten, die kleine Kajaks für Wasserflöhe halten. Und schlimmstenfalls drüberfahren. Letzteres sei heute die größte Gefahr für uns, heißt es. Das Wetter bliebe super, der Wasserspiegel sei glatt und Jetskis reichlich. Auf gfeht's!
Blick auf die Karte. Die Sounds sind miteinander verbunden, bei Ebbe aber nicht alle untereinander schiffbar. Sie ähneln (aus der Vogelperspektive betrachtet) verschlungenen Kraken-Tentakeln, die sich tief ins Landesinnere 'bohren'. Der von uns angepeilte Kurs deckt jedoch nur einen winzigen Ausschnitt ab. Vorbei an einigen Buchten und Stränden. Insgesamt 16 Kilometer (8 hin und 8 zurück).
Wir paddeln los, müssen nach einigen Schlägen nochmal an den Strand, da unsre Ruderleine gerissen ist. Das Ding ist jedoch fix repariert, dann cruisen wir entspannt am Ufer entlang. Reiher und Kormorane hocken in Ästen und glotzen uns an, Muscheln 'kleben' an den Felsen und manchmal segelt eine Möwe über uns hinweg, dass wir unwillkürlich den Kopf einziehen und hoffen, sie hält die Reste ihres Essens bei sich. Es ist ein friedliches Dahingleiten, allein betrieben durch Muskelkraft. Selten, dass ein vorbeifahrendes Boot eine höhere Bugwelle verursacht, durch die wir dann gemütlich schaukeln. Die Lenkung (mit den Füßen wird ein kleines Ruder am Heck bewegt) funktionierte nach einigen Minuten 'Training' perfekt. Der Vordermann (bei mir ist es Zimtsternchen) gibt Kommandos: Rechts, links, Stopp! So bewegen wir uns Kilometer um Kilometer voran bis zur Mittagspause, die wir am kleinen Strand eines idyllisch gelegenen Campingplatz abhalten, ausruhen und neue Power in die Arme pumpen.
Die Ebbe hat unsere Kajaks einige Meter vom Wasser getrennt. Wir müssen sie schleppen. Mit sechs Paar Händen kein Problem, nur der tiefe Schlick macht uns etwas zu schaffen. Gut, wenn man die Schlappen auszieht, die durch das Slippen das Feeling einer Schlammschlacht vermitteln. Macht aber Spaß, nicht jedem, aber mir. Ich wollte schon immer schlammcatchen. Den Punkt kann ich nun auch von meiner Basket-Liste streichen.
Wir hoffen auf etwas Rückenwind. Doch es brausen nur einige kurze leichte Brisen auf. Fürs Zurückpaddeln brauchen wir nahezu die selbe Zeit wie auf der Hintour. Zimtsternchen fotografiert intensiv. Ihre Order: "Kannze mal eben...", ich paddel und paddel, sie findet es toll. Immerhin, so hoffe ich, werden es garantiert stimmungsvolle Bilder. Ein schweißgebateter Rudi, der mit Paddel fuchtelt. Irgendwann erledigen wir beide dann doch wieder gemeinsam den Job, der dicke Oberarme macht. Übt man ihn täglich aus.
Der Tag geht (wieder einmal) viel zu schnell zu Ende. Wir ziehen die Kajaks an Land, melden uns beim Vermieter ab. Der wird erleichtert sein, dass wieder einmal eine Hand voll Greenhorns den Ausflug trocken überstanden haben. Zurück geht's zum Platz nach Havelock. Auf dem wir fettige Pommes und ebenso fetttriefenden Fisch aus dem Schnellrestaurant 'umme Ecke' essen.

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